Eschstruth, Nataly von: Katz' und Maus. Berlin, 1886.Auf ein heißes Blech gesetzet!"
Gudula stützt beide Arme In die Seiten, und sie lachet, Daß die hellen Thränen leuchten In den klaren Schelmenaugen; Doch dann sieget schnell das Mitleid. "Nur gemach! gemach! ich komme!" Ruft sie laut, und wie ein Rehlein, Schlank und mit behenden Schritten, Eilt sie schnell durch Klee und Ginster Zu dem netzgefangnen Mönche. Hochgeröthet sind die Wangen, Und sie steht und zeigt die Zähne Lachend zwischen frischen Lippen: "Ei, ehrwürd'ger Herr! wer hätte Solchen Fang sich träumen lassen, Wahrlich, niemals hat im Netze Solch' ein Dompfäfflein gezappelt, Und ich glaub', der alte Reimar Hat in seinem ganzen Leben Solchen noch nicht abgerichtet!" In des Mönches bleiches Antlitz Ist gar dunkle Gluth gestiegen, Er will Dank ihr sagen -- reden, Und er senkt verwirrt die Blicke, Stottert kauderwelsche Dinge. "Nur Geduld! zerreißt dem alten Vogelsteller nicht die Maschen, Sonst kann ich den nächsten Sonntag Wieder in den Rauchfang schreiben Und den Schaden auskuriren, Auf ein heißes Blech geſetzet!“
Gudula ſtützt beide Arme In die Seiten, und ſie lachet, Daß die hellen Thränen leuchten In den klaren Schelmenaugen; Doch dann ſieget ſchnell das Mitleid. „Nur gemach! gemach! ich komme!“ Ruft ſie laut, und wie ein Rehlein, Schlank und mit behenden Schritten, Eilt ſie ſchnell durch Klee und Ginſter Zu dem netzgefangnen Mönche. Hochgeröthet ſind die Wangen, Und ſie ſteht und zeigt die Zähne Lachend zwiſchen friſchen Lippen: „Ei, ehrwürd'ger Herr! wer hätte Solchen Fang ſich träumen laſſen, Wahrlich, niemals hat im Netze Solch' ein Dompfäfflein gezappelt, Und ich glaub', der alte Reimar Hat in ſeinem ganzen Leben Solchen noch nicht abgerichtet!“ In des Mönches bleiches Antlitz Iſt gar dunkle Gluth geſtiegen, Er will Dank ihr ſagen — reden, Und er ſenkt verwirrt die Blicke, Stottert kauderwelſche Dinge. „Nur Geduld! zerreißt dem alten Vogelſteller nicht die Maſchen, Sonſt kann ich den nächſten Sonntag Wieder in den Rauchfang ſchreiben Und den Schaden auskuriren, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0085" n="71"/> <lg n="11"> <l>Auf ein heißes Blech geſetzet!“</l><lb/> <l>Gudula ſtützt beide Arme</l><lb/> <l>In die Seiten, und ſie lachet,</l><lb/> <l>Daß die hellen Thränen leuchten</l><lb/> <l>In den klaren Schelmenaugen;</l><lb/> <l>Doch dann ſieget ſchnell das Mitleid.</l><lb/> <l>„Nur gemach! gemach! ich komme!“</l><lb/> <l>Ruft ſie laut, und wie ein Rehlein,</l><lb/> <l>Schlank und mit behenden Schritten,</l><lb/> <l>Eilt ſie ſchnell durch Klee und Ginſter</l><lb/> <l>Zu dem netzgefangnen Mönche.</l><lb/> <l>Hochgeröthet ſind die Wangen,</l><lb/> <l>Und ſie ſteht und zeigt die Zähne</l><lb/> <l>Lachend zwiſchen friſchen Lippen:</l><lb/> <l>„Ei, ehrwürd'ger Herr! wer hätte</l><lb/> <l>Solchen Fang ſich träumen laſſen,</l><lb/> <l>Wahrlich, niemals hat im Netze</l><lb/> <l>Solch' ein Dompfäfflein gezappelt,</l><lb/> <l>Und ich glaub', der alte Reimar</l><lb/> <l>Hat in ſeinem ganzen Leben</l><lb/> <l>Solchen noch nicht abgerichtet!“</l><lb/> <l>In des Mönches bleiches Antlitz</l><lb/> <l>Iſt gar dunkle Gluth geſtiegen,</l><lb/> <l>Er will Dank ihr ſagen — reden,</l><lb/> <l>Und er ſenkt verwirrt die Blicke,</l><lb/> <l>Stottert kauderwelſche Dinge.</l><lb/> <l>„Nur Geduld! zerreißt dem alten</l><lb/> <l>Vogelſteller nicht die Maſchen,</l><lb/> <l>Sonſt kann ich den nächſten Sonntag</l><lb/> <l>Wieder in den Rauchfang ſchreiben</l><lb/> <l>Und den Schaden auskuriren,</l><lb/> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [71/0085]
Auf ein heißes Blech geſetzet!“
Gudula ſtützt beide Arme
In die Seiten, und ſie lachet,
Daß die hellen Thränen leuchten
In den klaren Schelmenaugen;
Doch dann ſieget ſchnell das Mitleid.
„Nur gemach! gemach! ich komme!“
Ruft ſie laut, und wie ein Rehlein,
Schlank und mit behenden Schritten,
Eilt ſie ſchnell durch Klee und Ginſter
Zu dem netzgefangnen Mönche.
Hochgeröthet ſind die Wangen,
Und ſie ſteht und zeigt die Zähne
Lachend zwiſchen friſchen Lippen:
„Ei, ehrwürd'ger Herr! wer hätte
Solchen Fang ſich träumen laſſen,
Wahrlich, niemals hat im Netze
Solch' ein Dompfäfflein gezappelt,
Und ich glaub', der alte Reimar
Hat in ſeinem ganzen Leben
Solchen noch nicht abgerichtet!“
In des Mönches bleiches Antlitz
Iſt gar dunkle Gluth geſtiegen,
Er will Dank ihr ſagen — reden,
Und er ſenkt verwirrt die Blicke,
Stottert kauderwelſche Dinge.
„Nur Geduld! zerreißt dem alten
Vogelſteller nicht die Maſchen,
Sonſt kann ich den nächſten Sonntag
Wieder in den Rauchfang ſchreiben
Und den Schaden auskuriren,
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