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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758.

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LVIII haubtst. von dem vorkaufe,
§ 4247
iedoch nicht
in den be-
weglichen
sachen.

Jn den beweglichen sachen hat der abtrib nicht
statt. Daher als ein eisen-hammer-besizer von einem
adelichen holz erkaufet hatte, und die gemeine je-
nen abtreiben wollte, hat man ihr das näher-recht
bei dem hof-gerichte zu Jena abgesprochen. Hin-
gegen heisset es: alle ligende und stehende güter
sind dem abtribe unterworfen. Jmmittels wenn
die beweglichen sachen für unbewegliche dinge, nach
masgebung der rechte gehalten werden, z. e. gül-
ten, järliche zinsen etc. hat der abtrib statt. Sihe die
Frankfurtische stadt-reformation im IIten teile tit.
3 § 5 § 23 und tit. 4, Cölnische ordnung tit. XV § I,
von Lynker decis. 138, Orth am a. o. s. 234 s. 478
fg. s. 486 fgg.

§ 4248
die stamm-
güter mögen
vor den er-
worbenen ab-
getriben wer-
den.

Wenn einer sein sämtliches vermögen an ligen-
den stücken und farender haabe in einem unzerteil-
ten kaufe einem andern überlässet, worunter stamm-
und erb-güter befindlich sind, ist der blus-verwand-
te eigentlich nicht schuldig, alles bei einander zu
behalten, sondern kan nur die stamm- und erb-gü-
ter abtreiben, Hohenloisches land-recht III tit. 5
§ 18 s. 77, Hofmann am a. o. § XI s. 14. Hin-
gegen muß nach masgebung des Kur-Baierischen
land-rechtes tit. X art. IIII beides zusammen von
dem abtreiber genommen werden.

§ 4249
ob der abtrei-
ber vom er-
sten erwerber
abstammen
muß?

Man sihet immittels heut zu tage nach dem
gerichts-brauche eben nicht darauf: ob der bluts-
verwandte, welcher abtreiben will, vom ersten er-
werber abstamme? oder nicht? sondern es ist ge-
nug, wenn derjenige, welcher abtreiben will, der
nächste verwandte des verkäufers ist. Auf dise

art
LVIII haubtſt. von dem vorkaufe,
§ 4247
iedoch nicht
in den be-
weglichen
ſachen.

Jn den beweglichen ſachen hat der abtrib nicht
ſtatt. Daher als ein eiſen-hammer-beſizer von einem
adelichen holz erkaufet hatte, und die gemeine je-
nen abtreiben wollte, hat man ihr das naͤher-recht
bei dem hof-gerichte zu Jena abgeſprochen. Hin-
gegen heiſſet es: alle ligende und ſtehende guͤter
ſind dem abtribe unterworfen. Jmmittels wenn
die beweglichen ſachen fuͤr unbewegliche dinge, nach
masgebung der rechte gehalten werden, z. e. guͤl-
ten, jaͤrliche zinſen ꝛc. hat der abtrib ſtatt. Sihe die
Frankfurtiſche ſtadt-reformation im IIten teile tit.
3 § 5 § 23 und tit. 4, Coͤlniſche ordnung tit. XV § I,
von Lynker deciſ. 138, Orth am a. o. ſ. 234 ſ. 478
fg. ſ. 486 fgg.

§ 4248
die ſtamm-
guͤter moͤgen
vor den er-
worbenen ab-
getriben wer-
den.

Wenn einer ſein ſaͤmtliches vermoͤgen an ligen-
den ſtuͤcken und farender haabe in einem unzerteil-
ten kaufe einem andern uͤberlaͤſſet, worunter ſtamm-
und erb-guͤter befindlich ſind, iſt der blus-verwand-
te eigentlich nicht ſchuldig, alles bei einander zu
behalten, ſondern kan nur die ſtamm- und erb-guͤ-
ter abtreiben, Hohenloiſches land-recht III tit. 5
§ 18 ſ. 77, Hofmann am a. o. § XI ſ. 14. Hin-
gegen muß nach masgebung des Kur-Baieriſchen
land-rechtes tit. X art. IIII beides zuſammen von
dem abtreiber genommen werden.

§ 4249
ob der abtrei-
ber vom er-
ſten erwerber
abſtammen
muß?

Man ſihet immittels heut zu tage nach dem
gerichts-brauche eben nicht darauf: ob der bluts-
verwandte, welcher abtreiben will, vom erſten er-
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[572/0620] LVIII haubtſt. von dem vorkaufe, § 4247 Jn den beweglichen ſachen hat der abtrib nicht ſtatt. Daher als ein eiſen-hammer-beſizer von einem adelichen holz erkaufet hatte, und die gemeine je- nen abtreiben wollte, hat man ihr das naͤher-recht bei dem hof-gerichte zu Jena abgeſprochen. Hin- gegen heiſſet es: alle ligende und ſtehende guͤter ſind dem abtribe unterworfen. Jmmittels wenn die beweglichen ſachen fuͤr unbewegliche dinge, nach masgebung der rechte gehalten werden, z. e. guͤl- ten, jaͤrliche zinſen ꝛc. hat der abtrib ſtatt. Sihe die Frankfurtiſche ſtadt-reformation im IIten teile tit. 3 § 5 § 23 und tit. 4, Coͤlniſche ordnung tit. XV § I, von Lynker deciſ. 138, Orth am a. o. ſ. 234 ſ. 478 fg. ſ. 486 fgg. § 4248 Wenn einer ſein ſaͤmtliches vermoͤgen an ligen- den ſtuͤcken und farender haabe in einem unzerteil- ten kaufe einem andern uͤberlaͤſſet, worunter ſtamm- und erb-guͤter befindlich ſind, iſt der blus-verwand- te eigentlich nicht ſchuldig, alles bei einander zu behalten, ſondern kan nur die ſtamm- und erb-guͤ- ter abtreiben, Hohenloiſches land-recht III tit. 5 § 18 ſ. 77, Hofmann am a. o. § XI ſ. 14. Hin- gegen muß nach masgebung des Kur-Baieriſchen land-rechtes tit. X art. IIII beides zuſammen von dem abtreiber genommen werden. § 4249 Man ſihet immittels heut zu tage nach dem gerichts-brauche eben nicht darauf: ob der bluts- verwandte, welcher abtreiben will, vom erſten er- werber abſtamme? oder nicht? ſondern es iſt ge- nug, wenn derjenige, welcher abtreiben will, der naͤchſte verwandte des verkaͤufers iſt. Auf diſe art

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758, S. 572. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758/620>, abgerufen am 22.11.2024.