ner Zeit, ließ ich mein Weib mit denen Kindern bey ihren Eltern, nahm 400. Rthlr zu mir, willens diese elende Arth an den Nagel zu hen- cken/ und mich einmahl an einen gewissen Orth niederzulassen, also mit dem Gelde wiederumb nach Italien zu gehen, und in Doctorem zu pro- moviren. Wann ich mein Geld per Wechsel nach Venedig gemacht hätte, hätte ich besser ge- than, allein ich nahm es in Gold zu mir, nehete mir 100. Ducaten in meine Unter-Hosen, die andern hundert ließ ich mir zwischen zwey star- cke Sohlen unter die Reise-Schuhe machen, da- mit stellte ich meine Reise fort. Allein! so vor- sichtig als ich immer seyn wolte, kunte ich doch nicht verhindern, daß einige Busch-Klepper zwischen Nilza und Lichval mir nicht meine Schuhe ausgezogen, dieselben zerschnitten, und die 100. Ducaten heraus gezogen hätten, sonsten nahmen sie mir nichts. Jch hielt mich in Lich- val eine Zeitlang auf, umb einige Nachricht von denen Raub-Vögeln zu erhalten, wie ich denn eben der Ursache halben mich hier 4. Tage lang aufgehalten habe: ich sahe aber daß ich schwer- lich zu meinen Zweck gelangen werde, so habe ich auch zu Nilza eine fliegende Zeitung ver- nommen, als solte mein Weib und ein Sohn gestorben seyn, verwundern sich also meine Hochgeehrte Herren nicht meiner Traurigkeit
wegen
ner Zeit, ließ ich mein Weib mit denen Kindern bey ihren Eltern, nahm 400. Rthlr zu mir, willens dieſe elende Arth an den Nagel zu hen- cken/ und mich einmahl an einen gewiſſen Orth niederzulaſſen, alſo mit dem Gelde wiederumb nach Italien zu gehen, und in Doctorem zu pro- moviren. Wann ich mein Geld per Wechſel nach Venedig gemacht haͤtte, haͤtte ich beſſer ge- than, allein ich nahm es in Gold zu mir, nehete mir 100. Ducaten in meine Unter-Hoſen, die andern hundert ließ ich mir zwiſchen zwey ſtar- cke Sohlen unter die Reiſe-Schuhe machen, da- mit ſtellte ich meine Reiſe fort. Allein! ſo vor- ſichtig als ich immer ſeyn wolte, kunte ich doch nicht verhindern, daß einige Buſch-Klepper zwiſchen Nilza und Lichval mir nicht meine Schuhe ausgezogen, dieſelben zerſchnitten, und die 100. Ducaten heraus gezogen haͤtten, ſonſten nahmen ſie mir nichts. Jch hielt mich in Lich- val eine Zeitlang auf, umb einige Nachricht von denen Raub-Voͤgeln zu erhalten, wie ich denn eben der Urſache halben mich hier 4. Tage lang aufgehalten habe: ich ſahe aber daß ich ſchwer- lich zu meinen Zweck gelangen werde, ſo habe ich auch zu Nilza eine fliegende Zeitung ver- nommen, als ſolte mein Weib und ein Sohn geſtorben ſeyn, verwundern ſich alſo meine Hochgeehrte Herren nicht meiner Traurigkeit
wegen
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0732"n="716"/>
ner Zeit, ließ ich mein Weib mit denen Kindern<lb/>
bey ihren Eltern, nahm 400. Rthlr zu mir,<lb/>
willens dieſe elende Arth an den Nagel zu hen-<lb/>
cken/ und mich einmahl an einen gewiſſen Orth<lb/>
niederzulaſſen, alſo mit dem Gelde wiederumb<lb/>
nach <hirendition="#aq">Itali</hi>en zu gehen, und in <hirendition="#aq">Doctorem</hi> zu <hirendition="#aq">pro-<lb/>
movir</hi>en. Wann ich mein Geld <hirendition="#aq">per</hi> Wechſel<lb/>
nach <hirendition="#aq">Venedig</hi> gemacht haͤtte, haͤtte ich beſſer ge-<lb/>
than, allein ich nahm es in Gold zu mir, nehete<lb/>
mir 100. <hirendition="#aq">Ducat</hi>en in meine Unter-Hoſen, die<lb/>
andern hundert ließ ich mir zwiſchen zwey ſtar-<lb/>
cke Sohlen unter die Reiſe-Schuhe machen, da-<lb/>
mit ſtellte ich meine Reiſe fort. Allein! ſo vor-<lb/>ſichtig als ich immer ſeyn wolte, kunte ich doch<lb/>
nicht verhindern, daß einige Buſch-Klepper<lb/>
zwiſchen <hirendition="#aq">Nilza</hi> und <hirendition="#aq">Lichval</hi> mir nicht meine<lb/>
Schuhe ausgezogen, dieſelben zerſchnitten, und<lb/>
die 100. <hirendition="#aq">Ducat</hi>en heraus gezogen haͤtten, ſonſten<lb/>
nahmen ſie mir nichts. Jch hielt mich in <hirendition="#aq">Lich-<lb/>
val</hi> eine Zeitlang auf, umb einige Nachricht von<lb/>
denen Raub-Voͤgeln zu erhalten, wie ich denn<lb/>
eben der Urſache halben mich hier 4. Tage lang<lb/>
aufgehalten habe: ich ſahe aber daß ich ſchwer-<lb/>
lich zu meinen Zweck gelangen werde, ſo habe<lb/>
ich auch zu <hirendition="#aq">Nilza</hi> eine fliegende Zeitung ver-<lb/>
nommen, als ſolte mein Weib und ein Sohn<lb/>
geſtorben ſeyn, verwundern ſich alſo meine<lb/>
Hochgeehrte Herren nicht meiner Traurigkeit<lb/><fwplace="bottom"type="catch">wegen</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[716/0732]
ner Zeit, ließ ich mein Weib mit denen Kindern
bey ihren Eltern, nahm 400. Rthlr zu mir,
willens dieſe elende Arth an den Nagel zu hen-
cken/ und mich einmahl an einen gewiſſen Orth
niederzulaſſen, alſo mit dem Gelde wiederumb
nach Italien zu gehen, und in Doctorem zu pro-
moviren. Wann ich mein Geld per Wechſel
nach Venedig gemacht haͤtte, haͤtte ich beſſer ge-
than, allein ich nahm es in Gold zu mir, nehete
mir 100. Ducaten in meine Unter-Hoſen, die
andern hundert ließ ich mir zwiſchen zwey ſtar-
cke Sohlen unter die Reiſe-Schuhe machen, da-
mit ſtellte ich meine Reiſe fort. Allein! ſo vor-
ſichtig als ich immer ſeyn wolte, kunte ich doch
nicht verhindern, daß einige Buſch-Klepper
zwiſchen Nilza und Lichval mir nicht meine
Schuhe ausgezogen, dieſelben zerſchnitten, und
die 100. Ducaten heraus gezogen haͤtten, ſonſten
nahmen ſie mir nichts. Jch hielt mich in Lich-
val eine Zeitlang auf, umb einige Nachricht von
denen Raub-Voͤgeln zu erhalten, wie ich denn
eben der Urſache halben mich hier 4. Tage lang
aufgehalten habe: ich ſahe aber daß ich ſchwer-
lich zu meinen Zweck gelangen werde, ſo habe
ich auch zu Nilza eine fliegende Zeitung ver-
nommen, als ſolte mein Weib und ein Sohn
geſtorben ſeyn, verwundern ſich alſo meine
Hochgeehrte Herren nicht meiner Traurigkeit
wegen
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Eckharts Medicinischen Maul-Affens" von Johann Christoph Ettner von Eiteritz wurde 1694 veröffentlicht. Die verwendete Ausgabe von 1719 stellt eine überarbeitete Ausgabe der ersten Ausgabe dar. Da die Ausgabe von 1694 im Projektzeitraum nicht zur Verfügung stand, musste die Ausgabe von 1719 verwendet werden.
Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 716. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/732>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.