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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758.

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LXXXVII haubtst. vom einfreien etc.
ehemann one leibes-erben versterben sollte, das
eheweib die erbleihe überkommen sollte. Glei-
chergestalt verhält es sich, daß, wo der braut der
hof zustehet, und dafern dise von irem ehemanne
sonder eheliche leibes-erben dahin scheidet, der ehe-
mann der erbleihe sich zu erfreuen habe. Jn sa-
chen des klosters Schlüchtern, wider den lehn-
bauern N. ist dises einfreien fürgegeben worden.
Allein, wenn dise ausschweifende gewonheit, wie
recht nicht dargetan wird; so sihet man darauf
nicht; in betracht sie eine hunger-quelle aus der
Römische emphyteusi ist.

§ 3116

An einigen orten hat sie dises nicht allein, son-dise gewon-
heit wird
nicht vermu-
tet.

dern wenn sie auch einen andern mann nimmt, be-
kömmt diser gleichfalls das erbrecht, iedoch wird
dise gewonheit nicht vermutet. Disem nach ist,
inhalts der Osnabrückischen eigentums-ordnung
cap. 4 § 22, wenn einer von den leibeigenen eheleu-
ten auf dem erbe, oder koten durch den todt abge-
het, dem überblibenen, welcher unter 60 jaren ist,
vergönnet, mit bewilligung des herrn wieder dar-
auf zu heiraten, und muß die person, welche auf
die stätte kömmt, sich eigen geben und den wein-
kauf
bezalen, Ravensbergische eigent. ordnung I,
§ 10.

§ 3117

Daß die bauern vilfältig ein erbrecht an den
gütern haben, ist oben gezeiget worden (§ 1900 fg.
§ 1931).

[Abbildung]

Acht
IIteil. H

LXXXVII haubtſt. vom einfreien ꝛc.
ehemann one leibes-erben verſterben ſollte, das
eheweib die erbleihe uͤberkommen ſollte. Glei-
chergeſtalt verhaͤlt es ſich, daß, wo der braut der
hof zuſtehet, und dafern diſe von irem ehemanne
ſonder eheliche leibes-erben dahin ſcheidet, der ehe-
mann der erbleihe ſich zu erfreuen habe. Jn ſa-
chen des kloſters Schluͤchtern, wider den lehn-
bauern N. iſt diſes einfreien fuͤrgegeben worden.
Allein, wenn diſe ausſchweifende gewonheit, wie
recht nicht dargetan wird; ſo ſihet man darauf
nicht; in betracht ſie eine hunger-quelle aus der
Roͤmiſche emphyteuſi iſt.

§ 3116

An einigen orten hat ſie diſes nicht allein, ſon-diſe gewon-
heit wird
nicht vermu-
tet.

dern wenn ſie auch einen andern mann nimmt, be-
koͤmmt diſer gleichfalls das erbrecht, iedoch wird
diſe gewonheit nicht vermutet. Diſem nach iſt,
inhalts der Osnabruͤckiſchen eigentums-ordnung
cap. 4 § 22, wenn einer von den leibeigenen eheleu-
ten auf dem erbe, oder koten durch den todt abge-
het, dem uͤberblibenen, welcher unter 60 jaren iſt,
vergoͤnnet, mit bewilligung des herrn wieder dar-
auf zu heiraten, und muß die perſon, welche auf
die ſtaͤtte koͤmmt, ſich eigen geben und den wein-
kauf
bezalen, Ravensbergiſche eigent. ordnung I,
§ 10.

§ 3117

Daß die bauern vilfaͤltig ein erbrecht an den
guͤtern haben, iſt oben gezeiget worden (§ 1900 fg.
§ 1931).

[Abbildung]

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IIteil. H
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[113/0165] LXXXVII haubtſt. vom einfreien ꝛc. ehemann one leibes-erben verſterben ſollte, das eheweib die erbleihe uͤberkommen ſollte. Glei- chergeſtalt verhaͤlt es ſich, daß, wo der braut der hof zuſtehet, und dafern diſe von irem ehemanne ſonder eheliche leibes-erben dahin ſcheidet, der ehe- mann der erbleihe ſich zu erfreuen habe. Jn ſa- chen des kloſters Schluͤchtern, wider den lehn- bauern N. iſt diſes einfreien fuͤrgegeben worden. Allein, wenn diſe ausſchweifende gewonheit, wie recht nicht dargetan wird; ſo ſihet man darauf nicht; in betracht ſie eine hunger-quelle aus der Roͤmiſche emphyteuſi iſt. § 3116 An einigen orten hat ſie diſes nicht allein, ſon- dern wenn ſie auch einen andern mann nimmt, be- koͤmmt diſer gleichfalls das erbrecht, iedoch wird diſe gewonheit nicht vermutet. Diſem nach iſt, inhalts der Osnabruͤckiſchen eigentums-ordnung cap. 4 § 22, wenn einer von den leibeigenen eheleu- ten auf dem erbe, oder koten durch den todt abge- het, dem uͤberblibenen, welcher unter 60 jaren iſt, vergoͤnnet, mit bewilligung des herrn wieder dar- auf zu heiraten, und muß die perſon, welche auf die ſtaͤtte koͤmmt, ſich eigen geben und den wein- kauf bezalen, Ravensbergiſche eigent. ordnung I, § 10. diſe gewon- heit wird nicht vermu- tet. § 3117 Daß die bauern vilfaͤltig ein erbrecht an den guͤtern haben, iſt oben gezeiget worden (§ 1900 fg. § 1931). [Abbildung] Acht IIteil. H

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758, S. 113. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758/165>, abgerufen am 03.05.2024.