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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758.

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XVIIII h. von der schulzen, wie auch
Neunzehntes haubtstück
von der schulzen, wie auch der schuld-

heisen gerichtbarkeit, oder der
schuldheiserei.
§ 5059
ob die schuld-
heisen ge-
richtbarkeit
haben?

Der schulze heisset derjenige, welcher an des
richters statt kleine sachen geschlichtet hat
(§ 439), von Pistorius amoenit. T. V. s. 1387 T. II
s. 34. Die Reichs- und stadt-schuldheisen waren
unterschiden, Bernhards antiquit. Wetterau. s.
240, s. 274. Die Wirtenbergischen dörfer ha-
ben ire schuldheisen, burgermeister und gerichts-
mannen, und üben einige gerichtbarkeit aus,
Wirtenbergisches land-recht P. I tit. 1, 4, 5, 59,
Zweibrückische untergerichts-ordnung, art. 1 art. 6.
Heut zu tage hat auch wohl der schuldheis pein-
liche gerichtbarkeit, fürnämlich in Reichs- und an-
dern städten. Also träget der schuldheis in Re-
gensburg die peinliche gerichtbarkeit von Kur-
Baiern zu lehn, Pufendorf am a. o. cap. III
sect. IIII.

§ 5060
des wortes
bedeutung.

Das wort schuldheis hat in den Teutschen
rechten mancherlei bedeutungen. Eigentlich be-
deutet es den, welchen der vogt als ersten beisizern
des gerichtes zur vollzihung der hülfe abordnet;
darum nennet man ihn den schuldheischenden,
oder gebitenden. Bald ist der schuldheis der stadt-
halter, oder fürgesezte des gerichtes, z. e. in Frank-
furt, und im Buseckerthale war der leztverstorbene
fürst bischof zu Fulda, herr Amandus, schuldheis,
als ein gan-erbe von Buseck. Bald ist der schuld-
heis der erste beisizer des gerichtes, wie der herr

kurfürst
XVIIII h. von der ſchulzen, wie auch
Neunzehntes haubtſtuͤck
von der ſchulzen, wie auch der ſchuld-

heiſen gerichtbarkeit, oder der
ſchuldheiſerei.
§ 5059
ob die ſchuld-
heiſen ge-
richtbarkeit
haben?

Der ſchulze heiſſet derjenige, welcher an des
richters ſtatt kleine ſachen geſchlichtet hat
(§ 439), von Piſtorius amoenit. T. V. ſ. 1387 T. II
ſ. 34. Die Reichs- und ſtadt-ſchuldheiſen waren
unterſchiden, Bernhards antiquit. Wetterau. ſ.
240, ſ. 274. Die Wirtenbergiſchen doͤrfer ha-
ben ire ſchuldheiſen, burgermeiſter und gerichts-
mannen, und uͤben einige gerichtbarkeit aus,
Wirtenbergiſches land-recht P. I tit. 1, 4, 5, 59,
Zweibruͤckiſche untergerichts-ordnung, art. 1 art. 6.
Heut zu tage hat auch wohl der ſchuldheis pein-
liche gerichtbarkeit, fuͤrnaͤmlich in Reichs- und an-
dern ſtaͤdten. Alſo traͤget der ſchuldheis in Re-
gensburg die peinliche gerichtbarkeit von Kur-
Baiern zu lehn, Pufendorf am a. o. cap. III
ſect. IIII.

§ 5060
des wortes
bedeutung.

Das wort ſchuldheis hat in den Teutſchen
rechten mancherlei bedeutungen. Eigentlich be-
deutet es den, welchen der vogt als erſten beiſizern
des gerichtes zur vollzihung der huͤlfe abordnet;
darum nennet man ihn den ſchuldheiſchenden,
oder gebitenden. Bald iſt der ſchuldheis der ſtadt-
halter, oder fuͤrgeſezte des gerichtes, z. e. in Frank-
furt, und im Buſeckerthale war der leztverſtorbene
fuͤrſt biſchof zu Fulda, herr Amandus, ſchuldheis,
als ein gan-erbe von Buſeck. Bald iſt der ſchuld-
heis der erſte beiſizer des gerichtes, wie der herr

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[868/0916] XVIIII h. von der ſchulzen, wie auch Neunzehntes haubtſtuͤck von der ſchulzen, wie auch der ſchuld- heiſen gerichtbarkeit, oder der ſchuldheiſerei. § 5059 Der ſchulze heiſſet derjenige, welcher an des richters ſtatt kleine ſachen geſchlichtet hat (§ 439), von Piſtorius amoenit. T. V. ſ. 1387 T. II ſ. 34. Die Reichs- und ſtadt-ſchuldheiſen waren unterſchiden, Bernhards antiquit. Wetterau. ſ. 240, ſ. 274. Die Wirtenbergiſchen doͤrfer ha- ben ire ſchuldheiſen, burgermeiſter und gerichts- mannen, und uͤben einige gerichtbarkeit aus, Wirtenbergiſches land-recht P. I tit. 1, 4, 5, 59, Zweibruͤckiſche untergerichts-ordnung, art. 1 art. 6. Heut zu tage hat auch wohl der ſchuldheis pein- liche gerichtbarkeit, fuͤrnaͤmlich in Reichs- und an- dern ſtaͤdten. Alſo traͤget der ſchuldheis in Re- gensburg die peinliche gerichtbarkeit von Kur- Baiern zu lehn, Pufendorf am a. o. cap. III ſect. IIII. § 5060 Das wort ſchuldheis hat in den Teutſchen rechten mancherlei bedeutungen. Eigentlich be- deutet es den, welchen der vogt als erſten beiſizern des gerichtes zur vollzihung der huͤlfe abordnet; darum nennet man ihn den ſchuldheiſchenden, oder gebitenden. Bald iſt der ſchuldheis der ſtadt- halter, oder fuͤrgeſezte des gerichtes, z. e. in Frank- furt, und im Buſeckerthale war der leztverſtorbene fuͤrſt biſchof zu Fulda, herr Amandus, ſchuldheis, als ein gan-erbe von Buſeck. Bald iſt der ſchuld- heis der erſte beiſizer des gerichtes, wie der herr kurfuͤrſt

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758, S. 868. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758/916>, abgerufen am 23.11.2024.