da erwehnter Chiromanticus sich aufhielt, ich zeige ihm meine Hände, und errinnerte ihn, was er vormahls mir raticinirt hätte, er ver- wunderte sich? sagende: Hiervon ist nicht das geringste Merckmahl mehr zu observiren. Es geschicht solches offtermahlen in tödtlichen Verletzung und Kranckheiten, daß die Linia- menten sich ändern, zudem kan man früh bey einen nüchtern Menschen genauere Observanz und Vorzeigung haben, als bey einen der gessen und getruncken hat. Er erzehlte mir eine Hi- storia von einer hohen Person die tödtlich ver- wundet worden, da sich in währender Cur die Linea cordis allzusehr zu brechen anfieng, daß man einen Daumen dazwischen legen kunte, die Nägel wurden alle weich und die Höfe an denen Nägel vergiengen, so bald die Person sich ein wenig wieder erholte, schlosse sich die Linie von Tag zu Tag, daß sie endlich wurde, wie sie zuvor gewesen war, dadurch wolte er bestättigen, daß die Linien wann sie zunehmen, ein Zeichen der wachsenden Gesundheit seyn, hergegen wann sie abnehmen oder brechen, so nimmt auch die Ge- sundheit ab. Also zweifele ich nicht, das was an mir geschehen ist, auch einen andern wieder- fahren kan. Der Schwedische Cavallier sprach, die Probe der allzurichtigen Erfolgung ist lei- der an den lieben Herrn Doctor allzuwahr wor-
den.
da erwehnter Chiromanticus ſich aufhielt, ich zeige ihm meine Haͤnde, und errinnerte ihn, was er vormahls mir raticinirt haͤtte, er ver- wunderte ſich? ſagende: Hiervon iſt nicht das geringſte Merckmahl mehr zu obſerviren. Es geſchicht ſolches offtermahlen in toͤdtlichen Verletzung und Kranckheiten, daß die Linia- menten ſich aͤndern, zudem kan man fruͤh bey einen nuͤchtern Menſchen genauere Obſervanz und Vorzeigung haben, als bey einen der geſſen und getruncken hat. Er erzehlte mir eine Hi- ſtoria von einer hohen Perſon die toͤdtlich ver- wundet worden, da ſich in waͤhrender Cur die Linea cordis allzuſehr zu brechen anfieng, daß man einen Daumen dazwiſchen legen kunte, die Naͤgel wurden alle weich und die Hoͤfe an denen Naͤgel vergiengen, ſo bald die Perſon ſich ein wenig wieder erholte, ſchloſſe ſich die Linie von Tag zu Tag, daß ſie endlich wurde, wie ſie zuvor geweſen war, dadurch wolte er beſtaͤttigen, daß die Linien wann ſie zunehmen, ein Zeichen der wachſenden Geſundheit ſeyn, hergegen wañ ſie abnehmen oder brechen, ſo nimmt auch die Ge- ſundheit ab. Alſo zweifele ich nicht, das was an mir geſchehen iſt, auch einen andern wieder- fahren kan. Der Schwediſche Cavallier ſprach, die Probe der allzurichtigen Erfolgung iſt lei- der an den lieben Herrn Doctor allzuwahr wor-
den.
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da erwehnter Chiromanticus ſich aufhielt, ich
zeige ihm meine Haͤnde, und errinnerte ihn,
was er vormahls mir raticinirt haͤtte, er ver-
wunderte ſich? ſagende: Hiervon iſt nicht das
geringſte Merckmahl mehr zu obſerviren. Es
geſchicht ſolches offtermahlen in toͤdtlichen
Verletzung und Kranckheiten, daß die Linia-
menten ſich aͤndern, zudem kan man fruͤh bey
einen nuͤchtern Menſchen genauere Obſervanz
und Vorzeigung haben, als bey einen der geſſen
und getruncken hat. Er erzehlte mir eine Hi-
ſtoria von einer hohen Perſon die toͤdtlich ver-
wundet worden, da ſich in waͤhrender Cur die
Linea cordis allzuſehr zu brechen anfieng, daß
man einen Daumen dazwiſchen legen kunte, die
Naͤgel wurden alle weich und die Hoͤfe an denen
Naͤgel vergiengen, ſo bald die Perſon ſich ein
wenig wieder erholte, ſchloſſe ſich die Linie von
Tag zu Tag, daß ſie endlich wurde, wie ſie zuvor
geweſen war, dadurch wolte er beſtaͤttigen, daß
die Linien wann ſie zunehmen, ein Zeichen der
wachſenden Geſundheit ſeyn, hergegen wañ ſie
abnehmen oder brechen, ſo nimmt auch die Ge-
ſundheit ab. Alſo zweifele ich nicht, das was
an mir geſchehen iſt, auch einen andern wieder-
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Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Eckharts Medicinischen Maul-Affens" von Johann Christoph Ettner von Eiteritz wurde 1694 veröffentlicht. Die verwendete Ausgabe von 1719 stellt eine überarbeitete Ausgabe der ersten Ausgabe dar. Da die Ausgabe von 1694 im Projektzeitraum nicht zur Verfügung stand, musste die Ausgabe von 1719 verwendet werden.
Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 765. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/781>, abgerufen am 22.11.2024.
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