aufschwörende nach dem eide eine schriftliche ver- sicherung von sich stellen, welche der bei-brif heis- set. Bei der wechsel-handelung wird unter dem worte brif jeweilen der nemer, oder ziher, trassant angezeiget, Becks wechsel-recht II, 2, 23 s. 50. Daher dißfalls gesaget wird; wenn keine nemer oder ziher vorhanden sind, es mangele an brifen. Jn den mittleren zeiten bedeuteten die brife (char- tä) auch so vil, als diplomata, Eckhartsintrod. in rem diplomat. § 28 sect. I s. 42 fg. Eines dritten brife zu erbrechen, ist nach der regel nicht erlaubet, vilmehr eine schändliche tat, Sigfr. Ringkde in- spectione alienarum litterarum.
§ 3827
Verbrifen bedeutet: sich zum bürgen verschrei-was verbri- fen heisset? ben. Sonst hat man auch die verbriften gedinge, verbriften heiraten etc., heirats-brife, Ulmische sta- tuten im Iten teile, tit. I § I, Wirtenbergisches land-recht III tit. 8.
§ 3828
Die redens-art: brif und sigel, deutet aller-was brif und sigel bedeutet? hand rechts-beständiger weise ausgefertigte und mit dem sigel bekräftigte urkunden, oder guaren- digiata instrumenta an (§ 3698). Das wort: sigel, kömmt darum vor, weiln an der alten iren brifen die sigel hingen, one daß sie den brif unter- schriben. Das anhangende sigel war demnach die bewärung der urkunde, welche man zu latein guarendigiatum, bewäret, nennete; der hohe adel und wer zum ritter gemachet worden, hatten an- fänglich nur das recht ein sigel zu füren, laut ur- kunde vom jare 1285 beim Köhler in der historia Wolfsteinensi s. 303, der de la Curne de St. Palaye sur l'ancienne chevallerie im XXten teile der me- moires de l'academie des inscriptions et des belles lettres s. 792 hat dieses bestärket. Nachher fürete
der
IIteil. D d
von den verbriften handelungen ꝛc.
aufſchwoͤrende nach dem eide eine ſchriftliche ver- ſicherung von ſich ſtellen, welche der bei-brif heiſ- ſet. Bei der wechſel-handelung wird unter dem worte brif jeweilen der nemer, oder ziher, traſſant angezeiget, Becks wechſel-recht II, 2, 23 ſ. 50. Daher dißfalls geſaget wird; wenn keine nemer oder ziher vorhanden ſind, es mangele an brifen. Jn den mittleren zeiten bedeuteten die brife (char- taͤ) auch ſo vil, als diplomata, Eckhartsintrod. in rem diplomat. § 28 ſect. I ſ. 42 fg. Eines dritten brife zu erbrechen, iſt nach der regel nicht erlaubet, vilmehr eine ſchaͤndliche tat, Sigfr. Ringkde in- ſpectione alienarum litterarum.
§ 3827
Verbrifen bedeutet: ſich zum buͤrgen verſchrei-was verbri- fen heiſſet? ben. Sonſt hat man auch die verbriften gedinge, verbriften heiraten ꝛc., heirats-brife, Ulmiſche ſta- tuten im Iten teile, tit. I § I, Wirtenbergiſches land-recht III tit. 8.
§ 3828
Die redens-art: brif und ſigel, deutet aller-was brif und ſigel bedeutet? hand rechts-beſtaͤndiger weiſe ausgefertigte und mit dem ſigel bekraͤftigte urkunden, oder guaren- digiata inſtrumenta an (§ 3698). Das wort: ſigel, koͤmmt darum vor, weiln an der alten iren brifen die ſigel hingen, one daß ſie den brif unter- ſchriben. Das anhangende ſigel war demnach die bewaͤrung der urkunde, welche man zu latein guarendigiatum, bewaͤret, nennete; der hohe adel und wer zum ritter gemachet worden, hatten an- faͤnglich nur das recht ein ſigel zu fuͤren, laut ur- kunde vom jare 1285 beim Koͤhler in der hiſtoria Wolfſteinenſi ſ. 303, der de la Curne de St. Palaye ſur l’ancienne chevallerie im XXten teile der me- moires de l’academie des inſcriptions et des belles lettres ſ. 792 hat dieſes beſtaͤrket. Nachher fuͤrete
der
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ſet. Bei der wechſel-handelung wird unter dem
worte brif jeweilen der nemer, oder ziher, traſſant
angezeiget, Becks wechſel-recht II, 2, 23 ſ. 50.
Daher dißfalls geſaget wird; wenn keine nemer
oder ziher vorhanden ſind, es mangele an brifen.
Jn den mittleren zeiten bedeuteten die brife (char-
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rem diplomat. § 28 ſect. I ſ. 42 fg. Eines dritten
brife zu erbrechen, iſt nach der regel nicht erlaubet,
vilmehr eine ſchaͤndliche tat, Sigfr. Ringk de in-
ſpectione alienarum litterarum.
§ 3827
Verbrifen bedeutet: ſich zum buͤrgen verſchrei-
ben. Sonſt hat man auch die verbriften gedinge,
verbriften heiraten ꝛc., heirats-brife, Ulmiſche ſta-
tuten im Iten teile, tit. I § I, Wirtenbergiſches
land-recht III tit. 8.
was verbri-
fen heiſſet?
§ 3828
Die redens-art: brif und ſigel, deutet aller-
hand rechts-beſtaͤndiger weiſe ausgefertigte und
mit dem ſigel bekraͤftigte urkunden, oder guaren-
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ſigel, koͤmmt darum vor, weiln an der alten iren
brifen die ſigel hingen, one daß ſie den brif unter-
ſchriben. Das anhangende ſigel war demnach
die bewaͤrung der urkunde, welche man zu latein
guarendigiatum, bewaͤret, nennete; der hohe adel
und wer zum ritter gemachet worden, hatten an-
faͤnglich nur das recht ein ſigel zu fuͤren, laut ur-
kunde vom jare 1285 beim Koͤhler in der hiſtoria
Wolfſteinenſi ſ. 303, der de la Curne de St. Palaye
ſur l’ancienne chevallerie im XXten teile der me-
moires de l’academie des inſcriptions et des belles
lettres ſ. 792 hat dieſes beſtaͤrket. Nachher fuͤrete
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was brif und
ſigel bedeutet?
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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758, S. 417. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758/465>, abgerufen am 22.11.2024.
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