Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Erbkam, Georg Gustav: Tagebuch meiner egyptischen Reise. Teil 3. Ägypten, 1844-1845.

Bild:
<< vorherige Seite

tranken vor dem [Divan] den Thee, wo Politika mit Abeken in lebhaften Disput versetzten. -

Montag den 4ten November 1844. Obwohl ein wenig besser, ist mir noch keineswegs behaglich, Brust und Kopfschmerzen wie Zerschlagenheit sind immer noch vorhanden. Es kommt heut Vormittag noch zu nichts. Packereien, Abholung der Barken, ein Besuch eines Griechen Theantophylos nehmen die Zeit in Anspruch. Zum Mittag wird Abeken vom Ramesseum heraufgeholt und am Nachmittag mache ich mit Georgi und den Übrigen ihm unten einen Besuch; wir Beide gehen dann noch weiter bis Medinet Abu, ein trefflicher Spatziergang, wäre nur mein Kopf freier gewesen. Abeken begleitet uns halb bis nach Hause, wo wir erst nach Sonnenuntergang ankommen.

Dienstag den 5ten November 1844. Heut beginnt denn unsre Arbeit im Ramesseum; ich vergleiche den schlechten französischen Plan, und sehe mich genöthigt, einen neuen aufzunehmen, mit dem ich heut bei Säulendetails den Anfang mache. Ich fühle mich noch fortdauernd unwohl, Kopf, Brust etc. Schmerzen.

Mittwoch den 6ten November 1844. Fortsetzung der Aufnahme; besonders am Nachmittag wird fleißig gemessen; das Gebäude, von jeher mein Liebling, wird mir immer werther und scheint mir in der Harmonie seines Grundrisses das edelste Muster egyptischer Baukunst. Die Formen der großen Kelchkapitäle sind etwas zu steil geschwungen und diejenigen in Karnak schöner, auch würde Solib besonders in den herrlichen und feinen Säulenformen den Preis streitig machen; aber die Zerstörung dort ist zu kolossal, um einen völligen Eindruck erhalten zu können; außerdem ist der Wechsel der Räume dort nicht so fein gefühlt.

Donnerstag den 7ten November 1844. Ich fahre mit der Planaufnahme fort, die aber sehr unterbrochen ist durch Anleitung der Ausgrabungen, die heut, meist von Kindern begonnen sind. Sie geben, wenn auch wohl nicht bedeutenden, so doch einigen Aufschluß, der immer dankenswerth ist. Eigenthümlich sind die vielen Brunnen, über welche hinweg der Fußboden des Tempels gelegt ist. Meine Kopfschmerzen sind heut Nachmittag etwas besser und es ist Zeit, daß ich ganz frei werde.

Freitag den 8ten November 1844. Ausgrabungen wie Aufnahme des Tempels haben ihren Fortgang und es kommt durch die ersteren doch etwas Neues zum Vorschein, so daß der Plan sich fester stellt. Wir vergleichen ihn heut mit Diodors Beschreibung, die im Allgemeinen sehr richtig ist; an ein Grabmal ist bei diesem Gebäude freilich wenig zu denken, es hat viel eher etwas Pallastartiges. -

tranken vor dem [Divan] den Thee, wo Politika mit Abeken in lebhaften Disput versetzten. -

Montag den 4ten November 1844. Obwohl ein wenig besser, ist mir noch keineswegs behaglich, Brust und Kopfschmerzen wie Zerschlagenheit sind immer noch vorhanden. Es kommt heut Vormittag noch zu nichts. Packereien, Abholung der Barken, ein Besuch eines Griechen Theantophylos nehmen die Zeit in Anspruch. Zum Mittag wird Abeken vom Ramesseum heraufgeholt und am Nachmittag mache ich mit Georgi und den Übrigen ihm unten einen Besuch; wir Beide gehen dann noch weiter bis Medinet Abu, ein trefflicher Spatziergang, wäre nur mein Kopf freier gewesen. Abeken begleitet uns halb bis nach Hause, wo wir erst nach Sonnenuntergang ankommen.

Dienstag den 5ten November 1844. Heut beginnt denn unsre Arbeit im Ramesseum; ich vergleiche den schlechten französischen Plan, und sehe mich genöthigt, einen neuen aufzunehmen, mit dem ich heut bei Säulendetails den Anfang mache. Ich fühle mich noch fortdauernd unwohl, Kopf, Brust etc. Schmerzen.

Mittwoch den 6ten November 1844. Fortsetzung der Aufnahme; besonders am Nachmittag wird fleißig gemessen; das Gebäude, von jeher mein Liebling, wird mir immer werther und scheint mir in der Harmonie seines Grundrisses das edelste Muster egyptischer Baukunst. Die Formen der großen Kelchkapitäle sind etwas zu steil geschwungen und diejenigen in Karnak schöner, auch würde Solib besonders in den herrlichen und feinen Säulenformen den Preis streitig machen; aber die Zerstörung dort ist zu kolossal, um einen völligen Eindruck erhalten zu können; außerdem ist der Wechsel der Räume dort nicht so fein gefühlt.

Donnerstag den 7ten November 1844. Ich fahre mit der Planaufnahme fort, die aber sehr unterbrochen ist durch Anleitung der Ausgrabungen, die heut, meist von Kindern begonnen sind. Sie geben, wenn auch wohl nicht bedeutenden, so doch einigen Aufschluß, der immer dankenswerth ist. Eigenthümlich sind die vielen Brunnen, über welche hinweg der Fußboden des Tempels gelegt ist. Meine Kopfschmerzen sind heut Nachmittag etwas besser und es ist Zeit, daß ich ganz frei werde.

Freitag den 8ten November 1844. Ausgrabungen wie Aufnahme des Tempels haben ihren Fortgang und es kommt durch die ersteren doch etwas Neues zum Vorschein, so daß der Plan sich fester stellt. Wir vergleichen ihn heut mit Diodors Beschreibung, die im Allgemeinen sehr richtig ist; an ein Grabmal ist bei diesem Gebäude freilich wenig zu denken, es hat viel eher etwas Pallastartiges. -

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0015" n="14"/>
tranken vor dem <supplied>Divan</supplied> den Thee, wo Politika mit                             <persName>Abeken</persName> in lebhaften Disput versetzten. - </p>
        </div>
        <div n="2">
          <p><date when="1844-11-04"><hi rendition="#u">Montag <choice><abbr>d</abbr><expan>den</expan></choice> 4ten <choice><abbr>Nov</abbr><expan>November</expan></choice> 1844</hi></date>. Obwohl ein wenig besser, ist mir noch                         keineswegs behaglich, Brust <choice><abbr>d</abbr><expan>und</expan></choice> Kopfschmerzen wie Zerschlagenheit sind immer noch vorhanden. Es                         kommt heut <choice><abbr>Vorm</abbr><expan>Vormittag</expan></choice> noch zu nichts. Packereien, Abholung der Barken, ein Besuch <choice><abbr>e</abbr><expan>eines</expan></choice> Griechen <persName>Theantophylos</persName> nehmen <choice><abbr>d</abbr><expan>die</expan></choice> Zeit in Anspruch. Zum Mittag wird <persName>Abeken</persName> vom                             <placeName>Ramesseum</placeName> heraufgeholt <choice><abbr>d</abbr><expan>und</expan></choice> am <choice><abbr>Nachm</abbr><expan>Nachmittag</expan></choice> mache ich mit <persName>Georgi</persName>                         <choice><abbr>d</abbr><expan>und</expan></choice> den Übrigen ihm unten <choice><abbr>e</abbr><expan>einen</expan></choice> Besuch; wir Beide gehen dann noch weiter bis <placeName>Medinet                             Abu</placeName>, ein <choice><abbr>treffl</abbr><expan>trefflicher</expan></choice> Spatziergang, wäre nur <choice><abbr>m</abbr><expan>mein</expan></choice> Kopf freier gewesen. <persName><choice><abbr>Ab</abbr><expan>Abeken</expan></choice></persName> begleitet uns halb bis nach Hause, wo wir erst nach                         Sonnenuntergang ankommen. </p>
        </div>
        <div n="2">
          <p><date when="1844-11-05"><hi rendition="#u">Dienstag <choice><abbr>d</abbr><expan>den</expan></choice> 5ten <choice><abbr>Nov</abbr><expan>November</expan></choice> 1844</hi></date>. Heut beginnt denn unsre Arbeit im                             <placeName>Ramesseum</placeName>; ich vergleiche den schlechten <choice><abbr>franz</abbr><expan>französischen</expan></choice> Plan, <choice><abbr>d</abbr><expan>und</expan></choice> sehe mich genöthigt, einen neuen aufzunehmen, mit dem ich heut bei                         Säulendetails den Anfang mache. Ich fühle mich noch fortdauernd unwohl, Kopf<choice><sic/><corr>,</corr></choice> Brust etc. Schmerzen. </p>
        </div>
        <div n="2">
          <p><date when="1844-11-06"><hi rendition="#u">Mittwoch <choice><abbr>d</abbr><expan>den</expan></choice> 6ten <choice><abbr>Nov</abbr><expan>November</expan></choice> 1844</hi></date>. Fortsetzung der Aufnahme; besonders am <choice><abbr>Nachm</abbr><expan>Nachmittag</expan></choice> wird fleißig gemessen; das Gebäude, von jeher mein Liebling, wird                         mir immer werther <choice><abbr>d</abbr><expan>und</expan></choice> scheint mir in der Harmonie seines Grundrisses das edelste Muster <choice><abbr>egypt</abbr><expan>egyptischer</expan></choice> Baukunst. Die Formen der großen Kelchkapitäle sind etwas zu steil                         geschwungen <choice><abbr>d</abbr><expan>und</expan></choice> diejenigen in <placeName>Karnak</placeName> schöner<choice><sic/><corr>,</corr></choice> auch würde <placeName>Solib</placeName> besonders in den                         herrlichen <choice><abbr>d</abbr><expan>und</expan></choice> feinen Säulenformen den Preis streitig machen; aber die Zerstörung                         dort ist zu kolossal<choice><sic/><corr>,</corr></choice> um einen völligen Eindruck erhalten zu können; außerdem ist der                         Wechsel der Räume dort nicht so fein gefühlt. </p>
        </div>
        <div n="2">
          <p><date when="1844-11-07"><hi rendition="#u">Donnerstag <choice><abbr>d</abbr><expan>den</expan></choice> 7ten <choice><abbr>Nov</abbr><expan>November</expan></choice> 1844</hi></date>. Ich fahre mit <choice><abbr>d</abbr><expan>der</expan></choice> Planaufnahme fort, die aber sehr unterbrochen ist durch Anleitung                         der Ausgrabungen, die heut, meist von Kindern begonnen sind. Sie geben, wenn                         auch wohl nicht bedeutenden, so doch einigen Aufschluß, der immer                         dankenswerth ist. Eigenthümlich sind die vielen Brunnen, über welche hinweg                         der Fußboden des Tempels gelegt ist. Meine Kopfschmerzen sind heut <choice><abbr>Nachm</abbr><expan>Nachmittag</expan></choice> etwas besser <choice><abbr>d</abbr><expan>und</expan></choice> es ist Zeit, daß ich ganz frei werde. </p>
        </div>
        <div n="2">
          <p><date when="1844-11-08"><hi rendition="#u">Freitag <choice><abbr>d</abbr><expan>den</expan></choice> 8ten <choice><abbr>Nov</abbr><expan>November</expan></choice> 1844</hi></date>. Ausgrabungen wie Aufnahme des Tempels                         haben ihren Fortgang <choice><abbr>d</abbr><expan>und</expan></choice> es kommt durch die ersteren doch etwas Neues zum Vorschein, so daß                         der Plan sich fester stellt. Wir vergleichen ihn heut mit                             <persName>Diodor</persName>s Beschreibung, die im <choice><abbr>Allgem</abbr><expan>Allgemeinen</expan></choice> sehr richtig ist; an ein Grabmal ist bei diesem Gebäude freilich                         wenig zu denken, es hat viel eher etwas Pallastartiges. -
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[14/0015] tranken vor dem Divan den Thee, wo Politika mit Abeken in lebhaften Disput versetzten. - Montag d 4ten Nov 1844. Obwohl ein wenig besser, ist mir noch keineswegs behaglich, Brust d Kopfschmerzen wie Zerschlagenheit sind immer noch vorhanden. Es kommt heut Vorm noch zu nichts. Packereien, Abholung der Barken, ein Besuch e Griechen Theantophylos nehmen d Zeit in Anspruch. Zum Mittag wird Abeken vom Ramesseum heraufgeholt d am Nachm mache ich mit Georgi d den Übrigen ihm unten e Besuch; wir Beide gehen dann noch weiter bis Medinet Abu, ein treffl Spatziergang, wäre nur m Kopf freier gewesen. Ab begleitet uns halb bis nach Hause, wo wir erst nach Sonnenuntergang ankommen. Dienstag d 5ten Nov 1844. Heut beginnt denn unsre Arbeit im Ramesseum; ich vergleiche den schlechten franz Plan, d sehe mich genöthigt, einen neuen aufzunehmen, mit dem ich heut bei Säulendetails den Anfang mache. Ich fühle mich noch fortdauernd unwohl, Kopf, Brust etc. Schmerzen. Mittwoch d 6ten Nov 1844. Fortsetzung der Aufnahme; besonders am Nachm wird fleißig gemessen; das Gebäude, von jeher mein Liebling, wird mir immer werther d scheint mir in der Harmonie seines Grundrisses das edelste Muster egypt Baukunst. Die Formen der großen Kelchkapitäle sind etwas zu steil geschwungen d diejenigen in Karnak schöner, auch würde Solib besonders in den herrlichen d feinen Säulenformen den Preis streitig machen; aber die Zerstörung dort ist zu kolossal, um einen völligen Eindruck erhalten zu können; außerdem ist der Wechsel der Räume dort nicht so fein gefühlt. Donnerstag d 7ten Nov 1844. Ich fahre mit d Planaufnahme fort, die aber sehr unterbrochen ist durch Anleitung der Ausgrabungen, die heut, meist von Kindern begonnen sind. Sie geben, wenn auch wohl nicht bedeutenden, so doch einigen Aufschluß, der immer dankenswerth ist. Eigenthümlich sind die vielen Brunnen, über welche hinweg der Fußboden des Tempels gelegt ist. Meine Kopfschmerzen sind heut Nachm etwas besser d es ist Zeit, daß ich ganz frei werde. Freitag d 8ten Nov 1844. Ausgrabungen wie Aufnahme des Tempels haben ihren Fortgang d es kommt durch die ersteren doch etwas Neues zum Vorschein, so daß der Plan sich fester stellt. Wir vergleichen ihn heut mit Diodors Beschreibung, die im Allgem sehr richtig ist; an ein Grabmal ist bei diesem Gebäude freilich wenig zu denken, es hat viel eher etwas Pallastartiges. -

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW): Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML. (2013-04-11T11:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus der Quelle entsprechen muss.
Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW): Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-04-11T11:54:31Z)
: Transkription des Originals. (2013-04-11T11:54:31Z)
Frederike Neuber: Konvertierung nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2013-04-11T11:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Zeilenumbrüche wurden nicht markiert.
  • Seitenumbrüche wurden beibehalten
  • Tilgungen und Einfügungen wurden nicht markiert.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/erbkam_tagebuch03_1844
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/erbkam_tagebuch03_1844/15
Zitationshilfe: Erbkam, Georg Gustav: Tagebuch meiner egyptischen Reise. Teil 3. Ägypten, 1844-1845, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/erbkam_tagebuch03_1844/15>, abgerufen am 23.04.2024.