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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758.

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verpachten, mihten, vermihten, etc.
§ 4435

Nach masgebung des Kur-Mainzischen land-wie es im
Kur-Main-
zischen der
pächte hal-
ber gehalten
werden soll?

rechtes s. 54 § I tit. 29 sind die ständigen zinsen,
oder pächte, die in 30 jaren nicht gefodert worden
waren, verloren. Sie sollen alle 20 jare erneuert
werden, s. 55 § 2, iedoch ist der censit mit seinen
einwendungen dabei zu hören § 3, welcher des en-
des gerichtlich vorgeladen werden muß.

§ 4436

So vil den heuer-zins belanget, war es bei denworin der
heuer-zins
bezalet wer-
den kan?

Teutschen nicht erfoderlich, daß solcher im gelte er-
leget würde, sondern der verpachter bedunge sich
desfalls, was er in der haushaltung nötig hatte,
als getraide (§ 4413), bier, von Westphal II s. 477,
wein, Kur-Mainzisches land-recht tit. 27 s. 52, ho-
nig, wolle, tuch, eisen, milch, käse, felle, kleider,
und andre sachen aus (§ 1917 fg.), von Ludewig
im iure clientelari sect III cap. 4 § 4 s. 173 not. (i),
Schannat im corpore traditionum Fuldens. in
Buchonia vetere
cap. III s. 332 n. 4. Es wird
aber das wort pacht, pagtus, pactum im weit-
läuftigen sinne von allerhand abgaben genommen,
die einer dem andern, auch dem landes-herrn von
den besizenden gütern zu leisten hat, von West-
phal
am a. o. T. III s. 1634, 1640, von Lude-
wig
am a. o. s. 176 not. (l). Jm engen verstan-
de wird der so genannte miht-zins von geheureten
gütern und sachen darunter begriffen (§ 1917 fg.
§ 1977).

§ 4437

Die Teutschen pflegten bei dem verpachten sichdie zwangs-
mittel des
pacht-geltes
halber.

vorzubehalten, daß, wenn der beständer in bezalung
des pachtes säumig seyn würde, dem verpachter
frei stehen sollte, den pachter so fort aus dem be-

standenen
verpachten, mihten, vermihten, ꝛc.
§ 4435

Nach masgebung des Kur-Mainziſchen land-wie es im
Kur-Main-
ziſchen der
paͤchte hal-
ber gehalten
werden ſoll?

rechtes ſ. 54 § I tit. 29 ſind die ſtaͤndigen zinſen,
oder paͤchte, die in 30 jaren nicht gefodert worden
waren, verloren. Sie ſollen alle 20 jare erneuert
werden, ſ. 55 § 2, iedoch iſt der cenſit mit ſeinen
einwendungen dabei zu hoͤren § 3, welcher des en-
des gerichtlich vorgeladen werden muß.

§ 4436

So vil den heuer-zins belanget, war es bei denworin der
heuer-zins
bezalet wer-
den kan?

Teutſchen nicht erfoderlich, daß ſolcher im gelte er-
leget wuͤrde, ſondern der verpachter bedunge ſich
desfalls, was er in der haushaltung noͤtig hatte,
als getraide (§ 4413), bier, von Weſtphal II ſ. 477,
wein, Kur-Mainziſches land-recht tit. 27 ſ. 52, ho-
nig, wolle, tuch, eiſen, milch, kaͤſe, felle, kleider,
und andre ſachen aus (§ 1917 fg.), von Ludewig
im iure clientelari ſect III cap. 4 § 4 ſ. 173 not. (i),
Schannat im corpore traditionum Fuldenſ. in
Buchonia vetere
cap. III ſ. 332 n. 4. Es wird
aber das wort pacht, pagtus, pactum im weit-
laͤuftigen ſinne von allerhand abgaben genommen,
die einer dem andern, auch dem landes-herrn von
den beſizenden guͤtern zu leiſten hat, von Weſt-
phal
am a. o. T. III ſ. 1634, 1640, von Lude-
wig
am a. o. ſ. 176 not. (l). Jm engen verſtan-
de wird der ſo genannte miht-zins von geheureten
guͤtern und ſachen darunter begriffen (§ 1917 fg.
§ 1977).

§ 4437

Die Teutſchen pflegten bei dem verpachten ſichdie zwangs-
mittel des
pacht-geltes
halber.

vorzubehalten, daß, wenn der beſtaͤnder in bezalung
des pachtes ſaͤumig ſeyn wuͤrde, dem verpachter
frei ſtehen ſollte, den pachter ſo fort aus dem be-

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[639/0687] verpachten, mihten, vermihten, ꝛc. § 4435 Nach masgebung des Kur-Mainziſchen land- rechtes ſ. 54 § I tit. 29 ſind die ſtaͤndigen zinſen, oder paͤchte, die in 30 jaren nicht gefodert worden waren, verloren. Sie ſollen alle 20 jare erneuert werden, ſ. 55 § 2, iedoch iſt der cenſit mit ſeinen einwendungen dabei zu hoͤren § 3, welcher des en- des gerichtlich vorgeladen werden muß. wie es im Kur-Main- ziſchen der paͤchte hal- ber gehalten werden ſoll? § 4436 So vil den heuer-zins belanget, war es bei den Teutſchen nicht erfoderlich, daß ſolcher im gelte er- leget wuͤrde, ſondern der verpachter bedunge ſich desfalls, was er in der haushaltung noͤtig hatte, als getraide (§ 4413), bier, von Weſtphal II ſ. 477, wein, Kur-Mainziſches land-recht tit. 27 ſ. 52, ho- nig, wolle, tuch, eiſen, milch, kaͤſe, felle, kleider, und andre ſachen aus (§ 1917 fg.), von Ludewig im iure clientelari ſect III cap. 4 § 4 ſ. 173 not. (i), Schannat im corpore traditionum Fuldenſ. in Buchonia vetere cap. III ſ. 332 n. 4. Es wird aber das wort pacht, pagtus, pactum im weit- laͤuftigen ſinne von allerhand abgaben genommen, die einer dem andern, auch dem landes-herrn von den beſizenden guͤtern zu leiſten hat, von Weſt- phal am a. o. T. III ſ. 1634, 1640, von Lude- wig am a. o. ſ. 176 not. (l). Jm engen verſtan- de wird der ſo genannte miht-zins von geheureten guͤtern und ſachen darunter begriffen (§ 1917 fg. § 1977). worin der heuer-zins bezalet wer- den kan? § 4437 Die Teutſchen pflegten bei dem verpachten ſich vorzubehalten, daß, wenn der beſtaͤnder in bezalung des pachtes ſaͤumig ſeyn wuͤrde, dem verpachter frei ſtehen ſollte, den pachter ſo fort aus dem be- ſtandenen die zwangs- mittel des pacht-geltes halber.

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758, S. 639. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758/687>, abgerufen am 22.11.2024.