worauf ei- gentlich die erb einigun- gen abzwek- ken?
Eigentlich aber gehen die erb-vereinigungen auf die gegenseitig zu leistende hülfe und vertaidigung, folglich nicht auf die erbfolge, dergleichen zwischen Kur-Sachsen und Kur-Braunschweig 1687 errich- tet worden ist, Häberlin s. 547, nicht minder zwi- schen Oesterreich und den Schweizern, Böhmen und Sachsen etc. Jeweilen pflegen grose herren dergleichen freundschafts-tractaten zu nennen. Tue hinzu Lünigsthesaurum iuris comitum s. 731 fg.
§ 3134
was die erb- verbrüde- rung ist?
Die erb-verbrüderung ist ein geding, vermöge des- sen einer erlauchten famili die erbfolge in des an- dern landen und gütern nach dessen abgange ver- sprochen wird. Es verstehet sich dises von häu- sern, die sowohl einander sonst als verwandte ge- erbet hätten, als auch von denen, welche sich ein- ander nicht geerbet hätten. Es können solche nicht allein auf den männlichen stamm, sondern auch den weiblichen gerichtet werden, Johann Hein- rich Münchde pacto hereditatis inter illustres fe- minas adquisitiuo, Giesen 1715, Heinrich Anton Speiermannsiustitia confraternit.
§ 3135
der hohe adel hat sich deren bedinet.
Der nidere adel hat das wort: verbrüdert, nicht sowohl, als der hohe adel gebrauchet, Brun- nemannad L. 19 cod. de pactis num. II. Sihe inzwischen Streits disp. de pacto confraternitatis inter nobiles aliosque priuatos § XI, den von Ley- serspec. 44, cor. I s. 457 vol. I und den Strykin vsu moderno p lib. II tit. 24 § 20.
§ 3136
was bruder bedeutet?
Bruder bedeutet so vil, als socium, daher die verbrüderte: gesammte, erb-verbundene, rechte mit- geerbte, ungesonderte brüder-vereinigte freunde ge-
nennet
LXXXX haubtſtuͤck
§ 3133
worauf ei- gentlich die erb einigun- gen abzwek- ken?
Eigentlich aber gehen die erb-vereinigungen auf die gegenſeitig zu leiſtende huͤlfe und vertaidigung, folglich nicht auf die erbfolge, dergleichen zwiſchen Kur-Sachſen und Kur-Braunſchweig 1687 errich- tet worden iſt, Haͤberlin ſ. 547, nicht minder zwi- ſchen Oeſterreich und den Schweizern, Boͤhmen und Sachſen ꝛc. Jeweilen pflegen groſe herren dergleichen freundſchafts-tractaten zu nennen. Tue hinzu Luͤnigstheſaurum iuris comitum ſ. 731 fg.
§ 3134
was die erb- verbruͤde- rung iſt?
Die erb-verbruͤderung iſt ein geding, vermoͤge deſ- ſen einer erlauchten famili die erbfolge in des an- dern landen und guͤtern nach deſſen abgange ver- ſprochen wird. Es verſtehet ſich diſes von haͤu- ſern, die ſowohl einander ſonſt als verwandte ge- erbet haͤtten, als auch von denen, welche ſich ein- ander nicht geerbet haͤtten. Es koͤnnen ſolche nicht allein auf den maͤnnlichen ſtamm, ſondern auch den weiblichen gerichtet werden, Johann Hein- rich Muͤnchde pacto hereditatis inter illuſtres fe- minas adquiſitiuo, Gieſen 1715, Heinrich Anton Speiermannsiuſtitia confraternit.
§ 3135
der hohe adel hat ſich deren bedinet.
Der nidere adel hat das wort: verbruͤdert, nicht ſowohl, als der hohe adel gebrauchet, Brun- nemannad L. 19 cod. de pactis num. II. Sihe inzwiſchen Streits diſp. de pacto confraternitatis inter nobiles aliosque priuatos § XI, den von Ley- ſerſpec. 44, cor. I ſ. 457 vol. I und den Strykin vſu moderno π lib. II tit. 24 § 20.
§ 3136
was bruder bedeutet?
Bruder bedeutet ſo vil, als ſocium, daher die verbruͤderte: geſammte, erb-verbundene, rechte mit- geerbte, ungeſonderte bruͤder-vereinigte freunde ge-
nennet
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LXXXX haubtſtuͤck
§ 3133
Eigentlich aber gehen die erb-vereinigungen auf
die gegenſeitig zu leiſtende huͤlfe und vertaidigung,
folglich nicht auf die erbfolge, dergleichen zwiſchen
Kur-Sachſen und Kur-Braunſchweig 1687 errich-
tet worden iſt, Haͤberlin ſ. 547, nicht minder zwi-
ſchen Oeſterreich und den Schweizern, Boͤhmen
und Sachſen ꝛc. Jeweilen pflegen groſe herren
dergleichen freundſchafts-tractaten zu nennen. Tue
hinzu Luͤnigs theſaurum iuris comitum ſ. 731 fg.
§ 3134
Die erb-verbruͤderung iſt ein geding, vermoͤge deſ-
ſen einer erlauchten famili die erbfolge in des an-
dern landen und guͤtern nach deſſen abgange ver-
ſprochen wird. Es verſtehet ſich diſes von haͤu-
ſern, die ſowohl einander ſonſt als verwandte ge-
erbet haͤtten, als auch von denen, welche ſich ein-
ander nicht geerbet haͤtten. Es koͤnnen ſolche nicht
allein auf den maͤnnlichen ſtamm, ſondern auch
den weiblichen gerichtet werden, Johann Hein-
rich Muͤnch de pacto hereditatis inter illuſtres fe-
minas adquiſitiuo, Gieſen 1715, Heinrich Anton
Speiermanns iuſtitia confraternit.
§ 3135
Der nidere adel hat das wort: verbruͤdert,
nicht ſowohl, als der hohe adel gebrauchet, Brun-
nemann ad L. 19 cod. de pactis num. II. Sihe
inzwiſchen Streits diſp. de pacto confraternitatis
inter nobiles aliosque priuatos § XI, den von Ley-
ſer ſpec. 44, cor. I ſ. 457 vol. I und den Stryk in
vſu moderno π lib. II tit. 24 § 20.
§ 3136
Bruder bedeutet ſo vil, als ſocium, daher die
verbruͤderte: geſammte, erb-verbundene, rechte mit-
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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758, S. 120. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758/172>, abgerufen am 25.11.2024.
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