Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Engel, Johann Jakob: Engel's Theorie der Dichtungsarten. In: J. J. Engels Schriften. Elfter Band: Poetik. Berlin, 1806.

Bild:
<< vorherige Seite
pen_198.001

Sein tausendjährig Haupt dem Sturm entgegenstellen; pen_198.002
pen_198.003
Wenn nicht die weise Kunst zuerst den Grund pen_198.004
geschützt,
pen_198.005
Und was das Meer nicht trägt, mit Pfeilern unterstützt? pen_198.006
pen_198.007
Du aber willst noch mehr als leichten Wogen pen_198.008
trauen,
pen_198.009
O Thor! und ein System auf Luft und Meinung pen_198.010
bauen?

pen_198.011

Eben dieser Dichter beweist durch Induction, pen_198.012
daß die sinnlichen Eindrücke bei pen_198.013
allen Menschen die nehmlichen sind:

pen_198.014

Was weiß der Tartar sieht, sieht auch der pen_198.015
Lappe weiß;
pen_198.016
Das Feuer macht am Belt und macht am Indus pen_198.017
heiß.
pen_198.018
Der Ort verändert nicht die Gleichheit des Gefühles, pen_198.019
pen_198.020
Ich sei am Ladoga, ich sei am Strand des Ni2es. pen_198.021
Kein richtiges Organ empfindet in dem Duft pen_198.022
Der Rosen den Gestank aus einer Todtengruft; pen_198.023
Und kein gesundes Ohr, mögt' es auch zehnmal pen_198.024
wollen,

pen_198.001

Sein tausendjährig Haupt dem Sturm entgegenstellen; pen_198.002
pen_198.003
Wenn nicht die weise Kunst zuerst den Grund pen_198.004
geschützt,
pen_198.005
Und was das Meer nicht trägt, mit Pfeilern unterstützt? pen_198.006
pen_198.007
Du aber willst noch mehr als leichten Wogen pen_198.008
trauen,
pen_198.009
O Thor! und ein System auf Luft und Meinung pen_198.010
bauen?

pen_198.011

Eben dieser Dichter beweist durch Induction, pen_198.012
daß die sinnlichen Eindrücke bei pen_198.013
allen Menschen die nehmlichen sind:

pen_198.014

Was weiß der Tartar sieht, sieht auch der pen_198.015
Lappe weiß;
pen_198.016
Das Feuer macht am Belt und macht am Indus pen_198.017
heiß.
pen_198.018
Der Ort verändert nicht die Gleichheit des Gefühles, pen_198.019
pen_198.020
Ich sei am Ladoga, ich sei am Strand des Ni2es. pen_198.021
Kein richtiges Organ empfindet in dem Duft pen_198.022
Der Rosen den Gestank aus einer Todtengruft; pen_198.023
Und kein gesundes Ohr, mögt' es auch zehnmal pen_198.024
wollen,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0239" n="198"/>
        <lb n="pen_198.001"/>
        <p> <hi rendition="#aq">
            <lg>
              <l>Sein tausendjährig Haupt dem Sturm entgegenstellen;</l>
              <lb n="pen_198.002"/>
              <lb n="pen_198.003"/>
              <l>Wenn nicht die weise Kunst zuerst den Grund <lb n="pen_198.004"/>
geschützt,</l>
              <lb n="pen_198.005"/>
              <l>Und was das Meer nicht trägt, mit Pfeilern unterstützt?</l>
              <lb n="pen_198.006"/>
              <lb n="pen_198.007"/>
              <l>Du aber willst noch mehr als leichten Wogen <lb n="pen_198.008"/>
trauen,</l>
              <lb n="pen_198.009"/>
              <l>O Thor! und ein System auf Luft und Meinung <lb n="pen_198.010"/>
bauen?</l>
            </lg>
          </hi> </p>
        <lb n="pen_198.011"/>
        <p>Eben dieser Dichter beweist durch Induction, <lb n="pen_198.012"/>
daß die sinnlichen Eindrücke bei <lb n="pen_198.013"/>
allen Menschen die nehmlichen sind:</p>
        <lb n="pen_198.014"/>
        <p> <hi rendition="#aq">
            <lg>
              <l>Was weiß der Tartar sieht, sieht auch der <lb n="pen_198.015"/>
Lappe weiß;</l>
              <lb n="pen_198.016"/>
              <l>Das Feuer macht am Belt und macht am Indus <lb n="pen_198.017"/>
heiß.</l>
              <lb n="pen_198.018"/>
              <l>Der Ort verändert nicht die Gleichheit des Gefühles,</l>
              <lb n="pen_198.019"/>
              <l/>
              <lb n="pen_198.020"/>
              <l>Ich sei am Ladoga, ich sei am Strand des Ni2es.</l>
              <lb n="pen_198.021"/>
              <l>Kein richtiges Organ empfindet in dem Duft</l>
              <lb n="pen_198.022"/>
              <l>Der Rosen den Gestank aus einer Todtengruft;</l>
              <lb n="pen_198.023"/>
              <l>Und kein gesundes Ohr, mögt' es auch zehnmal <lb n="pen_198.024"/>
wollen,</l>
            </lg>
          </hi> </p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[198/0239] pen_198.001 Sein tausendjährig Haupt dem Sturm entgegenstellen; pen_198.002 pen_198.003 Wenn nicht die weise Kunst zuerst den Grund pen_198.004 geschützt, pen_198.005 Und was das Meer nicht trägt, mit Pfeilern unterstützt? pen_198.006 pen_198.007 Du aber willst noch mehr als leichten Wogen pen_198.008 trauen, pen_198.009 O Thor! und ein System auf Luft und Meinung pen_198.010 bauen? pen_198.011 Eben dieser Dichter beweist durch Induction, pen_198.012 daß die sinnlichen Eindrücke bei pen_198.013 allen Menschen die nehmlichen sind: pen_198.014 Was weiß der Tartar sieht, sieht auch der pen_198.015 Lappe weiß; pen_198.016 Das Feuer macht am Belt und macht am Indus pen_198.017 heiß. pen_198.018 Der Ort verändert nicht die Gleichheit des Gefühles, pen_198.019 pen_198.020 Ich sei am Ladoga, ich sei am Strand des Ni2es. pen_198.021 Kein richtiges Organ empfindet in dem Duft pen_198.022 Der Rosen den Gestank aus einer Todtengruft; pen_198.023 Und kein gesundes Ohr, mögt' es auch zehnmal pen_198.024 wollen,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Technische Universität Darmstadt, Universität Stuttgart: Bereitstellung der Scan-Digitalisate und der Texttranskription. (2015-09-30T09:54:39Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
TextGrid/DARIAH-DE: Langfristige Bereitstellung der TextGrid/DARIAH-DE-Repository-Ausgabe
Stefan Alscher: Bearbeitung der digitalen Edition - Annotation des Metaphernbegriffs
Hans-Werner Bartz: Bearbeitung der digitalen Edition - Tustep-Unterstützung
Michael Bender: Bearbeitung der digitalen Edition - Koordination, Konzeption (Korpusaufbau, Annotationsschema, Workflow, Publikationsformen), Annotation des Metaphernbegriffs, XML-Auszeichnung)
Leonie Blumenschein: Bearbeitung der digitalen Edition - XML-Auszeichnung
David Glück: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung, Annotation des Metaphernbegriffs, XSL+JavaScript
Constanze Hahn: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung
Philipp Hegel: Bearbeitung der digitalen Edition - XML/XSL/CSS-Unterstützung
Andrea Rapp: ePoetics-Projekt-Koordination

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: nicht übernommen; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): wie Vorlage; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: nicht übernommen; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/engel_poetik_1806
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/engel_poetik_1806/239
Zitationshilfe: Engel, Johann Jakob: Engel's Theorie der Dichtungsarten. In: J. J. Engels Schriften. Elfter Band: Poetik. Berlin, 1806, S. 198. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/engel_poetik_1806/239>, abgerufen am 25.11.2024.