betrübte, sprach der liebe Mann zu mir, Mon- sieur beliebe meine Liniamenten zu betrachten, ich soll durchs Rad sterben. Nun sind wir ja dergleichen Leuthe, die sich in Sachen welche solche Straffen nach sich ziehen nicht meliren werden, ob nun wohl den Signaturen ihm keinen durch Ubelthat von der Justiz ausgesprochenen schmählichen Tod verursacht, so hat er doch casualiter durch das Rad sein Leben endigen müssen; Jch werde von nun an, dahin bedacht seyn, daß mein allergnädigster König und Herr mich nach Hause revocire, woselbst ich eine si- mulirte Schwachheit an mich nehmen werde, wormit ich zu keinen Officio gezogen werde und also in aller Stille meine Lebens-Tag zubrin- gen möge. Die Tisch-Compagnie sahe den Herrn an, und verwunderten sich nicht wenig über dieses Cavalliers seine Reden; Eckarth a- ber sprach, es trifft nicht eben allezeit ein was die Liniamente in denen Händen vorzeigen sol- len; in meiner Jugend sagte ein sehr berühmter Chiromantiste nach Besehung meiner Hände zu mir, der Herr nehme sich in acht, der Strich durch die Lebens-Linie zeiget an, er soll durchsto- chen werden. Wie ich nun niemahls einigen Glauben zu dieser Wissenschafft gehabt, laß ich es gehen, ohne dem geringsten Regard zu haben. Nach vier Jahren komme ich wieder an den Orth,
da
betruͤbte, ſprach der liebe Mann zu mir, Mon- ſieur beliebe meine Liniamenten zu betrachten, ich ſoll durchs Rad ſterben. Nun ſind wir ja dergleichen Leuthe, die ſich in Sachen welche ſolche Straffen nach ſich ziehen nicht meliren werden, ob nun wohl den Signaturen ihm keinen durch Ubelthat von der Juſtiz ausgeſprochenen ſchmaͤhlichen Tod verurſacht, ſo hat er doch caſualiter durch das Rad ſein Leben endigen muͤſſen; Jch werde von nun an, dahin bedacht ſeyn, daß mein allergnaͤdigſter Koͤnig und Herr mich nach Hauſe revocire, woſelbſt ich eine ſi- mulirte Schwachheit an mich nehmen werde, wormit ich zu keinen Officio gezogen werde und alſo in aller Stille meine Lebens-Tag zubrin- gen moͤge. Die Tiſch-Compagnie ſahe den Herrn an, und verwunderten ſich nicht wenig uͤber dieſes Cavalliers ſeine Reden; Eckarth a- ber ſprach, es trifft nicht eben allezeit ein was die Liniamente in denen Haͤnden vorzeigen ſol- len; in meiner Jugend ſagte ein ſehr beruͤhmter Chiromantiſte nach Beſehung meiner Haͤnde zu mir, der Herr nehme ſich in acht, der Strich durch die Lebens-Linie zeiget an, er ſoll durchſto- chen werden. Wie ich nun niemahls einigen Glauben zu dieſer Wiſſenſchafft gehabt, laß ich es gehen, ohne dem geringſten Regard zu haben. Nach vier Jahren kom̃e ich wieder an den Orth,
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betruͤbte, ſprach der liebe Mann zu mir, Mon-
ſieur beliebe meine Liniamenten zu betrachten,
ich ſoll durchs Rad ſterben. Nun ſind wir ja
dergleichen Leuthe, die ſich in Sachen welche
ſolche Straffen nach ſich ziehen nicht meliren
werden, ob nun wohl den Signaturen ihm keinen
durch Ubelthat von der Juſtiz ausgeſprochenen
ſchmaͤhlichen Tod verurſacht, ſo hat er doch
caſualiter durch das Rad ſein Leben endigen
muͤſſen; Jch werde von nun an, dahin bedacht
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mich nach Hauſe revocire, woſelbſt ich eine ſi-
mulirte Schwachheit an mich nehmen werde,
wormit ich zu keinen Officio gezogen werde und
alſo in aller Stille meine Lebens-Tag zubrin-
gen moͤge. Die Tiſch-Compagnie ſahe den
Herrn an, und verwunderten ſich nicht wenig
uͤber dieſes Cavalliers ſeine Reden; Eckarth a-
ber ſprach, es trifft nicht eben allezeit ein was
die Liniamente in denen Haͤnden vorzeigen ſol-
len; in meiner Jugend ſagte ein ſehr beruͤhmter
Chiromantiſte nach Beſehung meiner Haͤnde
zu mir, der Herr nehme ſich in acht, der Strich
durch die Lebens-Linie zeiget an, er ſoll durchſto-
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Eckharts Medicinischen Maul-Affens" von Johann Christoph Ettner von Eiteritz wurde 1694 veröffentlicht. Die verwendete Ausgabe von 1719 stellt eine überarbeitete Ausgabe der ersten Ausgabe dar. Da die Ausgabe von 1694 im Projektzeitraum nicht zur Verfügung stand, musste die Ausgabe von 1719 verwendet werden.
Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 764. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/780>, abgerufen am 22.11.2024.
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