Das wort vogtei hat einen weitläuftigen ver- stand, und ist von grosem inbegriffe. Ueberhaubt bedeutet vogtei eine aufsicht, auch besorgung ge- wisser geschäfte gerechtsamen, beschüzung, beschir- mung, vertaidigung, freiheit, imgleichen die gericht- barkeit; daher ein solcher aufseher, beschüzer, be- schirmer, fürgesezter, richter, vormund, vertaidiger, vogt, vocht, faut, advocatus, präfectus, präposi- tus, patronus, minister a citationibus, fron-vogt, gerichts-vogt etc. hise, Wachter im gloss. Teuton. sp. 1789 fg., Pufendorfde iurisd. Germ. P. II cap. III sect. III s. 294 fgg., Schiltersgloss. Teuton. unter dem worte: vogt, Strubens nebenstunden I s. 357 fg. Das land, die güter, welche eines andern aufsicht und gerichtbarkeit un- tergeben waren, hisen vogt-land, vogt-güter. Der vogtei klebete nicht allemal die gerichtbarkeit an, Struben am a. o. und in den obseruat. iuris et die vogtei und gericht- barkeit sind öfters von einander un- terschiden,hist. s. 271, s. 272, sondern die gerichtbarkeit und die vogtei waren öfters ganz unterschidene dinge. Der Teutsche orden hatte an einigen orten die vog- tei, aber keine gerichtbarkeit. Zu Seelheim wa- ren beide unterschiden. Der Teutsche orden hatte die vogtei daselbst, hergegen war die gerichtbarkeit mit andern gemein, nach ausweise der urkunden von 1240, num. 47, und von 1251 num. 83, beim herrn Feder im so genannten ungrunde etc. wie auch num. 51 von 1407. Jmmittels zeiget das wort: vogtei jeweilen so gar die obere gerichtbarkeit an, Stru- bensobseru. VIIII s. 269 fg. Die lehre von den Reichs-gerichten in den städten und den gerechtsa- men der Reichs-vögte erkläret das memorial an Se. kaiserliche majestät, herrn Carl den VIten von
seiten
XXXII haubtſtuͤck von den
Von den vogteien.
§ 6069
was vogtei bedeutet?
Das wort vogtei hat einen weitlaͤuftigen ver- ſtand, und iſt von groſem inbegriffe. Ueberhaubt bedeutet vogtei eine aufſicht, auch beſorgung ge- wiſſer geſchaͤfte gerechtſamen, beſchuͤzung, beſchir- mung, vertaidigung, freiheit, imgleichen die gericht- barkeit; daher ein ſolcher aufſeher, beſchuͤzer, be- ſchirmer, fuͤrgeſezter, richter, vormund, vertaidiger, vogt, vocht, faut, advocatus, praͤfectus, praͤpoſi- tus, patronus, miniſter a citationibus, fron-vogt, gerichts-vogt ꝛc. hiſe, Wachter im gloſſ. Teuton. ſp. 1789 fg., Pufendorfde iurisd. Germ. P. II cap. III ſect. III ſ. 294 fgg., Schiltersgloſſ. Teuton. unter dem worte: vogt, Strubens nebenſtunden I ſ. 357 fg. Das land, die guͤter, welche eines andern aufſicht und gerichtbarkeit un- tergeben waren, hiſen vogt-land, vogt-guͤter. Der vogtei klebete nicht allemal die gerichtbarkeit an, Struben am a. o. und in den obſeruat. iuris et die vogtei und gericht- barkeit ſind oͤfters von einander un- terſchiden,hiſt. ſ. 271, ſ. 272, ſondern die gerichtbarkeit und die vogtei waren oͤfters ganz unterſchidene dinge. Der Teutſche orden hatte an einigen orten die vog- tei, aber keine gerichtbarkeit. Zu Seelheim wa- ren beide unterſchiden. Der Teutſche orden hatte die vogtei daſelbſt, hergegen war die gerichtbarkeit mit andern gemein, nach ausweiſe der urkunden von 1240, num. 47, und von 1251 num. 83, beim herrn Feder im ſo genannten ungrunde ꝛc. wie auch num. 51 von 1407. Jmmittels zeiget das wort: vogtei jeweilen ſo gar die obere gerichtbarkeit an, Stru- bensobſeru. VIIII ſ. 269 fg. Die lehre von den Reichs-gerichten in den ſtaͤdten und den gerechtſa- men der Reichs-voͤgte erklaͤret das memorial an Se. kaiſerliche majeſtaͤt, herrn Carl den VIten von
ſeiten
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XXXII haubtſtuͤck von den
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§ 6069
Das wort vogtei hat einen weitlaͤuftigen ver-
ſtand, und iſt von groſem inbegriffe. Ueberhaubt
bedeutet vogtei eine aufſicht, auch beſorgung ge-
wiſſer geſchaͤfte gerechtſamen, beſchuͤzung, beſchir-
mung, vertaidigung, freiheit, imgleichen die gericht-
barkeit; daher ein ſolcher aufſeher, beſchuͤzer, be-
ſchirmer, fuͤrgeſezter, richter, vormund, vertaidiger,
vogt, vocht, faut, advocatus, praͤfectus, praͤpoſi-
tus, patronus, miniſter a citationibus, fron-vogt,
gerichts-vogt ꝛc. hiſe, Wachter im gloſſ. Teuton.
ſp. 1789 fg., Pufendorf de iurisd. Germ. P. II
cap. III ſect. III ſ. 294 fgg., Schilters gloſſ.
Teuton. unter dem worte: vogt, Strubens
nebenſtunden I ſ. 357 fg. Das land, die guͤter,
welche eines andern aufſicht und gerichtbarkeit un-
tergeben waren, hiſen vogt-land, vogt-guͤter. Der
vogtei klebete nicht allemal die gerichtbarkeit an,
Struben am a. o. und in den obſeruat. iuris et
hiſt. ſ. 271, ſ. 272, ſondern die gerichtbarkeit und
die vogtei waren oͤfters ganz unterſchidene dinge.
Der Teutſche orden hatte an einigen orten die vog-
tei, aber keine gerichtbarkeit. Zu Seelheim wa-
ren beide unterſchiden. Der Teutſche orden hatte die
vogtei daſelbſt, hergegen war die gerichtbarkeit mit
andern gemein, nach ausweiſe der urkunden von
1240, num. 47, und von 1251 num. 83, beim herrn
Feder im ſo genannten ungrunde ꝛc. wie auch num.
51 von 1407. Jmmittels zeiget das wort: vogtei
jeweilen ſo gar die obere gerichtbarkeit an, Stru-
bens obſeru. VIIII ſ. 269 fg. Die lehre von den
Reichs-gerichten in den ſtaͤdten und den gerechtſa-
men der Reichs-voͤgte erklaͤret das memorial an
Se. kaiſerliche majeſtaͤt, herrn Carl den VIten von
ſeiten
die vogtei
und gericht-
barkeit ſind
oͤfters von
einander un-
terſchiden,
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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758, S. 918. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758/966>, abgerufen am 22.11.2024.
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