Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719.

Bild:
<< vorherige Seite

Peitsche ungehorsamen Kindern mit beygesetzten
vernünfftigen Vermahnungen/ richten mehr
aus/ als grausame Flüche und Verwünschun-
gen; denn ein Fluch mit fester Impression be-
kleidet/ ob auch gleich ein Unschuldiges aus Un-
geduld verfluchet wird/ so bleibet doch immer et-
was hangend/ weßwegen Eltern sich hierinnen
wohlin acht nehmen sollen. Eltern/ Lehr-Mei-
ster/ Seel-Sorger/ Herrschaffts-Fluch/ der mit
Ungehorsamen und andern Lastern/ herausge-
locket und gleichsam gepresset wird/ gehet leider
nicht zurück/ wie mancher unverständiger
Mensch und gottloses Gesinde vorgiebt/ distin-
guir
e unter Schuld und Unschuld/ und unter
Verbitterung; Monsieur Rente hat zum off-
tern denen Seinigen vorgehalten und gewahr-
schauet/ sich vor einen ausgepreßten Fluch zu hü-
ten/ in Vorstellung/ daß/ als er ein Knabe von
ohngefehr 8. Jahren/ (vielleicht weil er damahls
ein wenig muthwillig) war/ ihm ein alter Küster
als damahliger Praeceptor Primarius über die
kleine in der Fiebel und ABC Buch studirende
Jugend/ folgende Verwüntschung gethan; hö-
re! wann du einmahl zu Jahren kommen und
Wirthschafft halten wirst/ so werden deine Kin-
der und Gesinde dich wider tribuliren/ daß du an
mich gedencken wirst/ so auch erfolget ist. Er
sagte wieder mich/ hätte er die Ruthe genommen

und
C c c 4

Peitſche ungehorſamen Kindern mit beygeſetzten
vernuͤnfftigen Vermahnungen/ richten mehr
aus/ als grauſame Fluͤche und Verwuͤnſchun-
gen; denn ein Fluch mit feſter Impreſſion be-
kleidet/ ob auch gleich ein Unſchuldiges aus Un-
geduld verfluchet wird/ ſo bleibet doch immer et-
was hangend/ weßwegen Eltern ſich hierinnen
wohlin acht nehmen ſollen. Eltern/ Lehr-Mei-
ſter/ Seel-Sorger/ Herrſchaffts-Fluch/ der mit
Ungehorſamen und andern Laſtern/ herausge-
locket und gleichſam gepreſſet wird/ gehet leider
nicht zuruͤck/ wie mancher unverſtaͤndiger
Menſch und gottloſes Geſinde vorgiebt/ diſtin-
guir
e unter Schuld und Unſchuld/ und unter
Verbitterung; Monſieur Rente hat zum off-
tern denen Seinigen vorgehalten und gewahr-
ſchauet/ ſich vor einen ausgepreßten Fluch zu huͤ-
ten/ in Vorſtellung/ daß/ als er ein Knabe von
ohngefehr 8. Jahren/ (vielleicht weil er damahls
ein wenig muthwillig) war/ ihm ein alter Kuͤſter
als damahliger Præceptor Primarius uͤber die
kleine in der Fiebel und ABC Buch ſtudirende
Jugend/ folgende Verwuͤntſchung gethan; hoͤ-
re! wann du einmahl zu Jahren kommen und
Wirthſchafft halten wirſt/ ſo werden deine Kin-
der und Geſinde dich wider tribuliren/ daß du an
mich gedencken wirſt/ ſo auch erfolget iſt. Er
ſagte wieder mich/ haͤtte er die Ruthe genommen

und
C c c 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0791" n="775"/>
Peit&#x017F;che ungehor&#x017F;amen Kindern mit beyge&#x017F;etzten<lb/>
vernu&#x0364;nfftigen Vermahnungen/ richten mehr<lb/>
aus/ als grau&#x017F;ame Flu&#x0364;che und Verwu&#x0364;n&#x017F;chun-<lb/>
gen; denn ein Fluch mit fe&#x017F;ter <hi rendition="#aq">Impre&#x017F;&#x017F;ion</hi> be-<lb/>
kleidet/ ob auch gleich ein Un&#x017F;chuldiges aus Un-<lb/>
geduld verfluchet wird/ &#x017F;o bleibet doch immer et-<lb/>
was hangend/ weßwegen Eltern &#x017F;ich hierinnen<lb/>
wohlin acht nehmen &#x017F;ollen. Eltern/ Lehr-Mei-<lb/>
&#x017F;ter/ Seel-Sorger/ Herr&#x017F;chaffts-Fluch/ der mit<lb/>
Ungehor&#x017F;amen und andern La&#x017F;tern/ herausge-<lb/>
locket und gleich&#x017F;am gepre&#x017F;&#x017F;et wird/ gehet leider<lb/>
nicht zuru&#x0364;ck/ wie mancher unver&#x017F;ta&#x0364;ndiger<lb/>
Men&#x017F;ch und gottlo&#x017F;es Ge&#x017F;inde vorgiebt/ <hi rendition="#aq">di&#x017F;tin-<lb/>
guir</hi>e unter Schuld und Un&#x017F;chuld/ und unter<lb/>
Verbitterung; <hi rendition="#aq">Mon&#x017F;ieur</hi> Rente hat zum off-<lb/>
tern denen Seinigen vorgehalten und gewahr-<lb/>
&#x017F;chauet/ &#x017F;ich vor einen ausgepreßten Fluch zu hu&#x0364;-<lb/>
ten/ in Vor&#x017F;tellung/ daß/ als er ein Knabe von<lb/>
ohngefehr 8. Jahren/ (vielleicht weil er damahls<lb/>
ein wenig muthwillig) war/ ihm ein alter Ku&#x0364;&#x017F;ter<lb/>
als damahliger <hi rendition="#aq">Præceptor Primarius</hi> u&#x0364;ber die<lb/>
kleine in der Fiebel und <hi rendition="#g">ABC</hi> Buch <hi rendition="#aq">&#x017F;tudir</hi>ende<lb/>
Jugend/ folgende Verwu&#x0364;nt&#x017F;chung gethan; ho&#x0364;-<lb/>
re! wann du einmahl zu Jahren kommen und<lb/>
Wirth&#x017F;chafft halten wir&#x017F;t/ &#x017F;o werden deine Kin-<lb/>
der und Ge&#x017F;inde dich wider <hi rendition="#aq">tribulir</hi>en/ daß du an<lb/>
mich gedencken wir&#x017F;t/ &#x017F;o auch erfolget i&#x017F;t. Er<lb/>
&#x017F;agte wieder mich/ ha&#x0364;tte er die Ruthe genommen<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">C c c 4</fw><fw place="bottom" type="catch">und</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[775/0791] Peitſche ungehorſamen Kindern mit beygeſetzten vernuͤnfftigen Vermahnungen/ richten mehr aus/ als grauſame Fluͤche und Verwuͤnſchun- gen; denn ein Fluch mit feſter Impreſſion be- kleidet/ ob auch gleich ein Unſchuldiges aus Un- geduld verfluchet wird/ ſo bleibet doch immer et- was hangend/ weßwegen Eltern ſich hierinnen wohlin acht nehmen ſollen. Eltern/ Lehr-Mei- ſter/ Seel-Sorger/ Herrſchaffts-Fluch/ der mit Ungehorſamen und andern Laſtern/ herausge- locket und gleichſam gepreſſet wird/ gehet leider nicht zuruͤck/ wie mancher unverſtaͤndiger Menſch und gottloſes Geſinde vorgiebt/ diſtin- guire unter Schuld und Unſchuld/ und unter Verbitterung; Monſieur Rente hat zum off- tern denen Seinigen vorgehalten und gewahr- ſchauet/ ſich vor einen ausgepreßten Fluch zu huͤ- ten/ in Vorſtellung/ daß/ als er ein Knabe von ohngefehr 8. Jahren/ (vielleicht weil er damahls ein wenig muthwillig) war/ ihm ein alter Kuͤſter als damahliger Præceptor Primarius uͤber die kleine in der Fiebel und ABC Buch ſtudirende Jugend/ folgende Verwuͤntſchung gethan; hoͤ- re! wann du einmahl zu Jahren kommen und Wirthſchafft halten wirſt/ ſo werden deine Kin- der und Geſinde dich wider tribuliren/ daß du an mich gedencken wirſt/ ſo auch erfolget iſt. Er ſagte wieder mich/ haͤtte er die Ruthe genommen und C c c 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/791
Zitationshilfe: Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 775. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/791>, abgerufen am 03.07.2024.