den. GOTT der HERR wende alles Bö- ses, und weil die Mahlzeit verbracht war, nahm der Cavallier sein Adieu. Es waren unter de- nen Tisch-Gästen zwey Herren, mit Nahmen Renner und Wachtel, die gaben vor, weil der Tag so hell und heiter wäre, wolten sie die übri- ge Tages-Zeit in einen Garten sich divertiren, anbey den gewesenen Discours verfolgen, und ihme ihren wenigen Erkäntniß nach sein Recht thun, ersuchten unsere Compagnie wann sie so gut seyn und sie ihnen Gesellschafft leisten wol- te, würden sie es als eine grosse Gunst erkennen; Eckarth replicirte: Jch schlage meinen Herren ihr Anbiethen nicht aus, denn mit dergleichen Wechsel-Reden die Zeit zu vertreiben, ist mir jederzeit gar angenehm gewesen, worauff sie al- lerseits in einen Garten nicht weit vor dem Tho- re, ihr Plaisir bey einen guten Trunck Reihn- Wein, in einer mitten unter denen Bäumen stehender Löbe machten: Renner sprach: so viel mir von der Chiromantie wissend ist, kan ich nicht leugnen, daß doch die Unterschiedligkeit derer Hände der Menschen zu verwundern, und wird wohl gar selten bey zweyen Personen in ih- ren Händen eine Gleichheit der Linien und an- dern Zeichen gefunden werden. Jch will von dieser Wissenschafft was sie in sich hält genera- liter reden; Die Chiromantie, welche, aus de-
nen
den. GOTT der HERR wende alles Boͤ- ſes, und weil die Mahlzeit verbracht war, nahm der Cavallier ſein Adieu. Es waren unter de- nen Tiſch-Gaͤſten zwey Herren, mit Nahmen Renner und Wachtel, die gaben vor, weil der Tag ſo hell und heiter waͤre, wolten ſie die uͤbri- ge Tages-Zeit in einen Garten ſich divertiren, anbey den geweſenen Diſcours verfolgen, und ihme ihren wenigen Erkaͤntniß nach ſein Recht thun, erſuchten unſere Compagnie wann ſie ſo gut ſeyn und ſie ihnen Geſellſchafft leiſten wol- te, wuͤrden ſie es als eine groſſe Gunſt erkennen; Eckarth replicirte: Jch ſchlage meinen Herren ihr Anbiethen nicht aus, denn mit dergleichen Wechſel-Reden die Zeit zu vertreiben, iſt mir jederzeit gar angenehm geweſen, worauff ſie al- lerſeits in einen Garten nicht weit vor dem Tho- re, ihr Plaiſir bey einen guten Trunck Reihn- Wein, in einer mitten unter denen Baͤumen ſtehender Loͤbe machten: Renner ſprach: ſo viel mir von der Chiromantie wiſſend iſt, kan ich nicht leugnen, daß doch die Unterſchiedligkeit derer Haͤnde der Menſchen zu verwundern, und wird wohl gar ſelten bey zweyen Perſonen in ih- ren Haͤnden eine Gleichheit der Linien und an- dern Zeichen gefunden werden. Jch will von dieſer Wiſſenſchafft was ſie in ſich haͤlt genera- liter reden; Die Chiromantie, welche, aus de-
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den. GOTT der HERR wende alles Boͤ-
ſes, und weil die Mahlzeit verbracht war, nahm
der Cavallier ſein Adieu. Es waren unter de-
nen Tiſch-Gaͤſten zwey Herren, mit Nahmen
Renner und Wachtel, die gaben vor, weil der
Tag ſo hell und heiter waͤre, wolten ſie die uͤbri-
ge Tages-Zeit in einen Garten ſich divertiren,
anbey den geweſenen Diſcours verfolgen, und
ihme ihren wenigen Erkaͤntniß nach ſein Recht
thun, erſuchten unſere Compagnie wann ſie ſo
gut ſeyn und ſie ihnen Geſellſchafft leiſten wol-
te, wuͤrden ſie es als eine groſſe Gunſt erkennen;
Eckarth replicirte: Jch ſchlage meinen Herren
ihr Anbiethen nicht aus, denn mit dergleichen
Wechſel-Reden die Zeit zu vertreiben, iſt mir
jederzeit gar angenehm geweſen, worauff ſie al-
lerſeits in einen Garten nicht weit vor dem Tho-
re, ihr Plaiſir bey einen guten Trunck Reihn-
Wein, in einer mitten unter denen Baͤumen
ſtehender Loͤbe machten: Renner ſprach: ſo
viel mir von der Chiromantie wiſſend iſt, kan
ich nicht leugnen, daß doch die Unterſchiedligkeit
derer Haͤnde der Menſchen zu verwundern, und
wird wohl gar ſelten bey zweyen Perſonen in ih-
ren Haͤnden eine Gleichheit der Linien und an-
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Eckharts Medicinischen Maul-Affens" von Johann Christoph Ettner von Eiteritz wurde 1694 veröffentlicht. Die verwendete Ausgabe von 1719 stellt eine überarbeitete Ausgabe der ersten Ausgabe dar. Da die Ausgabe von 1694 im Projektzeitraum nicht zur Verfügung stand, musste die Ausgabe von 1719 verwendet werden.
Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 766. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/782>, abgerufen am 22.11.2024.
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