langten? zugleich vermeldende, daß vor der Thüre des Gartens ein Weib, die eine Wahr- sagerin und Planeten-Leserin abgebe, wäre, wann die Herren ihr in Garten zu sie zukommen erlauben wolten, würde sie ihnen ihre Begeb- nisse vorsagen; die Compagnie war zu frieden, der Kellner ließ das Weib ein, die gieng zu un- sern Herren und machte ihnen einen Reverenz. Eckarth war der erste, der sie folgender Gestalt anredete: Mutter könnet ihr denn von euch Ver- langenden wahrsagen? Sie antwortete: so viel mir aus der Hand-und Gesichts-Linia- menten wissend ist, werde ich den Begierigen zu willen leben. Eckarth gieng mit ihr auf die Seite, damit besahe sie sein Gesichte zu erst, und hernach die Hand auffs genaueste, dann er- zehlte sie ihm von vergangenen Geschichten und was künfftig ihn begegnen würde, und war- schauete ihn sich vor Nachstellung zu hüten; Eckarth erstaunte über ihr Vorbringen, gab ihr einen Gulden, gieng wieder mit ihr zurück in die Löbe und sprach: Wer ihm will wahrsagen lassen, kan mir nachfolgen. Sie liessen ihnen das Weib ihre geschehene und erfolgende Begebnis- se erzehlen, und verwunderten sich ihrer Wis- senschafft, gaben ihr ein jeglicher etwas gehabter Mühwaltung wegen, das Weib bedanckte sich und wolte fürder gehen. Eck arth sprach zu ihr:
Mut-
langten? zugleich vermeldende, daß vor der Thuͤre des Gartens ein Weib, die eine Wahr- ſagerin und Planeten-Leſerin abgebe, waͤre, wann die Herren ihr in Garten zu ſie zukom̃en erlauben wolten, wuͤrde ſie ihnen ihre Begeb- niſſe vorſagen; die Compagnie war zu frieden, der Kellner ließ das Weib ein, die gieng zu un- ſern Herren und machte ihnen einen Reverenz. Eckarth war der erſte, der ſie folgender Geſtalt anredete: Mutter koͤñet ihr denn von euch Ver- langenden wahrſagen? Sie antwortete: ſo viel mir aus der Hand-und Geſichts-Linia- menten wiſſend iſt, werde ich den Begierigen zu willen leben. Eckarth gieng mit ihr auf die Seite, damit beſahe ſie ſein Geſichte zu erſt, und hernach die Hand auffs genaueſte, dann er- zehlte ſie ihm von vergangenen Geſchichten und was kuͤnfftig ihn begegnen wuͤrde, und war- ſchauete ihn ſich vor Nachſtellung zu huͤten; Eckarth erſtaunte uͤber ihr Vorbringen, gab ihr einen Gulden, gieng wieder mit ihr zuruͤck in die Loͤbe und ſprach: Wer ihm will wahrſagen laſſen, kan mir nachfolgen. Sie lieſſen ihnen das Weib ihre geſchehene und erfolgende Begebniſ- ſe erzehlen, und verwunderten ſich ihrer Wiſ- ſenſchafft, gaben ihr ein jeglicher etwas gehabter Muͤhwaltung wegen, das Weib bedanckte ſich und wolte fuͤrder gehen. Eck arth ſprach zu ihr:
Mut-
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langten? zugleich vermeldende, daß vor der
Thuͤre des Gartens ein Weib, die eine Wahr-
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wann die Herren ihr in Garten zu ſie zukom̃en
erlauben wolten, wuͤrde ſie ihnen ihre Begeb-
niſſe vorſagen; die Compagnie war zu frieden,
der Kellner ließ das Weib ein, die gieng zu un-
ſern Herren und machte ihnen einen Reverenz.
Eckarth war der erſte, der ſie folgender Geſtalt
anredete: Mutter koͤñet ihr denn von euch Ver-
langenden wahrſagen? Sie antwortete: ſo
viel mir aus der Hand-und Geſichts-Linia-
menten wiſſend iſt, werde ich den Begierigen
zu willen leben. Eckarth gieng mit ihr auf die
Seite, damit beſahe ſie ſein Geſichte zu erſt, und
hernach die Hand auffs genaueſte, dann er-
zehlte ſie ihm von vergangenen Geſchichten und
was kuͤnfftig ihn begegnen wuͤrde, und war-
ſchauete ihn ſich vor Nachſtellung zu huͤten;
Eckarth erſtaunte uͤber ihr Vorbringen, gab
ihr einen Gulden, gieng wieder mit ihr zuruͤck in
die Loͤbe und ſprach: Wer ihm will wahrſagen
laſſen, kan mir nachfolgen. Sie lieſſen ihnen das
Weib ihre geſchehene und erfolgende Begebniſ-
ſe erzehlen, und verwunderten ſich ihrer Wiſ-
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Eckharts Medicinischen Maul-Affens" von Johann Christoph Ettner von Eiteritz wurde 1694 veröffentlicht. Die verwendete Ausgabe von 1719 stellt eine überarbeitete Ausgabe der ersten Ausgabe dar. Da die Ausgabe von 1694 im Projektzeitraum nicht zur Verfügung stand, musste die Ausgabe von 1719 verwendet werden.
Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 770. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/786>, abgerufen am 22.11.2024.
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