Faber, Ludolph: Die letzte und beste Vocation eines treuen Dieners Jesu Christi. Wolfenbüttel, [ca. 1723].Evangelii nachdrücklich vorstellen / nicht mit Worten menschlicher Weißheit / Verdrehung der heiligen Schrifft / und Einmengung eigener Passionen und Absichten; sondern mit Beweisung des Geistes und der Krafft / daß ein Feuer und Trieb zum Glauben und zur Gottseligkeit / in den Hertzen ihrer Zuhörer / angezündet und erwecket werde. Dazu gehöret besonderer Fleiß / beständige Wachsamkeit / eifriges Gebet / und anhaltendes Nachsinnen. Wir können leicht dencken / wie viel Hindernisse uns hie in den Weg geworffen werden / wenn wir also suchen / unserm Beruff zu Folge / uns selbst / und die uns hören / selig zu machen; Aber dagegen sollen wir kämpfen / bis wir überwinden: Wer überwindet / heisset es / der soll mit weissen Kleidern angethan werden. (Apoc. 3, 5.) Ach JEsu! wie eine schwere Pflicht haben deine Diener zu beobachten / ehe sie so überwinden. Welch ein harter Kampf gehet vor solchem Siege her. Lehrer müssen kämpfen für sich als Christen / daß sie Glauben und gut Gewissen bewahren / und gegen alle Hindernisse des Teufels / der Welt und des Fleisches solchen Schatz in acht nehmen. Das ist ein Kampf / der geschehen muß in Gedult / (Ebr. 12, 1.) und mit Leiden / (Phil. 1, 27. 29. 30.) daher ist er sauer. Lehrer müssen aber auch kämpfen für andere / daß sie Sorge tragen für die Gemeinen / im heiligen Eifer brennen / wenn sie geärgert werden / (2. Cor. 11, 28. 29.) daß sie beten für ihre Gemeinen um göttliche Krafft im Guten auszudauren / (Rom. 15, 30.) daß sie vermahnen / straffen / warnen / dräuen / und darinn nicht müde werden. Da ist denn solcher Kampf so viel grösser / je grösser die Gemeinen sind / daran sie JEsu dienen / je mehr sich der Boßhaftigen finden / die sich als grosse Berge / wie dort (Zach. 4, 7.) ihnen in den Weg legen / daß sie ihr Amt / nach Erfoderung göttlichen Willens / nicht ausrichten können. Wenn der Drache streitet mit seinen Engeln / so müssen treue Diener JEsu / als Engel des himmlischen Michaels / auch streiten / daß der Drache und seine Engel nicht siegen / sondern ausgeworffen werden. (Apoc. 12, 7. 8.) Müssen sie dabey viel leiden / so haben sie auf JEsum ihren HErrn zu sehen / dem es nicht besser gangen / und sich damit aufzurichten. Solchergestalt tröstete der selige Lutherus Evangelii nachdrücklich vorstellen / nicht mit Worten menschlicher Weißheit / Verdrehung der heiligen Schrifft / und Einmengung eigener Passionen und Absichten; sondern mit Beweisung des Geistes und der Krafft / daß ein Feuer und Trieb zum Glauben und zur Gottseligkeit / in den Hertzen ihrer Zuhörer / angezündet und erwecket werde. Dazu gehöret besonderer Fleiß / beständige Wachsamkeit / eifriges Gebet / und anhaltendes Nachsinnen. Wir können leicht dencken / wie viel Hindernisse uns hie in den Weg geworffen werden / wenn wir also suchen / unserm Beruff zu Folge / uns selbst / und die uns hören / selig zu machen; Aber dagegen sollen wir kämpfen / bis wir überwinden: Wer überwindet / heisset es / der soll mit weissen Kleidern angethan werden. (Apoc. 3, 5.) Ach JEsu! wie eine schwere Pflicht haben deine Diener zu beobachten / ehe sie so überwinden. Welch ein harter Kampf gehet vor solchem Siege her. Lehrer müssen kämpfen für sich als Christen / daß sie Glauben und gut Gewissen bewahren / und gegen alle Hindernisse des Teufels / der Welt und des Fleisches solchen Schatz in acht nehmen. Das ist ein Kampf / der geschehen muß in Gedult / (Ebr. 12, 1.) und mit Leiden / (Phil. 1, 27. 29. 30.) daher ist er sauer. Lehrer müssen aber auch kämpfen für andere / daß sie Sorge tragen für die Gemeinen / im heiligen Eifer brennen / wenn sie geärgert werden / (2. Cor. 11, 28. 29.) daß sie beten für ihre Gemeinen um göttliche Krafft im Guten auszudauren / (Rom. 15, 30.) daß sie vermahnen / straffen / warnen / dräuen / und darinn nicht müde werden. Da ist denn solcher Kampf so viel grösser / je grösser die Gemeinen sind / daran sie JEsu dienen / je mehr sich der Boßhaftigen finden / die sich als grosse Berge / wie dort (Zach. 4, 7.) ihnen in den Weg legen / daß sie ihr Amt / nach Erfoderung göttlichen Willens / nicht ausrichten können. Wenn der Drache streitet mit seinen Engeln / so müssen treue Diener JEsu / als Engel des him̃lischen Michaels / auch streiten / daß der Drache und seine Engel nicht siegen / sondern ausgeworffen werden. (Apoc. 12, 7. 8.) Müssen sie dabey viel leiden / so haben sie auf JEsum ihren HErrn zu sehen / dem es nicht besser gangen / und sich damit aufzurichten. Solchergestalt tröstete der selige Lutherus <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0040"/> Evangelii nachdrücklich vorstellen / nicht mit Worten menschlicher Weißheit / Verdrehung der heiligen Schrifft / und Einmengung eigener Passionen und Absichten; sondern mit Beweisung des Geistes und der Krafft / daß ein Feuer und Trieb zum Glauben und zur Gottseligkeit / in den Hertzen ihrer Zuhörer / angezündet und erwecket werde. Dazu gehöret besonderer Fleiß / beständige Wachsamkeit / eifriges Gebet / und anhaltendes Nachsinnen. Wir können leicht dencken / wie viel Hindernisse uns hie in den Weg geworffen werden / wenn wir also suchen / unserm Beruff zu Folge / uns selbst / und die uns hören / selig zu machen; Aber dagegen sollen wir kämpfen / bis wir überwinden: Wer überwindet / heisset es / der soll mit weissen Kleidern angethan werden. (Apoc. 3, 5.) Ach JEsu! wie eine schwere Pflicht haben deine Diener zu beobachten / ehe sie so überwinden. Welch ein harter Kampf gehet vor solchem Siege her. Lehrer müssen kämpfen für sich als Christen / daß sie Glauben und gut Gewissen bewahren / und gegen alle Hindernisse des Teufels / der Welt und des Fleisches solchen Schatz in acht nehmen. Das ist ein Kampf / der geschehen muß in Gedult / (Ebr. 12, 1.) und mit Leiden / (Phil. 1, 27. 29. 30.) daher ist er sauer. Lehrer müssen aber auch kämpfen für andere / daß sie Sorge tragen für die Gemeinen / im heiligen Eifer brennen / wenn sie geärgert werden / (2. Cor. 11, 28. 29.) daß sie beten für ihre Gemeinen um göttliche Krafft im Guten auszudauren / (Rom. 15, 30.) daß sie vermahnen / straffen / warnen / dräuen / und darinn nicht müde werden. Da ist denn solcher Kampf so viel grösser / je grösser die Gemeinen sind / daran sie JEsu dienen / je mehr sich der Boßhaftigen finden / die sich als grosse Berge / wie dort (Zach. 4, 7.) ihnen in den Weg legen / daß sie ihr Amt / nach Erfoderung göttlichen Willens / nicht ausrichten können. Wenn der Drache streitet mit seinen Engeln / so müssen treue Diener JEsu / als Engel des him̃lischen Michaels / auch streiten / daß der Drache und seine Engel nicht siegen / sondern ausgeworffen werden. (Apoc. 12, 7. 8.) Müssen sie dabey viel leiden / so haben sie auf JEsum ihren HErrn zu sehen / dem es nicht besser gangen / und sich damit aufzurichten. Solchergestalt tröstete der selige Lutherus </p> </div> </body> </text> </TEI> [0040]
Evangelii nachdrücklich vorstellen / nicht mit Worten menschlicher Weißheit / Verdrehung der heiligen Schrifft / und Einmengung eigener Passionen und Absichten; sondern mit Beweisung des Geistes und der Krafft / daß ein Feuer und Trieb zum Glauben und zur Gottseligkeit / in den Hertzen ihrer Zuhörer / angezündet und erwecket werde. Dazu gehöret besonderer Fleiß / beständige Wachsamkeit / eifriges Gebet / und anhaltendes Nachsinnen. Wir können leicht dencken / wie viel Hindernisse uns hie in den Weg geworffen werden / wenn wir also suchen / unserm Beruff zu Folge / uns selbst / und die uns hören / selig zu machen; Aber dagegen sollen wir kämpfen / bis wir überwinden: Wer überwindet / heisset es / der soll mit weissen Kleidern angethan werden. (Apoc. 3, 5.) Ach JEsu! wie eine schwere Pflicht haben deine Diener zu beobachten / ehe sie so überwinden. Welch ein harter Kampf gehet vor solchem Siege her. Lehrer müssen kämpfen für sich als Christen / daß sie Glauben und gut Gewissen bewahren / und gegen alle Hindernisse des Teufels / der Welt und des Fleisches solchen Schatz in acht nehmen. Das ist ein Kampf / der geschehen muß in Gedult / (Ebr. 12, 1.) und mit Leiden / (Phil. 1, 27. 29. 30.) daher ist er sauer. Lehrer müssen aber auch kämpfen für andere / daß sie Sorge tragen für die Gemeinen / im heiligen Eifer brennen / wenn sie geärgert werden / (2. Cor. 11, 28. 29.) daß sie beten für ihre Gemeinen um göttliche Krafft im Guten auszudauren / (Rom. 15, 30.) daß sie vermahnen / straffen / warnen / dräuen / und darinn nicht müde werden. Da ist denn solcher Kampf so viel grösser / je grösser die Gemeinen sind / daran sie JEsu dienen / je mehr sich der Boßhaftigen finden / die sich als grosse Berge / wie dort (Zach. 4, 7.) ihnen in den Weg legen / daß sie ihr Amt / nach Erfoderung göttlichen Willens / nicht ausrichten können. Wenn der Drache streitet mit seinen Engeln / so müssen treue Diener JEsu / als Engel des him̃lischen Michaels / auch streiten / daß der Drache und seine Engel nicht siegen / sondern ausgeworffen werden. (Apoc. 12, 7. 8.) Müssen sie dabey viel leiden / so haben sie auf JEsum ihren HErrn zu sehen / dem es nicht besser gangen / und sich damit aufzurichten. Solchergestalt tröstete der selige Lutherus
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/faber_vocation_1723 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/faber_vocation_1723/40 |
Zitationshilfe: | Faber, Ludolph: Die letzte und beste Vocation eines treuen Dieners Jesu Christi. Wolfenbüttel, [ca. 1723], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/faber_vocation_1723/40>, abgerufen am 22.07.2024. |