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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758.

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LIII haubtst. die lehre der Teutschen
recht inhalts der Breslauischen gerichts- und pro-
ceß-ordnung mit sich, wenn nämlich einer den an-
dern zur ungebür gefänglich verhaften lässet, soll
selbiger dem gefangenen auf sein anregen alle tage
30 groschen weiß verbüsen, iedoch wird solche buse
nicht von dem tage der gefänglichen einzihung ge-
rechnet, sondern vom tage an, da ihm der gefan-
gene das elend-recht bestellet hat. Sonst bedeu-
tet elend-recht auch so vil, als armen-recht, Ham-
burgisches stadt-recht art. VII, repertorium iuris
priuati II
s. 1428.

§ 6256

Ausser der strafe ist noch die erstattung der
schäden, auch unkosten besonders.

Drei und funfzigstes haubtstück
die lehre der Teutschen von den verbre-

chen und deren sprüchwörtern.
§ 6257

Die Teutschen pflegten zu sagen: tausch ist
kein raub. Wenn ich aber dem andern ei-
ne nichtswürdige sache abdringe; ists allerdings
ein raub.

§ 6258

Der hehler ist so gut, als der stehler; oder heh-
ler und stehler gehören an einen galgen. Gelegen-
heit macht dibe. Man henket keinen, man habe
ihn dann; iedoch beschihet bisweilen die strafe im
bildnisse, Frommann de executione in effigie.

§ 6259

Bei dem dibstale, wo jüden an einem orte wo-
nen, gehet man den rabbiner an, die jüden in bann
zu tun, oder, wenn sie vom dibstale wissen, solchen
anzuzeigen, Hert in paroem. iur. Germ. lib. I pa-

roem.

LIII haubtſt. die lehre der Teutſchen
recht inhalts der Breslauiſchen gerichts- und pro-
ceß-ordnung mit ſich, wenn naͤmlich einer den an-
dern zur ungebuͤr gefaͤnglich verhaften laͤſſet, ſoll
ſelbiger dem gefangenen auf ſein anregen alle tage
30 groſchen weiß verbuͤſen, iedoch wird ſolche buſe
nicht von dem tage der gefaͤnglichen einzihung ge-
rechnet, ſondern vom tage an, da ihm der gefan-
gene das elend-recht beſtellet hat. Sonſt bedeu-
tet elend-recht auch ſo vil, als armen-recht, Ham-
burgiſches ſtadt-recht art. VII, repertorium iuris
priuati II
ſ. 1428.

§ 6256

Auſſer der ſtrafe iſt noch die erſtattung der
ſchaͤden, auch unkoſten beſonders.

Drei und funfzigſtes haubtſtuͤck
die lehre der Teutſchen von den verbre-

chen und deren ſpruͤchwoͤrtern.
§ 6257

Die Teutſchen pflegten zu ſagen: tauſch iſt
kein raub. Wenn ich aber dem andern ei-
ne nichtswuͤrdige ſache abdringe; iſts allerdings
ein raub.

§ 6258

Der hehler iſt ſo gut, als der ſtehler; oder heh-
ler und ſtehler gehoͤren an einen galgen. Gelegen-
heit macht dibe. Man henket keinen, man habe
ihn dann; iedoch beſchihet bisweilen die ſtrafe im
bildniſſe, Frommann de executione in effigie.

§ 6259

Bei dem dibſtale, wo juͤden an einem orte wo-
nen, gehet man den rabbiner an, die juͤden in bann
zu tun, oder, wenn ſie vom dibſtale wiſſen, ſolchen
anzuzeigen, Hert in paroem. iur. Germ. lib. I pa-

roem.
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[994/1042] LIII haubtſt. die lehre der Teutſchen recht inhalts der Breslauiſchen gerichts- und pro- ceß-ordnung mit ſich, wenn naͤmlich einer den an- dern zur ungebuͤr gefaͤnglich verhaften laͤſſet, ſoll ſelbiger dem gefangenen auf ſein anregen alle tage 30 groſchen weiß verbuͤſen, iedoch wird ſolche buſe nicht von dem tage der gefaͤnglichen einzihung ge- rechnet, ſondern vom tage an, da ihm der gefan- gene das elend-recht beſtellet hat. Sonſt bedeu- tet elend-recht auch ſo vil, als armen-recht, Ham- burgiſches ſtadt-recht art. VII, repertorium iuris priuati II ſ. 1428. § 6256 Auſſer der ſtrafe iſt noch die erſtattung der ſchaͤden, auch unkoſten beſonders. Drei und funfzigſtes haubtſtuͤck die lehre der Teutſchen von den verbre- chen und deren ſpruͤchwoͤrtern. § 6257 Die Teutſchen pflegten zu ſagen: tauſch iſt kein raub. Wenn ich aber dem andern ei- ne nichtswuͤrdige ſache abdringe; iſts allerdings ein raub. § 6258 Der hehler iſt ſo gut, als der ſtehler; oder heh- ler und ſtehler gehoͤren an einen galgen. Gelegen- heit macht dibe. Man henket keinen, man habe ihn dann; iedoch beſchihet bisweilen die ſtrafe im bildniſſe, Frommann de executione in effigie. § 6259 Bei dem dibſtale, wo juͤden an einem orte wo- nen, gehet man den rabbiner an, die juͤden in bann zu tun, oder, wenn ſie vom dibſtale wiſſen, ſolchen anzuzeigen, Hert in paroem. iur. Germ. lib. I pa- roem.

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 2. Marburg, 1758, S. 994. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit02_1758/1042>, abgerufen am 11.06.2024.