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Faber, Ludolph: Die letzte und beste Vocation eines treuen Dieners Jesu Christi. Wolfenbüttel, [ca. 1723].

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einsmal einen Prediger / der über viele Verdrießlichkeiten / bey treuer Ausrichtung seines Amts / klagete / da er ihn auf ein Crucifix wieß mit diesen Worten: Was hat dieser fromme Mann für treue Dienste der Welt gethan / und ist darüber ans Creutz geschlagen worden / wir sind nicht besser. Daher Melanchthon gesagt: Es ist die gröste Thorheit CHRisto dienen und doch nichts leiden wollen. Die klugen Hebräer haben bey denen Namen der Söhne Ismaels: Misma, Duma, Massa diese artige Gedancken: Misma hätte den Namen vom hören / Duma vom schweigen / Massa vom dulden. Hieraus machet einer diese feine Sitten-Lehre / die sonderlich ein Diener Gottes wol zu observiren:

Multa audi, dic pauca, feras quodcunque ferendum. Man muß viel hören / wenig sagen / Dabey sein Creutz gedultig tragen.

Das ist freylich von den Dienern GOttes wol in acht zu nehmen. Bey GOtt allein ist keine Veränderung / noch Wechsel des Lichts und der Finsterniß / bey seinen Dienern aber wol. Hier sind sie oft mit vielen truben Wolcken der Verfolgung umgeben / aber das Ungewitter wird bald vorüber gehen / und ihr Recht wird ans Licht kommen wie der Mittag. Sonderlich wird sich solche selige Veränderung an ihnen zeigen in der letzten Vocation / da ihnen die Krone der Gerechtigkeit wird beygeleget werden. Sie sind Diener JEsu / welch eine Ehre ist das? Und wie sie als Diener JESU gelebet / so werden sie auch als Diener JESU selig sterben. Von David heists / daß er entschlaffen / da er zu seiner Zeit gedienet hatte dem Willen Gottes. (Actor. 13, 36.) So werden treue Diener JEsu auch nicht verderben im Tode / sondern entschlaffen. Ihre Seele schläfft nicht / sondern die dienet GOtt vor seinem Throne / der Leib aber schläfft / und der soll einmal wieder herrlich hervor kommen / so daß ein treuer Diener JEsu seinem Heylande dort mit Leib und Seele in der grösten Ehre / Herrlichkeit und Seligkeit dienen wird. Da wird der Nachdruck dieser Worte uns recht bekannt werden. Wo ich bin da soll mein Diener auch seyn / und wer mir dienet / den wird mein Vater ehren; und wir werden aus der Erfahrung wissen / daß die letzte Vocation die beste sey.

einsmal einen Prediger / der über viele Verdrießlichkeiten / bey treuer Ausrichtung seines Amts / klagete / da er ihn auf ein Crucifix wieß mit diesen Worten: Was hat dieser from̃e Mann für treue Dienste der Welt gethan / und ist darüber ans Creutz geschlagen worden / wir sind nicht besser. Daher Melanchthon gesagt: Es ist die gröste Thorheit CHRisto dienen und doch nichts leiden wollen. Die klugen Hebräer haben bey denen Namen der Söhne Ismaels: Misma, Duma, Massa diese artige Gedancken: Misma hätte den Namen vom hören / Duma vom schweigen / Massa vom dulden. Hieraus machet einer diese feine Sitten-Lehre / die sonderlich ein Diener Gottes wol zu observiren:

Multa audi, dic pauca, feras quodcunque ferendum. Man muß viel hören / wenig sagen / Dabey sein Creutz gedultig tragen.

Das ist freylich von den Dienern GOttes wol in acht zu nehmen. Bey GOtt allein ist keine Veränderung / noch Wechsel des Lichts und der Finsterniß / bey seinen Dienern aber wol. Hier sind sie oft mit vielen truben Wolcken der Verfolgung umgeben / aber das Ungewitter wird bald vorüber gehen / und ihr Recht wird ans Licht kommen wie der Mittag. Sonderlich wird sich solche selige Veränderung an ihnen zeigen in der letzten Vocation / da ihnen die Krone der Gerechtigkeit wird beygeleget werden. Sie sind Diener JEsu / welch eine Ehre ist das? Und wie sie als Diener JESU gelebet / so werden sie auch als Diener JESU selig sterben. Von David heists / daß er entschlaffen / da er zu seiner Zeit gedienet hatte dem Willen Gottes. (Actor. 13, 36.) So werden treue Diener JEsu auch nicht verderben im Tode / sondern entschlaffen. Ihre Seele schläfft nicht / sondern die dienet GOtt vor seinem Throne / der Leib aber schläfft / und der soll einmal wieder herrlich hervor kommen / so daß ein treuer Diener JEsu seinem Heylande dort mit Leib und Seele in der grösten Ehre / Herrlichkeit und Seligkeit dienen wird. Da wird der Nachdruck dieser Worte uns recht bekannt werden. Wo ich bin da soll mein Diener auch seyn / und wer mir dienet / den wird mein Vater ehren; und wir werden aus der Erfahrung wissen / daß die letzte Vocation die beste sey.

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[0041] einsmal einen Prediger / der über viele Verdrießlichkeiten / bey treuer Ausrichtung seines Amts / klagete / da er ihn auf ein Crucifix wieß mit diesen Worten: Was hat dieser from̃e Mann für treue Dienste der Welt gethan / und ist darüber ans Creutz geschlagen worden / wir sind nicht besser. Daher Melanchthon gesagt: Es ist die gröste Thorheit CHRisto dienen und doch nichts leiden wollen. Die klugen Hebräer haben bey denen Namen der Söhne Ismaels: Misma, Duma, Massa diese artige Gedancken: Misma hätte den Namen vom hören / Duma vom schweigen / Massa vom dulden. Hieraus machet einer diese feine Sitten-Lehre / die sonderlich ein Diener Gottes wol zu observiren: Multa audi, dic pauca, feras quodcunque ferendum. Man muß viel hören / wenig sagen / Dabey sein Creutz gedultig tragen. Das ist freylich von den Dienern GOttes wol in acht zu nehmen. Bey GOtt allein ist keine Veränderung / noch Wechsel des Lichts und der Finsterniß / bey seinen Dienern aber wol. Hier sind sie oft mit vielen truben Wolcken der Verfolgung umgeben / aber das Ungewitter wird bald vorüber gehen / und ihr Recht wird ans Licht kommen wie der Mittag. Sonderlich wird sich solche selige Veränderung an ihnen zeigen in der letzten Vocation / da ihnen die Krone der Gerechtigkeit wird beygeleget werden. Sie sind Diener JEsu / welch eine Ehre ist das? Und wie sie als Diener JESU gelebet / so werden sie auch als Diener JESU selig sterben. Von David heists / daß er entschlaffen / da er zu seiner Zeit gedienet hatte dem Willen Gottes. (Actor. 13, 36.) So werden treue Diener JEsu auch nicht verderben im Tode / sondern entschlaffen. Ihre Seele schläfft nicht / sondern die dienet GOtt vor seinem Throne / der Leib aber schläfft / und der soll einmal wieder herrlich hervor kommen / so daß ein treuer Diener JEsu seinem Heylande dort mit Leib und Seele in der grösten Ehre / Herrlichkeit und Seligkeit dienen wird. Da wird der Nachdruck dieser Worte uns recht bekannt werden. Wo ich bin da soll mein Diener auch seyn / und wer mir dienet / den wird mein Vater ehren; und wir werden aus der Erfahrung wissen / daß die letzte Vocation die beste sey.

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Zitationshilfe: Faber, Ludolph: Die letzte und beste Vocation eines treuen Dieners Jesu Christi. Wolfenbüttel, [ca. 1723], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/faber_vocation_1723/41>, abgerufen am 20.04.2024.