ge eines redlichen Officieres verwalten soll. Und dieweil er eine sonderliche Affection auf mich geworffen hatte, muste ich vielmahl ihm die Zeit zu kürtzen, auf ein Pfeiffgen Toback, Trunck Wein, Bier oder Wasser, wie es die Gelegenheit gab in sein Gezelt kommen, da fieng er einsmahls an mich folgender Gestalt zu fragen: Was meinest du wohl Rannefort, welches aestimirest du höher den Krieg oder die Gelehrsamkeit? Jch antwortete: das wird der Herr Obriste-Lieutenant, als wel- cher in beyden den Ruhm der Gnügsamkeit erlanget, sein hohes Judicium mir besser mit- theilen können, als daß ich, als in beyden un- erfahren, hiervon urtheilen solte. Aber re- plicirte Eckarth, jedennoch erlaube ich dir vor diesesmahl den Ausschlag zu thun: Wann so dann der Herr Obrist-Lieutenant befiehlt, antwortete ich: so hielt ich das Soldaten-Le- ben vor das glückseeligste. O blinder Ran- nefort, versetzte er, du erwehlest ein Stück das der Unbeständigkeit am meisten unter- worffen ist, und dessen Ende Kranckheit und Armuth einen neuen Anfang machet. Ein Krieg, Rannefort, wird von dem einen Theil freventlich angefangen, und der andere Theil beschützt das Seinige, welche Dienste man nun annehmen soll, ist zweiffelhafftig,
daß
ge eines redlichen Officieres verwalten ſoll. Und dieweil er eine ſonderliche Affection auf mich geworffen hatte, muſte ich vielmahl ihm die Zeit zu kuͤrtzen, auf ein Pfeiffgen Toback, Trunck Wein, Bier oder Waſſer, wie es die Gelegenheit gab in ſein Gezelt kommen, da fieng er einsmahls an mich folgender Geſtalt zu fragen: Was meineſt du wohl Rannefort, welches æſtimireſt du hoͤher den Krieg oder die Gelehrſamkeit? Jch antwortete: das wird der Herr Obriſte-Lieutenant, als wel- cher in beyden den Ruhm der Gnuͤgſamkeit erlanget, ſein hohes Judicium mir beſſer mit- theilen koͤnnen, als daß ich, als in beyden un- erfahren, hiervon urtheilen ſolte. Aber re- plicirte Eckarth, jedennoch erlaube ich dir vor dieſesmahl den Ausſchlag zu thun: Wann ſo dann der Herr Obriſt-Lieutenant befiehlt, antwortete ich: ſo hielt ich das Soldaten-Le- ben vor das gluͤckſeeligſte. O blinder Ran- nefort, verſetzte er, du erwehleſt ein Stuͤck das der Unbeſtaͤndigkeit am meiſten unter- worffen iſt, und deſſen Ende Kranckheit und Armuth einen neuen Anfang machet. Ein Krieg, Rannefort, wird von dem einen Theil freventlich angefangen, und der andere Theil beſchuͤtzt das Seinige, welche Dienſte man nun annehmen ſoll, iſt zweiffelhafftig,
daß
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0075"n="59"/><hirendition="#aq">ge</hi> eines redlichen <hirendition="#aq">Officieres</hi> verwalten ſoll.<lb/>
Und dieweil er eine ſonderliche <hirendition="#aq">Affection</hi> auf<lb/>
mich geworffen hatte, muſte ich vielmahl ihm<lb/>
die Zeit zu kuͤrtzen, auf ein Pfeiffgen Toback,<lb/>
Trunck Wein, Bier oder Waſſer, wie es die<lb/>
Gelegenheit gab in ſein Gezelt kommen, da<lb/>
fieng er einsmahls an mich folgender Geſtalt<lb/>
zu fragen: Was meineſt du wohl Rannefort,<lb/>
welches <hirendition="#aq">æſtimi</hi>reſt du hoͤher den Krieg oder<lb/>
die Gelehrſamkeit? Jch antwortete: das<lb/>
wird der Herr Obriſte-<hirendition="#aq">Lieutenant,</hi> als wel-<lb/>
cher in beyden den Ruhm der Gnuͤgſamkeit<lb/>
erlanget, ſein hohes <hirendition="#aq">Judicium</hi> mir beſſer mit-<lb/>
theilen koͤnnen, als daß ich, als in beyden un-<lb/>
erfahren, hiervon urtheilen ſolte. Aber <hirendition="#aq">re-<lb/>
plici</hi>rte Eckarth, jedennoch erlaube ich dir vor<lb/>
dieſesmahl den Ausſchlag zu thun: Wann ſo<lb/>
dann der Herr Obriſt-<hirendition="#aq">Lieutenant</hi> befiehlt,<lb/>
antwortete ich: ſo hielt ich das Soldaten-Le-<lb/>
ben vor das gluͤckſeeligſte. O blinder Ran-<lb/>
nefort, verſetzte er, du erwehleſt ein Stuͤck<lb/>
das der Unbeſtaͤndigkeit am meiſten unter-<lb/>
worffen iſt, und deſſen Ende Kranckheit und<lb/>
Armuth einen neuen Anfang machet. Ein<lb/>
Krieg, Rannefort, wird von dem einen<lb/>
Theil freventlich angefangen, und der andere<lb/>
Theil beſchuͤtzt das Seinige, welche Dienſte<lb/>
man nun annehmen ſoll, iſt zweiffelhafftig,<lb/><fwplace="bottom"type="catch">daß</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[59/0075]
ge eines redlichen Officieres verwalten ſoll.
Und dieweil er eine ſonderliche Affection auf
mich geworffen hatte, muſte ich vielmahl ihm
die Zeit zu kuͤrtzen, auf ein Pfeiffgen Toback,
Trunck Wein, Bier oder Waſſer, wie es die
Gelegenheit gab in ſein Gezelt kommen, da
fieng er einsmahls an mich folgender Geſtalt
zu fragen: Was meineſt du wohl Rannefort,
welches æſtimireſt du hoͤher den Krieg oder
die Gelehrſamkeit? Jch antwortete: das
wird der Herr Obriſte-Lieutenant, als wel-
cher in beyden den Ruhm der Gnuͤgſamkeit
erlanget, ſein hohes Judicium mir beſſer mit-
theilen koͤnnen, als daß ich, als in beyden un-
erfahren, hiervon urtheilen ſolte. Aber re-
plicirte Eckarth, jedennoch erlaube ich dir vor
dieſesmahl den Ausſchlag zu thun: Wann ſo
dann der Herr Obriſt-Lieutenant befiehlt,
antwortete ich: ſo hielt ich das Soldaten-Le-
ben vor das gluͤckſeeligſte. O blinder Ran-
nefort, verſetzte er, du erwehleſt ein Stuͤck
das der Unbeſtaͤndigkeit am meiſten unter-
worffen iſt, und deſſen Ende Kranckheit und
Armuth einen neuen Anfang machet. Ein
Krieg, Rannefort, wird von dem einen
Theil freventlich angefangen, und der andere
Theil beſchuͤtzt das Seinige, welche Dienſte
man nun annehmen ſoll, iſt zweiffelhafftig,
daß
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Eckharts Medicinischen Maul-Affens" von Johann Christoph Ettner von Eiteritz wurde 1694 veröffentlicht. Die verwendete Ausgabe von 1719 stellt eine überarbeitete Ausgabe der ersten Ausgabe dar. Da die Ausgabe von 1694 im Projektzeitraum nicht zur Verfügung stand, musste die Ausgabe von 1719 verwendet werden.
Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/75>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.