2) wenn der officir am orte gegenwärtig ist, und die gerechtigkeit zu verwalten verspricht, ist ihm der soldat zu verabfolgen; 3) soldaten, welche auf commando geschickt werden, müssen an das regi- ment ausgelifert werden. Jn absicht auf die Hol- länder wird diser Reichs-abschid nicht beobachtet, dafern sie in Teutschlande ein verbrechen begehen; sintemal nach der lehre des Voets im comment. ad p. in Holland man sich nach der meinung der glos- satoren achtet.
§ 5032
was die regi- menter für gerichtbar- keit haben?
Ein iedes regiment hat ordentlicher weise die civil-gerichtbarkeit über die soldaten. Wo aber im Hessen-Casselischen es bürgerliche narung betrift, oder consistorial-sachen angehet, stehet der soldat im lezten unter dem consistorio, wegen der ersten aber unter den ordentlichen gerichten. Sihe meinen un- terricht von urtheln und bescheiden. Unter den Oe- sterreichischen völkern haben alle, welche ein regi- ment zu fuße, oder dragoner haben, die peinliche ge- richtbarkeit und sind one rück-frage herren über le- ben und todt, der herr graf Khevenhüller in den observations-puncten. Hingegen wer ein regiment zu pferde hat, ist zwar mit der peinlichen gericht- barkeit versehen, muß aber erstlich das todtes-urthel höhern ortes einschicken; weiln ehedem die reiter- regimenter aus adelichen bestanden. Bei den übrigen regimentern in Teutschlande kömmt das todtes-urthel und die begnadigung auf den herrn an. Bei den kreis-regimentern begibet ein stand des Reiches sich seiner gerichtsbarkeit nicht. Sihe meine fürstellung vom Reichs-krige, 8.
§ 5033
wie dise aus- geübet wird?
Man hält darüber ein kriges-recht, und werden entweder vom regimente die beisizer darzu genom-
men,
VIII haubtſtuͤck von der
2) wenn der officir am orte gegenwaͤrtig iſt, und die gerechtigkeit zu verwalten verſpricht, iſt ihm der ſoldat zu verabfolgen; 3) ſoldaten, welche auf commando geſchickt werden, muͤſſen an das regi- ment ausgelifert werden. Jn abſicht auf die Hol- laͤnder wird diſer Reichs-abſchid nicht beobachtet, dafern ſie in Teutſchlande ein verbrechen begehen; ſintemal nach der lehre des Voets im comment. ad π. in Holland man ſich nach der meinung der gloſ- ſatoren achtet.
§ 5032
was die regi- menter fuͤr gerichtbar- keit haben?
Ein iedes regiment hat ordentlicher weiſe die civil-gerichtbarkeit uͤber die ſoldaten. Wo aber im Heſſen-Caſſeliſchen es buͤrgerliche narung betrift, oder conſiſtorial-ſachen angehet, ſtehet der ſoldat im lezten unter dem conſiſtorio, wegen der erſten aber unter den ordentlichen gerichten. Sihe meinen un- terricht von urtheln und beſcheiden. Unter den Oe- ſterreichiſchen voͤlkern haben alle, welche ein regi- ment zu fuße, oder dragoner haben, die peinliche ge- richtbarkeit und ſind one ruͤck-frage herren uͤber le- ben und todt, der herr graf Khevenhuͤller in den obſervations-puncten. Hingegen wer ein regiment zu pferde hat, iſt zwar mit der peinlichen gericht- barkeit verſehen, muß aber erſtlich das todtes-urthel hoͤhern ortes einſchicken; weiln ehedem die reiter- regimenter aus adelichen beſtanden. Bei den uͤbrigen regimentern in Teutſchlande koͤmmt das todtes-urthel und die begnadigung auf den herrn an. Bei den kreis-regimentern begibet ein ſtand des Reiches ſich ſeiner gerichtsbarkeit nicht. Sihe meine fuͤrſtellung vom Reichs-krige, 8.
§ 5033
wie diſe aus- geuͤbet wird?
Man haͤlt daruͤber ein kriges-recht, und werden entweder vom regimente die beiſizer darzu genom-
men,
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2) wenn der officir am orte gegenwaͤrtig iſt, und
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der ſoldat zu verabfolgen; 3) ſoldaten, welche auf
commando geſchickt werden, muͤſſen an das regi-
ment ausgelifert werden. Jn abſicht auf die Hol-
laͤnder wird diſer Reichs-abſchid nicht beobachtet,
dafern ſie in Teutſchlande ein verbrechen begehen;
ſintemal nach der lehre des Voets im comment. ad
π. in Holland man ſich nach der meinung der gloſ-
ſatoren achtet.
§ 5032
Ein iedes regiment hat ordentlicher weiſe die
civil-gerichtbarkeit uͤber die ſoldaten. Wo aber
im Heſſen-Caſſeliſchen es buͤrgerliche narung betrift,
oder conſiſtorial-ſachen angehet, ſtehet der ſoldat im
lezten unter dem conſiſtorio, wegen der erſten aber
unter den ordentlichen gerichten. Sihe meinen un-
terricht von urtheln und beſcheiden. Unter den Oe-
ſterreichiſchen voͤlkern haben alle, welche ein regi-
ment zu fuße, oder dragoner haben, die peinliche ge-
richtbarkeit und ſind one ruͤck-frage herren uͤber le-
ben und todt, der herr graf Khevenhuͤller in den
obſervations-puncten. Hingegen wer ein regiment
zu pferde hat, iſt zwar mit der peinlichen gericht-
barkeit verſehen, muß aber erſtlich das todtes-urthel
hoͤhern ortes einſchicken; weiln ehedem die reiter-
regimenter aus adelichen beſtanden. Bei den
uͤbrigen regimentern in Teutſchlande koͤmmt das
todtes-urthel und die begnadigung auf den herrn an.
Bei den kreis-regimentern begibet ein ſtand des
Reiches ſich ſeiner gerichtsbarkeit nicht. Sihe
meine fuͤrſtellung vom Reichs-krige, 8.
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Man haͤlt daruͤber ein kriges-recht, und werden
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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758, S. 856. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758/904>, abgerufen am 22.11.2024.
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