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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758.

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XXXVIII haubtstück
durch namen Hiesus. Also schnitte man das per-
gamen von einander, und das hiße zerte, certe,
von Pistorius s. 615 amoenit. Jn einem leih-bri-
fe über die Kinzig-müle im Jsenburgischen, vom
jare 1566 und 1572 liset man, "dessen zu wah-
"rer urkund sind diser verleihe-brife zwene in
"duplo lauts und inhalts ufgericht, und mit einer
"hand geschriben, und kerbweis aus einander ge-
"schnitten, davon ire gnaden einen in deroselben
"schreiberei behalten, und obgedachten beständer
"den andern übergeben und zustellen lassen." Jn
einem pacht-brife beim Köhler am a. o. s. 67
vom jare 1443 liset man: hat vns ein ir iglicher ein
zedel vß eyngeschneden - - Wirtenbergisches land-
recht I, tit. 34, Frankfurtische stadt-reformation im
Iten teile, tit. 13, § 14 fgg. Dergleichen zedel hi-
sen auch partiten, und haben davon Wehner in
den obseruat. practicis s. 312-314, auch Stryk de
bacillis fissis
cap. II num. 10 fgg. T. III s. 223 fg.
gehandelt. Jn der Brandenburg-Onolzbachischen
amts-ordnung vom jare 1608, tit. 16 s. 82 § 3,
sind die kerf-zedel bey kaufen und verkaufen unter-
saget worden.

§ 3826
was das wort
brif bedeutet?

Das wort brif hat mancherlei bedeutungen,
teils verstehet man darunter ein versigeltes schrei-
ben, worin einer dem andern seine willens-mei-
nung zu vernemen gibet; teils wird eine über den
eingegangenen handel errichtete urkunde, auch
zeugnis, darunter verstanden. Daher leih-lehn-
pacht-kauf-brife, geburts- lehr-brife, wechsel-bri-
fe, anstands-assecuranz-bodmerei-transfix-brife,
bei-brife, anlas-anleite-brife etc. bekant sind.
Wenn ein adeliches geschlecht den burgfriden, oder
den geschlechts-vertrag beschwören lässet, muß der

auf-

XXXVIII haubtſtuͤck
durch namen Hieſus. Alſo ſchnitte man das per-
gamen von einander, und das hiße zerte, certe,
von Piſtorius ſ. 615 amoenit. Jn einem leih-bri-
fe uͤber die Kinzig-muͤle im Jſenburgiſchen, vom
jare 1566 und 1572 liſet man, „deſſen zu wah-
„rer urkund ſind diſer verleihe-brife zwene in
„duplo lauts und inhalts ufgericht, und mit einer
„hand geſchriben, und kerbweis aus einander ge-
„ſchnitten, davon ire gnaden einen in deroſelben
„ſchreiberei behalten, und obgedachten beſtaͤnder
„den andern uͤbergeben und zuſtellen laſſen.„ Jn
einem pacht-brife beim Koͤhler am a. o. ſ. 67
vom jare 1443 liſet man: hat vns ein ir iglicher ein
zedel vß eyngeſchneden ‒ ‒ Wirtenbergiſches land-
recht I, tit. 34, Frankfurtiſche ſtadt-reformation im
Iten teile, tit. 13, § 14 fgg. Dergleichen zedel hi-
ſen auch partiten, und haben davon Wehner in
den obſeruat. practicis ſ. 312-314, auch Stryk de
bacillis fiſſis
cap. II num. 10 fgg. T. III ſ. 223 fg.
gehandelt. Jn der Brandenburg-Onolzbachiſchen
amts-ordnung vom jare 1608, tit. 16 ſ. 82 § 3,
ſind die kerf-zedel bey kaufen und verkaufen unter-
ſaget worden.

§ 3826
was das wort
brif bedeutet?

Das wort brif hat mancherlei bedeutungen,
teils verſtehet man darunter ein verſigeltes ſchrei-
ben, worin einer dem andern ſeine willens-mei-
nung zu vernemen gibet; teils wird eine uͤber den
eingegangenen handel errichtete urkunde, auch
zeugnis, darunter verſtanden. Daher leih-lehn-
pacht-kauf-brife, geburts- lehr-brife, wechſel-bri-
fe, anſtands-aſſecuranz-bodmerei-transfix-brife,
bei-brife, anlas-anleite-brife ꝛc. bekant ſind.
Wenn ein adeliches geſchlecht den burgfriden, oder
den geſchlechts-vertrag beſchwoͤren laͤſſet, muß der

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[416/0464] XXXVIII haubtſtuͤck durch namen Hieſus. Alſo ſchnitte man das per- gamen von einander, und das hiße zerte, certe, von Piſtorius ſ. 615 amoenit. Jn einem leih-bri- fe uͤber die Kinzig-muͤle im Jſenburgiſchen, vom jare 1566 und 1572 liſet man, „deſſen zu wah- „rer urkund ſind diſer verleihe-brife zwene in „duplo lauts und inhalts ufgericht, und mit einer „hand geſchriben, und kerbweis aus einander ge- „ſchnitten, davon ire gnaden einen in deroſelben „ſchreiberei behalten, und obgedachten beſtaͤnder „den andern uͤbergeben und zuſtellen laſſen.„ Jn einem pacht-brife beim Koͤhler am a. o. ſ. 67 vom jare 1443 liſet man: hat vns ein ir iglicher ein zedel vß eyngeſchneden ‒ ‒ Wirtenbergiſches land- recht I, tit. 34, Frankfurtiſche ſtadt-reformation im Iten teile, tit. 13, § 14 fgg. Dergleichen zedel hi- ſen auch partiten, und haben davon Wehner in den obſeruat. practicis ſ. 312-314, auch Stryk de bacillis fiſſis cap. II num. 10 fgg. T. III ſ. 223 fg. gehandelt. Jn der Brandenburg-Onolzbachiſchen amts-ordnung vom jare 1608, tit. 16 ſ. 82 § 3, ſind die kerf-zedel bey kaufen und verkaufen unter- ſaget worden. § 3826 Das wort brif hat mancherlei bedeutungen, teils verſtehet man darunter ein verſigeltes ſchrei- ben, worin einer dem andern ſeine willens-mei- nung zu vernemen gibet; teils wird eine uͤber den eingegangenen handel errichtete urkunde, auch zeugnis, darunter verſtanden. Daher leih-lehn- pacht-kauf-brife, geburts- lehr-brife, wechſel-bri- fe, anſtands-aſſecuranz-bodmerei-transfix-brife, bei-brife, anlas-anleite-brife ꝛc. bekant ſind. Wenn ein adeliches geſchlecht den burgfriden, oder den geſchlechts-vertrag beſchwoͤren laͤſſet, muß der auf-

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758, S. 416. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758/464>, abgerufen am 15.06.2024.