Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758.

Bild:
<< vorherige Seite

XX haubtstück
tet es: 1) das rennen oder stechen in hohem zeuge,
das gesellen-stechen, 2) das rennen mit stangen,
die sich nicht beugen lisen, und vorn drei spizige
scheflein angehäftet hatten, 3) das streiten mit
den kolben, und 4) mit dem schwerte, und dises
zu pferde, oder zu fuße.

§ 3592
die unterschi-
denen tur-
nire.

Jm engen verstande aber zeiget das wort turnir
blos die zwo lezten gattungen des ritterspiles an.
Man hatte vor- und nach-turnire, die scharfrennen.
Gottfrid von Preully brachte die ritterspile unter
gewisse gesäze und zwar ums jar 1066, dü Fresne
in der VIten abhandelung über den Joinville s. 115
der amoenitat. des herrn von Pistorius. Die
turnire waren die vorbereitungen um zu erlernen:
wie man im krige fechten müsse. Jn der beschrei-
bung des turnirs zu Rupin von 1509 lautet es:
"ein ieder pflegete mit dem andern paar weise erst
"des öffentlichen gottesdinstes, so dann welcher in
"die schranken wäre, habe erst sein roß getummelt.
"Darauf hätte ein ieder seinen feder-busch wegge-
"geben, und den helm aufgesezet. Den man fo-
"derte, auf dessen schuld der kämpfen wollende,
"und der herausgefoderte tate dergleichen. Ein
"ieder der beiden gab seinem pferde die spo-
"ren. Wer nun den andern mit dem spere
"auf den harnisch oder helm traf, daß der sper
"entzwei brach, der hatte nicht gewonnen, wenn
"des andern sper ganz und der gegener sizen blibe.
"Also war der lanzen-bruch ein lediger fall.
"Purzelte der gegener gar vom pferde, so war
"der sig volkommener". Oefters aber wurden
beide sand-reiter, das ist, auch der die lanze ge-
brochen hatte, fil mit zu boden. Ein gemaletes
buch in dem fürstlichen bücher-vorrate zu Gota

zeiget

XX haubtſtuͤck
tet es: 1) das rennen oder ſtechen in hohem zeuge,
das geſellen-ſtechen, 2) das rennen mit ſtangen,
die ſich nicht beugen liſen, und vorn drei ſpizige
ſcheflein angehaͤftet hatten, 3) das ſtreiten mit
den kolben, und 4) mit dem ſchwerte, und diſes
zu pferde, oder zu fuße.

§ 3592
die unterſchi-
denen tur-
nire.

Jm engen verſtande aber zeiget das wort turnir
blos die zwo lezten gattungen des ritterſpiles an.
Man hatte vor- und nach-turnire, die ſcharfrennen.
Gottfrid von Preully brachte die ritterſpile unter
gewiſſe geſaͤze und zwar ums jar 1066, duͤ Fresne
in der VIten abhandelung uͤber den Joinville ſ. 115
der amoenitat. des herrn von Piſtorius. Die
turnire waren die vorbereitungen um zu erlernen:
wie man im krige fechten muͤſſe. Jn der beſchrei-
bung des turnirs zu Rupin von 1509 lautet es:
„ein ieder pflegete mit dem andern paar weiſe erſt
„des oͤffentlichen gottesdinſtes, ſo dann welcher in
„die ſchranken waͤre, habe erſt ſein roß getummelt.
„Darauf haͤtte ein ieder ſeinen feder-buſch wegge-
„geben, und den helm aufgeſezet. Den man fo-
„derte, auf deſſen ſchuld der kaͤmpfen wollende,
„und der herausgefoderte tate dergleichen. Ein
„ieder der beiden gab ſeinem pferde die ſpo-
„ren. Wer nun den andern mit dem ſpere
„auf den harniſch oder helm traf, daß der ſper
„entzwei brach, der hatte nicht gewonnen, wenn
„des andern ſper ganz und der gegener ſizen blibe.
„Alſo war der lanzen-bruch ein lediger fall.
„Purzelte der gegener gar vom pferde, ſo war
„der ſig volkommener„. Oefters aber wurden
beide ſand-reiter, das iſt, auch der die lanze ge-
brochen hatte, fil mit zu boden. Ein gemaletes
buch in dem fuͤrſtlichen buͤcher-vorrate zu Gota

zeiget
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0372" n="324"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">XX</hi> haubt&#x017F;tu&#x0364;ck</hi></fw><lb/>
tet es: 1) das rennen oder &#x017F;techen in hohem zeuge,<lb/>
das ge&#x017F;ellen-&#x017F;techen, 2) das rennen mit &#x017F;tangen,<lb/>
die &#x017F;ich nicht beugen li&#x017F;en, und vorn drei &#x017F;pizige<lb/>
&#x017F;cheflein angeha&#x0364;ftet hatten, 3) das &#x017F;treiten mit<lb/>
den kolben, und 4) mit dem &#x017F;chwerte, und di&#x017F;es<lb/>
zu pferde, oder zu fuße.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§ 3592</head><lb/>
            <note place="left">die unter&#x017F;chi-<lb/>
denen tur-<lb/>
nire.</note>
            <p>Jm engen ver&#x017F;tande aber zeiget das wort <hi rendition="#fr">turnir</hi><lb/>
blos die zwo lezten gattungen des ritter&#x017F;piles an.<lb/>
Man hatte vor- und nach-turnire, die &#x017F;charfrennen.<lb/>
Gottfrid von Preully brachte die ritter&#x017F;pile unter<lb/>
gewi&#x017F;&#x017F;e ge&#x017F;a&#x0364;ze und zwar ums jar 1066, <hi rendition="#fr">du&#x0364; Fresne</hi><lb/>
in der <hi rendition="#aq">VI</hi>ten abhandelung u&#x0364;ber den <hi rendition="#aq">Joinville</hi> &#x017F;. 115<lb/>
der <hi rendition="#aq">amoenitat.</hi> des herrn <hi rendition="#fr">von Pi&#x017F;torius.</hi> Die<lb/>
turnire waren die vorbereitungen um zu erlernen:<lb/>
wie man im krige fechten mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e. Jn der be&#x017F;chrei-<lb/>
bung des turnirs zu Rupin von 1509 lautet es:<lb/>
&#x201E;ein ieder pflegete mit dem andern paar wei&#x017F;e er&#x017F;t<lb/>
&#x201E;des o&#x0364;ffentlichen gottesdin&#x017F;tes, &#x017F;o dann welcher in<lb/>
&#x201E;die &#x017F;chranken wa&#x0364;re, habe er&#x017F;t &#x017F;ein roß getummelt.<lb/>
&#x201E;Darauf ha&#x0364;tte ein ieder &#x017F;einen feder-bu&#x017F;ch wegge-<lb/>
&#x201E;geben, und den helm aufge&#x017F;ezet. Den man fo-<lb/>
&#x201E;derte, auf de&#x017F;&#x017F;en &#x017F;chuld der ka&#x0364;mpfen wollende,<lb/>
&#x201E;und der herausgefoderte tate dergleichen. Ein<lb/>
&#x201E;ieder der beiden gab &#x017F;einem pferde die &#x017F;po-<lb/>
&#x201E;ren. Wer nun den andern mit dem &#x017F;pere<lb/>
&#x201E;auf den harni&#x017F;ch oder helm traf, daß der &#x017F;per<lb/>
&#x201E;entzwei brach, der hatte nicht gewonnen, wenn<lb/>
&#x201E;des andern &#x017F;per ganz und der gegener &#x017F;izen blibe.<lb/>
&#x201E;Al&#x017F;o war der lanzen-bruch ein <hi rendition="#fr">lediger fall.</hi><lb/>
&#x201E;Purzelte der gegener gar vom pferde, &#x017F;o war<lb/>
&#x201E;der &#x017F;ig volkommener&#x201E;. Oefters aber wurden<lb/>
beide &#x017F;and-reiter, das i&#x017F;t, auch der die lanze ge-<lb/>
brochen hatte, fil mit zu boden. Ein gemaletes<lb/>
buch in dem fu&#x0364;r&#x017F;tlichen bu&#x0364;cher-vorrate zu Gota<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">zeiget</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[324/0372] XX haubtſtuͤck tet es: 1) das rennen oder ſtechen in hohem zeuge, das geſellen-ſtechen, 2) das rennen mit ſtangen, die ſich nicht beugen liſen, und vorn drei ſpizige ſcheflein angehaͤftet hatten, 3) das ſtreiten mit den kolben, und 4) mit dem ſchwerte, und diſes zu pferde, oder zu fuße. § 3592 Jm engen verſtande aber zeiget das wort turnir blos die zwo lezten gattungen des ritterſpiles an. Man hatte vor- und nach-turnire, die ſcharfrennen. Gottfrid von Preully brachte die ritterſpile unter gewiſſe geſaͤze und zwar ums jar 1066, duͤ Fresne in der VIten abhandelung uͤber den Joinville ſ. 115 der amoenitat. des herrn von Piſtorius. Die turnire waren die vorbereitungen um zu erlernen: wie man im krige fechten muͤſſe. Jn der beſchrei- bung des turnirs zu Rupin von 1509 lautet es: „ein ieder pflegete mit dem andern paar weiſe erſt „des oͤffentlichen gottesdinſtes, ſo dann welcher in „die ſchranken waͤre, habe erſt ſein roß getummelt. „Darauf haͤtte ein ieder ſeinen feder-buſch wegge- „geben, und den helm aufgeſezet. Den man fo- „derte, auf deſſen ſchuld der kaͤmpfen wollende, „und der herausgefoderte tate dergleichen. Ein „ieder der beiden gab ſeinem pferde die ſpo- „ren. Wer nun den andern mit dem ſpere „auf den harniſch oder helm traf, daß der ſper „entzwei brach, der hatte nicht gewonnen, wenn „des andern ſper ganz und der gegener ſizen blibe. „Alſo war der lanzen-bruch ein lediger fall. „Purzelte der gegener gar vom pferde, ſo war „der ſig volkommener„. Oefters aber wurden beide ſand-reiter, das iſt, auch der die lanze ge- brochen hatte, fil mit zu boden. Ein gemaletes buch in dem fuͤrſtlichen buͤcher-vorrate zu Gota zeiget

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758/372
Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758, S. 324. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758/372>, abgerufen am 25.11.2024.