Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719.

Bild:
<< vorherige Seite

daß nicht allezeit auch auf den gerechtesten
Theile einige Unbilligkeit, in Einbildung ei-
ner erlaubten Gegen-Rache vielmahl vorge-
hen solte, fürwahr Rannefort; Soldaten-
Geld hält keine Daure, wie es kommt, so ge-
het es fort, und frießt bey denen Nachkomme-
nen hernach, wann es nicht ehe geschicht, das
Wohl-gewonnene mit auff. Bist du im
Kriege unglücklich, wirst krumm, lohm, blind,
geschossen oder gehauen, oder fällest dich zum
Krippel, wie der Seelen gerathen wird, wann
man bleibet, und welcher Gestalt das Gewis-
sen einen hernach beisset seines lüderlich-geführ-
ten Lebens halben, will ich geschweigen; Wo
hast du deine Zuflucht hin! so must du einen
Bettler abgeben, und so viel tausent verdrüß-
liche Worte hören, oder das Vieh hüten, und
GOtt dancken, wann du nur auf deine alte
Tage Brod genung bekommen magst, und
das Sprichwort wahr machen: Ein junger
Soldat ein alter Bettler: So lange man die-
nen kan, so hat einen der Fürste lieb, wann
man aber die vorigen Dienste zu verrichten
unvermögend wird, wird man gleich denen
alten Jagd-Hunden ausgetrieben. Wird
Friede gemacht, wirst abgedanckt, und hast
nichts vor dir bracht, so must du, verstehest
du sonsten nichts, einen Strassen-Räuber,

ei-

daß nicht allezeit auch auf den gerechteſten
Theile einige Unbilligkeit, in Einbildung ei-
ner erlaubten Gegen-Rache vielmahl vorge-
hen ſolte, fuͤrwahr Rannefort; Soldaten-
Geld haͤlt keine Daure, wie es kommt, ſo ge-
het es fort, und frießt bey denen Nachkomme-
nen hernach, wann es nicht ehe geſchicht, das
Wohl-gewonnene mit auff. Biſt du im
Kriege ungluͤcklich, wirſt krumm, lohm, blind,
geſchoſſen oder gehauen, oder faͤlleſt dich zum
Krippel, wie der Seelen gerathen wird, wann
man bleibet, und welcher Geſtalt das Gewiſ-
ſen einen hernach beiſſet ſeines luͤderlich-gefuͤhr-
ten Lebens halben, will ich geſchweigen; Wo
haſt du deine Zuflucht hin! ſo muſt du einen
Bettler abgeben, und ſo viel tauſent verdruͤß-
liche Worte hoͤren, oder das Vieh huͤten, und
GOtt dancken, wann du nur auf deine alte
Tage Brod genung bekommen magſt, und
das Sprichwort wahr machen: Ein junger
Soldat ein alter Bettler: So lange man die-
nen kan, ſo hat einen der Fuͤrſte lieb, wann
man aber die vorigen Dienſte zu verrichten
unvermoͤgend wird, wird man gleich denen
alten Jagd-Hunden ausgetrieben. Wird
Friede gemacht, wirſt abgedanckt, und haſt
nichts vor dir bracht, ſo muſt du, verſteheſt
du ſonſten nichts, einen Straſſen-Raͤuber,

ei-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0076" n="60"/>
daß nicht allezeit auch auf den gerechte&#x017F;ten<lb/>
Theile einige Unbilligkeit, in Einbildung ei-<lb/>
ner erlaubten Gegen-Rache vielmahl vorge-<lb/>
hen &#x017F;olte, fu&#x0364;rwahr Rannefort; Soldaten-<lb/>
Geld ha&#x0364;lt keine Daure, wie es kommt, &#x017F;o ge-<lb/>
het es fort, und frießt bey denen Nachkomme-<lb/>
nen hernach, wann es nicht ehe ge&#x017F;chicht, das<lb/>
Wohl-gewonnene mit auff. Bi&#x017F;t du im<lb/>
Kriege unglu&#x0364;cklich, wir&#x017F;t krumm, lohm, blind,<lb/>
ge&#x017F;cho&#x017F;&#x017F;en oder gehauen, oder fa&#x0364;lle&#x017F;t dich zum<lb/>
Krippel, wie der Seelen gerathen wird, wann<lb/>
man bleibet, und welcher Ge&#x017F;talt das Gewi&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en einen hernach bei&#x017F;&#x017F;et &#x017F;eines lu&#x0364;derlich-gefu&#x0364;hr-<lb/>
ten Lebens halben, will ich ge&#x017F;chweigen; Wo<lb/>
ha&#x017F;t du deine Zuflucht hin! &#x017F;o mu&#x017F;t du einen<lb/>
Bettler abgeben, und &#x017F;o viel tau&#x017F;ent verdru&#x0364;ß-<lb/>
liche Worte ho&#x0364;ren, oder das Vieh hu&#x0364;ten, und<lb/>
GOtt dancken, wann du nur auf deine alte<lb/>
Tage Brod genung bekommen mag&#x017F;t, und<lb/>
das Sprichwort wahr machen: Ein junger<lb/>
Soldat ein alter Bettler: So lange man die-<lb/>
nen kan, &#x017F;o hat einen der Fu&#x0364;r&#x017F;te lieb, wann<lb/>
man aber die vorigen Dien&#x017F;te zu verrichten<lb/>
unvermo&#x0364;gend wird, wird man gleich denen<lb/>
alten Jagd-Hunden ausgetrieben. Wird<lb/>
Friede gemacht, wir&#x017F;t abgedanckt, und ha&#x017F;t<lb/>
nichts vor dir bracht, &#x017F;o mu&#x017F;t du, ver&#x017F;tehe&#x017F;t<lb/>
du &#x017F;on&#x017F;ten nichts, einen Stra&#x017F;&#x017F;en-Ra&#x0364;uber,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ei-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[60/0076] daß nicht allezeit auch auf den gerechteſten Theile einige Unbilligkeit, in Einbildung ei- ner erlaubten Gegen-Rache vielmahl vorge- hen ſolte, fuͤrwahr Rannefort; Soldaten- Geld haͤlt keine Daure, wie es kommt, ſo ge- het es fort, und frießt bey denen Nachkomme- nen hernach, wann es nicht ehe geſchicht, das Wohl-gewonnene mit auff. Biſt du im Kriege ungluͤcklich, wirſt krumm, lohm, blind, geſchoſſen oder gehauen, oder faͤlleſt dich zum Krippel, wie der Seelen gerathen wird, wann man bleibet, und welcher Geſtalt das Gewiſ- ſen einen hernach beiſſet ſeines luͤderlich-gefuͤhr- ten Lebens halben, will ich geſchweigen; Wo haſt du deine Zuflucht hin! ſo muſt du einen Bettler abgeben, und ſo viel tauſent verdruͤß- liche Worte hoͤren, oder das Vieh huͤten, und GOtt dancken, wann du nur auf deine alte Tage Brod genung bekommen magſt, und das Sprichwort wahr machen: Ein junger Soldat ein alter Bettler: So lange man die- nen kan, ſo hat einen der Fuͤrſte lieb, wann man aber die vorigen Dienſte zu verrichten unvermoͤgend wird, wird man gleich denen alten Jagd-Hunden ausgetrieben. Wird Friede gemacht, wirſt abgedanckt, und haſt nichts vor dir bracht, ſo muſt du, verſteheſt du ſonſten nichts, einen Straſſen-Raͤuber, ei-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/76
Zitationshilfe: Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 60. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/76>, abgerufen am 22.11.2024.