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Erbkam, Georg Gustav: Tagebuch meiner egyptischen Reise. Teil 3. Ägypten, 1844-1845.

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Sonnabend den 9ten November 1844. Die Ausgrabungen geben immer mehr, obwohl spärliches Licht; die Zerstörung und Fortnahme der Steine vom Hintertempel ist in der That ins Großartige gegangen. -

Sonntag den 10ten November 1844. Die Arbeiter sind heut abbestellt; ich zeichne seit Vormittag für mich eine Ansicht aus dem Tempel mit der Hinsicht auf unser Wohnhaus. Von einem alten Manne kaufe ich heut für 5 Piaster ein lebendiges kleines Krokodill von etwa 1 1/2 Fuß Länge; es ist größer als das von Lepsius und lebendiger gezeichnet. -

Montag den 11ten November 1844. Mit 40 Menschen wird fortgearbeitet; ich mache mich heut an die Aufnahme der Nilziegelbauten um das Ramesseum, die ich für lauter Begräbnißörter halte; hie und da findet sich eine Kammer noch bemalt, ganz in Art der Gräber; auch sind all diese Kammern voll von Brunnen. Heut Abend war die Beleuchtung der Gegend bei Gewitterwolken unbeschreiblich schön; drüben mußte es regnen, denn ein kurzer Regenbogen war zu sehen; wir bekommen nichts ab, als später vereinzeltes schwarzes Gewölk, was zu uns herüberzog. - Die Morgende sind recht kühl jetzt. -

Dienstag den 12ten November 1844. Bernhard und Juliens Geburtstag. Ich werde mit meiner Tempel Aufnahme nebst Umgebung so ziemlich fertig; weiter 40 Arbeiter. Heut Abend nach dem Essen ein Besuch von Triantophylos, den ich später verlasse, um die länger liegen gebliebene Tagebuch zu ergänzen. Allmorgendlich begrüßen wir Abeken, der auf seinem Wege nach Medinet Abu, wo er arbeitet, uns immer passirt. - Alle Zeitungen, die uns bis jetzt zugekommen sind, habe ich nun durch und warte auf neue, wie besonders auf Briefe, die unverantwortlich lange ausbleiben; Jussuf will auch nicht kommen, der in dieser Hinsicht meine Haupthoffnung ist. -

Mittwoch den 13ten November 1844. Ich beginne heut mit dem Aufzeichnen des Ramesseums, gehe aber Vor- und Nachmittag einige Stunden hinunter, um die Ausgrabungen zu besichtigen, die ihren Fortgang haben; obwohl täglich dieser und jener Punkt klarer wird, bleibt doch noch manches dunkel; die späteren Abende sind meist sehr windig, und man merkt, daß der Winter beginnt.

Donnerstag den 14ten November 1844. Meine Thätigkeit wie gestern. Wir finden heut in der einen Fundamentmauer ein Grab; Sarkophag wie Todter sind völlig zerstört, doch finden sich dabei 4 Vasen mit Menschen-, Geier- und Affenkopf, und eine Masse ganz kleiner Töpferfigürchen. - Das Abendroth wieder kostbar. -

Sonnabend den 9ten November 1844. Die Ausgrabungen geben immer mehr, obwohl spärliches Licht; die Zerstörung und Fortnahme der Steine vom Hintertempel ist in der That ins Großartige gegangen. -

Sonntag den 10ten November 1844. Die Arbeiter sind heut abbestellt; ich zeichne seit Vormittag für mich eine Ansicht aus dem Tempel mit der Hinsicht auf unser Wohnhaus. Von einem alten Manne kaufe ich heut für 5 Piaster ein lebendiges kleines Krokodill von etwa 1 ½ Fuß Länge; es ist größer als das von Lepsius und lebendiger gezeichnet. -

Montag den 11ten November 1844. Mit 40 Menschen wird fortgearbeitet; ich mache mich heut an die Aufnahme der Nilziegelbauten um das Ramesseum, die ich für lauter Begräbnißörter halte; hie und da findet sich eine Kammer noch bemalt, ganz in Art der Gräber; auch sind all diese Kammern voll von Brunnen. Heut Abend war die Beleuchtung der Gegend bei Gewitterwolken unbeschreiblich schön; drüben mußte es regnen, denn ein kurzer Regenbogen war zu sehen; wir bekommen nichts ab, als später vereinzeltes schwarzes Gewölk, was zu uns herüberzog. - Die Morgende sind recht kühl jetzt. -

Dienstag den 12ten November 1844. Bernhard und Juliens Geburtstag. Ich werde mit meiner Tempel Aufnahme nebst Umgebung so ziemlich fertig; weiter 40 Arbeiter. Heut Abend nach dem Essen ein Besuch von Triantophylos, den ich später verlasse, um die länger liegen gebliebene Tagebuch zu ergänzen. Allmorgendlich begrüßen wir Abeken, der auf seinem Wege nach Medinet Abu, wo er arbeitet, uns immer passirt. - Alle Zeitungen, die uns bis jetzt zugekommen sind, habe ich nun durch und warte auf neue, wie besonders auf Briefe, die unverantwortlich lange ausbleiben; Jussuf will auch nicht kommen, der in dieser Hinsicht meine Haupthoffnung ist. -

Mittwoch den 13ten November 1844. Ich beginne heut mit dem Aufzeichnen des Ramesseums, gehe aber Vor- und Nachmittag einige Stunden hinunter, um die Ausgrabungen zu besichtigen, die ihren Fortgang haben; obwohl täglich dieser und jener Punkt klarer wird, bleibt doch noch manches dunkel; die späteren Abende sind meist sehr windig, und man merkt, daß der Winter beginnt.

Donnerstag den 14ten November 1844. Meine Thätigkeit wie gestern. Wir finden heut in der einen Fundamentmauer ein Grab; Sarkophag wie Todter sind völlig zerstört, doch finden sich dabei 4 Vasen mit Menschen-, Geier- und Affenkopf, und eine Masse ganz kleiner Töpferfigürchen. - Das Abendroth wieder kostbar. -

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[15/0016] Sonnabend d 9ten Nov 1844. Die Ausgrabungen geben immer mehr, obwohl spärliches Licht; die Zerstörung d Fortnahme der Steine vom Hintertempel ist in d That ins Großartige gegangen. - Sonntag d 10ten Nov 1844. Die Arbeiter sind heut abbestellt; ich zeichne seit Vorm für mich eine Ansicht aus d Tempel mit d Hinsicht auf unser Wohnhaus. Von einem alten Manne kaufe ich heut für 5 Piaster ein lebendiges kl Krokodill von etwa 1 ½ Fuß Länge; es ist größer als das von Leps d lebendiger gezeichnet. - Montag d 11ten Nov 1844. Mit 40 Menschen wird fortgearbeitet; ich mache mich heut an d Aufnahme der Nilziegelbauten um das Ramesseum, die ich für lauter Begräbnißörter halte; hie d da findet sich e Kammer noch bemalt, ganz in Art der Gräber; auch sind all diese Kammern voll v Brunnen. Heut Abend war die Beleuchtung der Gegend bei Gewitterwolken unbeschreiblich schön; drüben mußte es regnen, denn ein kurzer Regenbogen war zu sehen; wir bekommen nichts ab, als später vereinzeltes schwarzes Gewölk, was zu uns herüberzog. - Die Morgende sind recht kühl jetzt. - Dienstag d 12ten Nov 1844. Bernhard d Juliens Geburtstag. Ich werde mit m Tempel Aufnahme nebst Umgebung so ziemlich fertig; weiter 40 Arbeiter. Heut Abend nach d Essen e Besuch v Triantophylos, den ich später verlasse, um die länger liegen gebliebene Tagebuch zu ergänzen. Allmorgendlich begrüßen wir Abeken, der auf s Wege nach Med Abu, wo er arbeitet, uns immer passirt. - Alle Zeitungen, die uns bis jetzt zugekommen sind, habe ich nun durch d warte auf neue, wie besonders auf Briefe, die unverantwortlich lange ausbleiben; Jussuf will auch nicht kommen, der in dieser Hinsicht meine Haupthoffnung ist. - Mittwoch d 13ten Nov 1844. Ich beginne heut mit dem Aufzeichnen des Ramesseums, gehe aber Vor- d Nachm einige Stunden hinunter, um die Ausgrabungen zu besichtigen, die ihren Fortgang haben; obwohl täglich dieser d jener Punkt klarer wird, bleibt doch noch manches dunkel; die späteren Abende sind meist sehr windig, d man merkt, daß d Winter beginnt. Donnerstag d 14ten Nov 1844. Meine Thätigkeit wie gestern. Wir finden heut in d einen Fundamentmauer ein Grab; Sarkophag wie Todter sind völlig zerstört, doch finden sich dabei 4 Vasen mit Menschen-, Geier- d Affenkopf, d eine Masse ganz kleiner Töpferfigürchen. - Das Abendroth wieder kostbar. -

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Zitationshilfe: Erbkam, Georg Gustav: Tagebuch meiner egyptischen Reise. Teil 3. Ägypten, 1844-1845, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/erbkam_tagebuch03_1844/16>, abgerufen am 19.04.2024.