Hirten gleich dem verlohrnen Sohne nach Hause kommen wäre. Jhre Affecten können sie nie bergen, als zu einer bevorstehenden Ra- che, die, wann sie nicht alsobald den Effect und Wirckung sehen, fahren sie aus der Haut, da wollen sie ihnen ein Messer ins Hertz, warumb nicht anderswohin stechen, oder sich erhencken, vielleicht mit einen verbrandten Zwirns-Faden an einen Bett-Stollen; endlich muß die See- ligkeit gar herhalten, deren sie sich verzeihen, wo nicht gar das Teufel holen darzu kommt, und solche Pürschlein spricht Syrach, werden so scheußlich wie ein Sack, was er hier unter den Wort Sack verstehet, wird das böse Frauen- Zimmer, zumahln sie solchen Sack zu gewissen Zeiten selbst am Leibe tragen, schon urtheilen. Monsieur Lübel, sagte Siegfried, ich muß aber dennoch mit eben den Syrach zugestehen: daß ein wohlge zogen Weib nicht mit Gelde zu be- zahlen sey, und ein Weib das schweigen kan, sey eine Gabe GOttes/ und wäre nichts köst- lichers auf Erden, als ein züchtig und keusches Weib. Ein schön Weib, das fromm bleibet und den HErrn fürchtet, ist wie die helle Lampen auf den heiligen Leuchter. Oho! rieff Lübel, Oho! das sind rare Vögel, man wird in Teutschland ehe zehen Schnee-Vögel als ein solches Weib finden. Ja wann sie schweigen kan, ich habe
von
Hirten gleich dem verlohrnen Sohne nach Hauſe kommen waͤre. Jhre Affecten koͤnnen ſie nie bergen, als zu einer bevorſtehenden Ra- che, die, wann ſie nicht alſobald den Effect und Wirckung ſehen, fahren ſie aus der Haut, da wollen ſie ihnen ein Meſſer ins Hertz, warumb nicht anderswohin ſtechen, oder ſich erhencken, vielleicht mit einen verbrandten Zwirns-Faden an einen Bett-Stollen; endlich muß die See- ligkeit gar herhalten, deren ſie ſich verzeihen, wo nicht gar das Teufel holen darzu kommt, und ſolche Puͤrſchlein ſpricht Syrach, werden ſo ſcheußlich wie ein Sack, was er hier unter den Wort Sack verſtehet, wird das boͤſe Frauen- Zimmer, zumahln ſie ſolchen Sack zu gewiſſen Zeiten ſelbſt am Leibe tragen, ſchon urtheilen. Monſieur Luͤbel, ſagte Siegfried, ich muß aber dennoch mit eben den Syrach zugeſtehen: daß ein wohlge zogen Weib nicht mit Gelde zu be- zahlen ſey, und ein Weib das ſchweigen kan, ſey eine Gabe GOttes/ und waͤre nichts koͤſt- lichers auf Erden, als ein zuͤchtig und keuſches Weib. Ein ſchoͤn Weib, das fromm bleibet und den HErrn fuͤrchtet, iſt wie die helle Lampen auf den heiligen Leuchter. Oho! rieff Luͤbel, Oho! das ſind rare Voͤgel, man wird in Teutſchland ehe zehen Schnee-Voͤgel als ein ſolches Weib finden. Ja wann ſie ſchweigen kan, ich habe
von
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0770"n="754"/>
Hirten gleich dem verlohrnen Sohne nach<lb/>
Hauſe kommen waͤre. Jhre <hirendition="#aq">Affect</hi>en koͤnnen<lb/>ſie nie bergen, als zu einer bevorſtehenden Ra-<lb/>
che, die, wann ſie nicht alſobald den <hirendition="#aq">Effect</hi> und<lb/>
Wirckung ſehen, fahren ſie aus der Haut, da<lb/>
wollen ſie ihnen ein Meſſer ins Hertz, warumb<lb/>
nicht anderswohin ſtechen, oder ſich erhencken,<lb/>
vielleicht mit einen verbrandten Zwirns-Faden<lb/>
an einen Bett-Stollen; endlich muß die See-<lb/>
ligkeit gar herhalten, deren ſie ſich verzeihen, wo<lb/>
nicht gar das Teufel holen darzu kommt, und<lb/>ſolche Puͤrſchlein ſpricht Syrach, werden ſo<lb/>ſcheußlich wie ein Sack, was er hier unter den<lb/>
Wort Sack verſtehet, wird das boͤſe Frauen-<lb/>
Zimmer, zumahln ſie ſolchen Sack zu gewiſſen<lb/>
Zeiten ſelbſt am Leibe tragen, ſchon urtheilen.<lb/><hirendition="#aq">Monſieur</hi> Luͤbel, ſagte Siegfried, ich muß aber<lb/>
dennoch mit eben den Syrach zugeſtehen: daß<lb/>
ein wohlge zogen Weib nicht mit Gelde zu be-<lb/>
zahlen ſey, und ein Weib das ſchweigen kan, ſey<lb/>
eine Gabe <hirendition="#fr">GOttes/</hi> und waͤre nichts koͤſt-<lb/>
lichers auf Erden, als ein zuͤchtig und keuſches<lb/>
Weib. Ein ſchoͤn Weib, das fromm bleibet und<lb/>
den HErrn fuͤrchtet, iſt wie die helle Lampen auf<lb/>
den heiligen Leuchter. Oho! rieff Luͤbel, Oho!<lb/>
das ſind <hirendition="#aq">rar</hi>e Voͤgel, man wird in Teutſchland<lb/>
ehe zehen Schnee-Voͤgel als ein ſolches Weib<lb/>
finden. Ja wann ſie ſchweigen kan, ich habe<lb/><fwplace="bottom"type="catch">von</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[754/0770]
Hirten gleich dem verlohrnen Sohne nach
Hauſe kommen waͤre. Jhre Affecten koͤnnen
ſie nie bergen, als zu einer bevorſtehenden Ra-
che, die, wann ſie nicht alſobald den Effect und
Wirckung ſehen, fahren ſie aus der Haut, da
wollen ſie ihnen ein Meſſer ins Hertz, warumb
nicht anderswohin ſtechen, oder ſich erhencken,
vielleicht mit einen verbrandten Zwirns-Faden
an einen Bett-Stollen; endlich muß die See-
ligkeit gar herhalten, deren ſie ſich verzeihen, wo
nicht gar das Teufel holen darzu kommt, und
ſolche Puͤrſchlein ſpricht Syrach, werden ſo
ſcheußlich wie ein Sack, was er hier unter den
Wort Sack verſtehet, wird das boͤſe Frauen-
Zimmer, zumahln ſie ſolchen Sack zu gewiſſen
Zeiten ſelbſt am Leibe tragen, ſchon urtheilen.
Monſieur Luͤbel, ſagte Siegfried, ich muß aber
dennoch mit eben den Syrach zugeſtehen: daß
ein wohlge zogen Weib nicht mit Gelde zu be-
zahlen ſey, und ein Weib das ſchweigen kan, ſey
eine Gabe GOttes/ und waͤre nichts koͤſt-
lichers auf Erden, als ein zuͤchtig und keuſches
Weib. Ein ſchoͤn Weib, das fromm bleibet und
den HErrn fuͤrchtet, iſt wie die helle Lampen auf
den heiligen Leuchter. Oho! rieff Luͤbel, Oho!
das ſind rare Voͤgel, man wird in Teutſchland
ehe zehen Schnee-Voͤgel als ein ſolches Weib
finden. Ja wann ſie ſchweigen kan, ich habe
von
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Eckharts Medicinischen Maul-Affens" von Johann Christoph Ettner von Eiteritz wurde 1694 veröffentlicht. Die verwendete Ausgabe von 1719 stellt eine überarbeitete Ausgabe der ersten Ausgabe dar. Da die Ausgabe von 1694 im Projektzeitraum nicht zur Verfügung stand, musste die Ausgabe von 1719 verwendet werden.
Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 754. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/770>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.