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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767.

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von den feld-baum-garten-früchten.
früchte veranlassen zugleich den überfall, und die
rechte hirzu; im falle sie auf des nachbars grund,
und boden überhängen. Nicht minder kommen
die vorzüge der saat- früchte, wie überhaubt bei
hülfs-vollstreckungen, allso auch bei den concursen,
und andern vorschüssen derselben zum säen hirbei
in betrachtung. Man hat dabei auf die zehnten,
gülten, zinssen, auch die kosten, welche auf die
früchte verwendet worden sind, sein augenmerk zu
richten. Sie sind sowohl streitige, als auch un-
streitige, besteckete, oder unbekümmerte. Das
sprüchwort: wer säet, der erndtet, ist sowohl im
lehnrechte, als auch bei absonderung der pfarrer-
und anderer bedinten-witben, auch erben zu ge-
brauchen. Jn der andern ausgabe der abhande-
lung: an dotalitium cesset propter secundas nuptias,
s. 107 fgg., ist erwisen: daß man dise materi teils
nach den römischen, teils nach den teutschen rech-
ten beurteilen müsse; gestalt dann das römische
recht einen unterschid zwischen den fruchttragenden
sachen (res frugiferae), als aecker, gärten, wi-
sen etc, und zwischen den nicht fruchttragenden dingen
(res non frugiferae) gemacht. Bei jenen schlägt, nach
geschehener arbeit, das erwänte sprüchwort an.
Dahingegen, falls die einkünfte bürgerliche sind,
und kein teutsches recht, noch geding vorhanden
ist, werden sie nach der verflossenen zeit (pro rata
temporis) geteilet, L. 26, L. 58, p de vsufr.;
dafern sie noch nicht gänzlich gefällig, oder verses-
sen sind; besonders nach sachsen rechte, z. e. Mar-
tini, da die zinssen verfallen, Walpurgis, wegen
des lämmer-zehentens, der 15te august des gänße-
zehentens halber; Johannestag, in absicht auf
den fleisch-zehenten; im falle er mit gelte gelöset
wird; wenn er aber nicht bezalet wird, ist er schon
erwachsen, sobald das vih junge bekommen hat;

der

von den feld-baum-garten-fruͤchten.
fruͤchte veranlaſſen zugleich den uͤberfall, und die
rechte hirzu; im falle ſie auf des nachbars grund,
und boden uͤberhaͤngen. Nicht minder kommen
die vorzuͤge der ſaat- fruͤchte, wie uͤberhaubt bei
huͤlfs-vollſtreckungen, allſo auch bei den concurſen,
und andern vorſchuͤſſen derſelben zum ſaͤen hirbei
in betrachtung. Man hat dabei auf die zehnten,
guͤlten, zinſſen, auch die koſten, welche auf die
fruͤchte verwendet worden ſind, ſein augenmerk zu
richten. Sie ſind ſowohl ſtreitige, als auch un-
ſtreitige, beſteckete, oder unbekuͤmmerte. Das
ſpruͤchwort: wer ſaͤet, der erndtet, iſt ſowohl im
lehnrechte, als auch bei abſonderung der pfarrer-
und anderer bedinten-witben, auch erben zu ge-
brauchen. Jn der andern ausgabe der abhande-
lung: an dotalitium ceſſet propter ſecundas nuptias,
ſ. 107 fgg., iſt erwiſen: daß man diſe materi teils
nach den roͤmiſchen, teils nach den teutſchen rech-
ten beurteilen muͤſſe; geſtalt dann das roͤmiſche
recht einen unterſchid zwiſchen den fruchttragenden
ſachen (res frugiferae), als aecker, gaͤrten, wi-
ſen ꝛc, und zwiſchen den nicht fruchttragenden dingen
(res non frugiferae) gemacht. Bei jenen ſchlaͤgt, nach
geſchehener arbeit, das erwaͤnte ſpruͤchwort an.
Dahingegen, falls die einkuͤnfte buͤrgerliche ſind,
und kein teutſches recht, noch geding vorhanden
iſt, werden ſie nach der verfloſſenen zeit (pro rata
temporis) geteilet, L. 26, L. 58, π de vſufr.;
dafern ſie noch nicht gaͤnzlich gefaͤllig, oder verſeſ-
ſen ſind; beſonders nach ſachſen rechte, z. e. Mar-
tini, da die zinſſen verfallen, Walpurgis, wegen
des laͤmmer-zehentens, der 15te auguſt des gaͤnße-
zehentens halber; Johannestag, in abſicht auf
den fleiſch-zehenten; im falle er mit gelte geloͤſet
wird; wenn er aber nicht bezalet wird, iſt er ſchon
erwachſen, ſobald das vih junge bekommen hat;

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[703/0727] von den feld-baum-garten-fruͤchten. fruͤchte veranlaſſen zugleich den uͤberfall, und die rechte hirzu; im falle ſie auf des nachbars grund, und boden uͤberhaͤngen. Nicht minder kommen die vorzuͤge der ſaat- fruͤchte, wie uͤberhaubt bei huͤlfs-vollſtreckungen, allſo auch bei den concurſen, und andern vorſchuͤſſen derſelben zum ſaͤen hirbei in betrachtung. Man hat dabei auf die zehnten, guͤlten, zinſſen, auch die koſten, welche auf die fruͤchte verwendet worden ſind, ſein augenmerk zu richten. Sie ſind ſowohl ſtreitige, als auch un- ſtreitige, beſteckete, oder unbekuͤmmerte. Das ſpruͤchwort: wer ſaͤet, der erndtet, iſt ſowohl im lehnrechte, als auch bei abſonderung der pfarrer- und anderer bedinten-witben, auch erben zu ge- brauchen. Jn der andern ausgabe der abhande- lung: an dotalitium ceſſet propter ſecundas nuptias, ſ. 107 fgg., iſt erwiſen: daß man diſe materi teils nach den roͤmiſchen, teils nach den teutſchen rech- ten beurteilen muͤſſe; geſtalt dann das roͤmiſche recht einen unterſchid zwiſchen den fruchttragenden ſachen (res frugiferae), als aecker, gaͤrten, wi- ſen ꝛc, und zwiſchen den nicht fruchttragenden dingen (res non frugiferae) gemacht. Bei jenen ſchlaͤgt, nach geſchehener arbeit, das erwaͤnte ſpruͤchwort an. Dahingegen, falls die einkuͤnfte buͤrgerliche ſind, und kein teutſches recht, noch geding vorhanden iſt, werden ſie nach der verfloſſenen zeit (pro rata temporis) geteilet, L. 26, L. 58, π de vſufr.; dafern ſie noch nicht gaͤnzlich gefaͤllig, oder verſeſ- ſen ſind; beſonders nach ſachſen rechte, z. e. Mar- tini, da die zinſſen verfallen, Walpurgis, wegen des laͤmmer-zehentens, der 15te auguſt des gaͤnße- zehentens halber; Johannestag, in abſicht auf den fleiſch-zehenten; im falle er mit gelte geloͤſet wird; wenn er aber nicht bezalet wird, iſt er ſchon erwachſen, ſobald das vih junge bekommen hat; der

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 703. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/727>, abgerufen am 23.11.2024.