Ercker, Lazarus: Aula subterranea. Frankfurt (Main), 1672.Von den Gold Ertz. mässig offt mit Wasser besprengen/ und solches eine ziemliche Zeit auch unterweilen eineProb davon nehmen/ ob und umb wieviel sich eins oder das andere veredelt hätte/ welches ich zwar weder selber erfahren/ noch von andern dergleichen vernommen/ sondern es nur als eine blosse Speculation dargebe/ ob etwann einige Curiose Gemüter hierauß Anlaß nehmen wolten/ mit besserem Nachsinnen einigen versuch darinn zu thun/ wie man dann auch siehet/ daß Paracelsus eben diß statuiret/ oder vielleicht mit eigener Erfahrung es also befunden/ indem er schreibt/ daß alle vegetabilien davon wachsen/ und in Grösse zu- nehmen wenn es offt regnet/ und das Regenwasser von der Sonnen wieder auffgezogen wird/ welches er cohobiren heist/ das ist eine offtermahlige Ubergieß- und Abdämpffung deß Regen- oder eines andern Wassers/ und könteman durch ein solch cohobiren die ge- ringe Ertze dermassen verbessern/ daß sie sich dem besten Gold- und Silber-Ertzen ver- gleichen/ will solches auch mit einem Exempel beweisen/ nemlich wenn man einen Stein auß einem Bach nimbt/ solchen in einen Kolben thut/ und zum öfftern eben desselbigen Bachs Wasser davon cohobirt, wächset solcher Stein zusehentlich grösser/ biß er end- lich den gantzen Kolben außfülle/ alsdenn könne man den Kolben zerschlagen/ so habe man einen Stein in Grösse und Gestalt deß Kolbens. Solches wachsen und Zunehmen der Silber Ertze kan ein jeder ihm Augenscheinlich vorbilden/ wenn er gutes gefälliges Scheidwasser nimbt/ und darin eine Untz oder so viel ihm beliebt/ dunn geschlagen oder granulirt Silber/ solvirt, und zwey oder dreymal so viel als des Scheidwassers gewe- sen/ saubern Regenwassers in dieselbige Silber Solution schüttet/ auch zu einer Untz solvirten Silbers/ 3. oder 4. Untzen reines Quecksilbers mit darein thut/ und zusammen in der Kälte unbewegt stehen läst/ so wird er Augenscheinlich sehen/ wie durch Hülffe deß Spiritaus terrae oder Nitri im Scheidwasser die beyde/ nemlich Silber und Quecksilber ineinander würcken/ und über auß lustige Gewächs auch Gestalten von Berg und Thal machen/ welches denn nichts anders ist als ein rechter Anfang eines Ertzes/ und in den Bergen ohn Zweiffel auch also hergehet/ wenn es gesehen werden möchte/ und so man diß Gewächs eine lange Zeit/ nemlich ein gantz Jahr unbewegt stehen läst/ auch hernach mit dem Absüssen recht damit umbgehet/ wird man einigen Zuwachs und Vermehrung deß Silbers finden/ welcher auß dem Quecksilber kombt/ und umb so viel desselben in den Silber Grad maturirt worden/ wie dann alle Metallen ihr Corpus auß dem Mercurio haben. Diß wäre also meine einfältige Meinung von der Verreicherung oder Ma- turation der Silberhaltigen Ertze; Sonsten aber halte ich auch dafur/ daß auch auff ge- meine Weise auß allerhand Ertz ins grosse/ ein mehrer Nutz gezogen werden könte/ weder man sonst befindet/ nemlich auff folgende Weise/ daß nemlich die Ertze auff sonderlich darzu gemachten Mühlen klein zermahlen und gerieben werden/ biß so lang man eine grosse Quantität derselben als 700. biß 1000. Centner im Vorraht hätte/ so dann wur- de eine Grube nach Vielheit deß Ertzes tieff und weit in die Erde gemacht/ der Gestalt/ daß die Helffte deß Ertzes solche der Erden gleich fullete/ die andere Helffte aber auch drauff geschuttet/ uber die Erde herfur ragete/ und in freyer Lufft lege/ worüber aber ein hohes Dach seyn muste/ damit der Regen nichts vom Ertz verschwemmen könte/ solcher Gestalt muste dieser halb in- und halb ausser der Erden liegende Hauffen in die sechs Monat lang auffeinander liegen bleiben/ damit das Ertz allgemach in sich selbst erwar- mete und gleichsam calcinirt wurde. Nachmals wurde mit schlechtem Wasser auß die- ser Massa ein Vitriol gesotten/ die hinterstellige Erde getrocknet/ und denn allererst nach bekanter und ublicher Manir die Seygerung und Scheidung damit angestellet/ so wur- de allemal vermuhtlich ein mercklicher Zuwachs deß haltenden Metalls nicht ohn guten Nutzen gespurt werden/ da man denn vorerst dem Vitriol zum besten hätte/ und denn auch auffdiese Weise nicht so viel Holtz verbraucht werden dörffte. Hiebey kan ich auch unvermeldet nicht lassen/ welcher Gestalt mir communicirt worden/ daß einer in particulari ein oder ander Ertz besser zu Nutz machen könte/ wann er nemlich auff einem grossen Treib-Schirben Bley zergehen und schmeltzen liesse/ und wenn es im Fluß stun- de/ H iij
Von den Gold Ertz. maͤſſig offt mit Waſſer beſprengen/ und ſolches eine ziemliche Zeit auch unterweilen eineProb davon nehmen/ ob und umb wieviel ſich eins oder das andere veredelt haͤtte/ welches ich zwar weder ſelber erfahren/ noch von andern dergleichen vernommen/ ſondern es nur als eine bloſſe Speculation dargebe/ ob etwann einige Curioſe Gemüter hierauß Anlaß nehmen wolten/ mit beſſerem Nachſinnen einigen verſuch darinn zu thun/ wie man dann auch ſiehet/ daß Paracelſus eben diß ſtatuiret/ oder vielleicht mit eigener Erfahrung es alſo befunden/ indem er ſchreibt/ daß alle vegetabilien davon wachſen/ und in Groͤſſe zu- nehmen wenn es offt regnet/ und das Regenwaſſer von der Sonnen wieder auffgezogen wird/ welches er cohobiren heiſt/ das iſt eine offtermahlige Ubergieß- und Abdaͤmpffung deß Regen- oder eines andern Waſſers/ und koͤnteman durch ein ſolch cohobiren die ge- ringe Ertze dermaſſen verbeſſern/ daß ſie ſich dem beſten Gold- und Silber-Ertzen ver- gleichen/ will ſolches auch mit einem Exempel beweiſen/ nemlich wenn man einen Stein auß einem Bach nimbt/ ſolchen in einen Kolben thut/ und zum oͤfftern eben deſſelbigen Bachs Waſſer davon cohobirt, waͤchſet ſolcher Stein zuſehentlich groͤſſer/ biß er end- lich den gantzen Kolben außfülle/ alsdenn koͤnne man den Kolben zerſchlagen/ ſo habe man einen Stein in Groͤſſe und Geſtalt deß Kolbens. Solches wachſen und Zunehmen der Silber Ertze kan ein jeder ihm Augenſcheinlich vorbilden/ wenn er gutes gefaͤlliges Scheidwaſſer nimbt/ und darin eine Untz oder ſo viel ihm beliebt/ důnn geſchlagen oder granulirt Silber/ ſolvirt, und zwey oder dreymal ſo viel als des Scheidwaſſers gewe- ſen/ ſaubern Regenwaſſers in dieſelbige Silber Solution ſchüttet/ auch zu einer Untz ſolvirten Silbers/ 3. oder 4. Untzen reines Queckſilbers mit darein thut/ und zuſammen in der Kaͤlte unbewegt ſtehen laͤſt/ ſo wird er Augenſcheinlich ſehen/ wie durch Huͤlffe deß Spiritûs terræ oder Nitri im Scheidwaſſer die beyde/ nemlich Silber und Queckſilber ineinander würcken/ und über auß luſtige Gewaͤchs auch Geſtalten von Berg und Thal machen/ welches denn nichts anders iſt als ein rechter Anfang eines Ertzes/ und in den Bergen ohn Zweiffel auch alſo hergehet/ wenn es geſehen werden moͤchte/ und ſo man diß Gewaͤchs eine lange Zeit/ nemlich ein gantz Jahr unbewegt ſtehen laͤſt/ auch hernach mit dem Abſuͤſſen recht damit umbgehet/ wird man einigen Zuwachs und Vermehrung deß Silbers finden/ welcher auß dem Queckſilber kombt/ und umb ſo viel deſſelben in den Silber Grad maturirt worden/ wie dann alle Metallen ihr Corpus auß dem Mercurio haben. Diß waͤre alſo meine einfaͤltige Meinung von der Verreicherung oder Ma- turation der Silberhaltigen Ertze; Sonſten aber halte ich auch dafůr/ daß auch auff ge- meine Weiſe auß allerhand Ertz ins groſſe/ ein mehrer Nutz gezogen werden koͤnte/ weder man ſonſt befindet/ nemlich auff folgende Weiſe/ daß nemlich die Ertze auff ſonderlich darzu gemachten Mühlen klein zermahlen und gerieben werden/ biß ſo lang man eine groſſe Quantitaͤt derſelben als 700. biß 1000. Centner im Vorraht haͤtte/ ſo dann wůr- de eine Grube nach Vielheit deß Ertzes tieff und weit in die Erde gemacht/ der Geſtalt/ daß die Helffte deß Ertzes ſolche der Erden gleich fůllete/ die andere Helffte aber auch drauff geſchůttet/ ůber die Erde herfůr ragete/ und in freyer Lufft lege/ worüber aber ein hohes Dach ſeyn můſte/ damit der Regen nichts vom Ertz verſchwemmen koͤnte/ ſolcher Geſtalt můſte dieſer halb in- und halb auſſer der Erden liegende Hauffen in die ſechs Monat lang auffeinander liegen bleiben/ damit das Ertz allgemach in ſich ſelbſt erwar- mete und gleichſam calcinirt wůrde. Nachmals wůrde mit ſchlechtem Waſſer auß die- ſer Maſſa ein Vitriol geſotten/ die hinterſtellige Erde getrocknet/ und denn allererſt nach bekanter und ůblicher Manir die Seygerung und Scheidung damit angeſtellet/ ſo wůr- de allemal vermuhtlich ein mercklicher Zuwachs deß haltenden Metalls nicht ohn guten Nutzen geſpůrt werden/ da man denn vorerſt dem Vitriol zum beſten haͤtte/ und denn auch auffdieſe Weiſe nicht ſo viel Holtz verbraucht werden doͤrffte. Hiebey kan ich auch unvermeldet nicht laſſen/ welcher Geſtalt mir communicirt worden/ daß einer in particulari ein oder ander Ertz beſſer zu Nutz machen koͤnte/ wann er nemlich auff einem groſſen Treib-Schirben Bley zergehen und ſchmeltzen lieſſe/ und wenn es im Fluß ſtůn- de/ H iij
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Von den Gold Ertz.
maͤſſig offt mit Waſſer beſprengen/ und ſolches eine ziemliche Zeit auch unterweilen eine
Prob davon nehmen/ ob und umb wieviel ſich eins oder das andere veredelt haͤtte/ welches
ich zwar weder ſelber erfahren/ noch von andern dergleichen vernommen/ ſondern es nur
als eine bloſſe Speculation dargebe/ ob etwann einige Curioſe Gemüter hierauß Anlaß
nehmen wolten/ mit beſſerem Nachſinnen einigen verſuch darinn zu thun/ wie man dann
auch ſiehet/ daß Paracelſus eben diß ſtatuiret/ oder vielleicht mit eigener Erfahrung es
alſo befunden/ indem er ſchreibt/ daß alle vegetabilien davon wachſen/ und in Groͤſſe zu-
nehmen wenn es offt regnet/ und das Regenwaſſer von der Sonnen wieder auffgezogen
wird/ welches er cohobiren heiſt/ das iſt eine offtermahlige Ubergieß- und Abdaͤmpffung
deß Regen- oder eines andern Waſſers/ und koͤnteman durch ein ſolch cohobiren die ge-
ringe Ertze dermaſſen verbeſſern/ daß ſie ſich dem beſten Gold- und Silber-Ertzen ver-
gleichen/ will ſolches auch mit einem Exempel beweiſen/ nemlich wenn man einen Stein
auß einem Bach nimbt/ ſolchen in einen Kolben thut/ und zum oͤfftern eben deſſelbigen
Bachs Waſſer davon cohobirt, waͤchſet ſolcher Stein zuſehentlich groͤſſer/ biß er end-
lich den gantzen Kolben außfülle/ alsdenn koͤnne man den Kolben zerſchlagen/ ſo habe
man einen Stein in Groͤſſe und Geſtalt deß Kolbens. Solches wachſen und Zunehmen
der Silber Ertze kan ein jeder ihm Augenſcheinlich vorbilden/ wenn er gutes gefaͤlliges
Scheidwaſſer nimbt/ und darin eine Untz oder ſo viel ihm beliebt/ důnn geſchlagen oder
granulirt Silber/ ſolvirt, und zwey oder dreymal ſo viel als des Scheidwaſſers gewe-
ſen/ ſaubern Regenwaſſers in dieſelbige Silber Solution ſchüttet/ auch zu einer Untz
ſolvirten Silbers/ 3. oder 4. Untzen reines Queckſilbers mit darein thut/ und zuſammen
in der Kaͤlte unbewegt ſtehen laͤſt/ ſo wird er Augenſcheinlich ſehen/ wie durch Huͤlffe deß
Spiritûs terræ oder Nitri im Scheidwaſſer die beyde/ nemlich Silber und Queckſilber
ineinander würcken/ und über auß luſtige Gewaͤchs auch Geſtalten von Berg und Thal
machen/ welches denn nichts anders iſt als ein rechter Anfang eines Ertzes/ und in den
Bergen ohn Zweiffel auch alſo hergehet/ wenn es geſehen werden moͤchte/ und ſo man
diß Gewaͤchs eine lange Zeit/ nemlich ein gantz Jahr unbewegt ſtehen laͤſt/ auch hernach
mit dem Abſuͤſſen recht damit umbgehet/ wird man einigen Zuwachs und Vermehrung
deß Silbers finden/ welcher auß dem Queckſilber kombt/ und umb ſo viel deſſelben in den
Silber Grad maturirt worden/ wie dann alle Metallen ihr Corpus auß dem Mercurio
haben. Diß waͤre alſo meine einfaͤltige Meinung von der Verreicherung oder Ma-
turation der Silberhaltigen Ertze; Sonſten aber halte ich auch dafůr/ daß auch auff ge-
meine Weiſe auß allerhand Ertz ins groſſe/ ein mehrer Nutz gezogen werden koͤnte/ weder
man ſonſt befindet/ nemlich auff folgende Weiſe/ daß nemlich die Ertze auff ſonderlich
darzu gemachten Mühlen klein zermahlen und gerieben werden/ biß ſo lang man eine
groſſe Quantitaͤt derſelben als 700. biß 1000. Centner im Vorraht haͤtte/ ſo dann wůr-
de eine Grube nach Vielheit deß Ertzes tieff und weit in die Erde gemacht/ der Geſtalt/
daß die Helffte deß Ertzes ſolche der Erden gleich fůllete/ die andere Helffte aber auch
drauff geſchůttet/ ůber die Erde herfůr ragete/ und in freyer Lufft lege/ worüber aber ein
hohes Dach ſeyn můſte/ damit der Regen nichts vom Ertz verſchwemmen koͤnte/ ſolcher
Geſtalt můſte dieſer halb in- und halb auſſer der Erden liegende Hauffen in die ſechs
Monat lang auffeinander liegen bleiben/ damit das Ertz allgemach in ſich ſelbſt erwar-
mete und gleichſam calcinirt wůrde. Nachmals wůrde mit ſchlechtem Waſſer auß die-
ſer Maſſa ein Vitriol geſotten/ die hinterſtellige Erde getrocknet/ und denn allererſt nach
bekanter und ůblicher Manir die Seygerung und Scheidung damit angeſtellet/ ſo wůr-
de allemal vermuhtlich ein mercklicher Zuwachs deß haltenden Metalls nicht ohn guten
Nutzen geſpůrt werden/ da man denn vorerſt dem Vitriol zum beſten haͤtte/ und denn
auch auffdieſe Weiſe nicht ſo viel Holtz verbraucht werden doͤrffte. Hiebey kan ich
auch unvermeldet nicht laſſen/ welcher Geſtalt mir communicirt worden/ daß einer in
particulari ein oder ander Ertz beſſer zu Nutz machen koͤnte/ wann er nemlich auff einem
groſſen Treib-Schirben Bley zergehen und ſchmeltzen lieſſe/ und wenn es im Fluß ſtůn-
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Zitationshilfe: | Ercker, Lazarus: Aula subterranea. Frankfurt (Main), 1672, S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ercker_aula01_1672/109>, abgerufen am 16.07.2024. |