ten, und die Leuthe daselbst hörten, daß wir von dem gestrandeten Schiffe waren, gaben sie uns aus Mittleiden eine reiche Beysteuer von Gel- de und Kleidern, meine drey Cameraden giengen nach Hamburg, wiederumb eine Compagnie Comoedianten aufzusuchen. Jch aber, weil ich daselbst einen berühmten Oculisten, Stein- und Bruch-Schneider antraff, begab mich zu ihm, von welchen weil ich 3. Jahr lang mit ihm herum zog, die Handgriffe ziemlich erlernte. Nach der Zeit gieng ich von ihm ab, und begab mich mit einem Land-Artzt in Compagnie, die- ser, ich weiß nicht aus was für Ursachen, über- lieff mich einsmahls mit dem Degen, ich wurde aber seiner mächtig, und schlug ihn gut aus, wormit wir uns des andern Tages trenneten, und weil ich etwas vor mir bracht hatte, kam ich in Colberg zu einem Posementirer ins Logia- ment, welcher eine einige Tochter hatte, in die- se verliebte ich mich, und sie ließ auch ihre Ge- gen-Liebe gegen mir spüren, und weil der Va- ter und Mutter mir auch geneigt waren, ließ ich mich bethören, und nahm sie zu meinen E- he-Weibe, nun hatten wir 6. Jahr lang eine vergnügliche Ehe, in welcher Zeit sie mir zween Söhne und eine Tochter gebahr, ich der ich in Praxis einen guten Zulauff hatte, brachte ein schön Stück Geldes zusammen, nach verflosse-
ner
ten, und die Leuthe daſelbſt hoͤrten, daß wir von dem geſtrandeten Schiffe waren, gaben ſie uns aus Mittleiden eine reiche Beyſteuer von Gel- de und Kleidern, meine drey Cameraden giengen nach Hamburg, wiederumb eine Compagnie Comœdianten aufzuſuchen. Jch aber, weil ich daſelbſt einen beruͤhmten Oculiſten, Stein- und Bruch-Schneider antraff, begab mich zu ihm, von welchen weil ich 3. Jahr lang mit ihm herum zog, die Handgriffe ziemlich erlernte. Nach der Zeit gieng ich von ihm ab, und begab mich mit einem Land-Artzt in Compagnie, die- ſer, ich weiß nicht aus was fuͤr Urſachen, uͤber- lieff mich einsmahls mit dem Degen, ich wurde aber ſeiner maͤchtig, und ſchlug ihn gut aus, wormit wir uns des andern Tages trenneten, und weil ich etwas vor mir bracht hatte, kam ich in Colberg zu einem Poſementirer ins Logia- ment, welcher eine einige Tochter hatte, in die- ſe verliebte ich mich, und ſie ließ auch ihre Ge- gen-Liebe gegen mir ſpuͤren, und weil der Va- ter und Mutter mir auch geneigt waren, ließ ich mich bethoͤren, und nahm ſie zu meinen E- he-Weibe, nun hatten wir 6. Jahr lang eine vergnuͤgliche Ehe, in welcher Zeit ſie mir zween Soͤhne und eine Tochter gebahr, ich der ich in Praxis einen guten Zulauff hatte, brachte ein ſchoͤn Stuͤck Geldes zuſammen, nach verfloſſe-
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ten, und die Leuthe daſelbſt hoͤrten, daß wir von
dem geſtrandeten Schiffe waren, gaben ſie uns
aus Mittleiden eine reiche Beyſteuer von Gel-
de und Kleidern, meine drey Cameraden giengen
nach Hamburg, wiederumb eine Compagnie
Comœdianten aufzuſuchen. Jch aber, weil
ich daſelbſt einen beruͤhmten Oculiſten, Stein-
und Bruch-Schneider antraff, begab mich zu
ihm, von welchen weil ich 3. Jahr lang mit ihm
herum zog, die Handgriffe ziemlich erlernte.
Nach der Zeit gieng ich von ihm ab, und begab
mich mit einem Land-Artzt in Compagnie, die-
ſer, ich weiß nicht aus was fuͤr Urſachen, uͤber-
lieff mich einsmahls mit dem Degen, ich wurde
aber ſeiner maͤchtig, und ſchlug ihn gut aus,
wormit wir uns des andern Tages trenneten,
und weil ich etwas vor mir bracht hatte, kam ich
in Colberg zu einem Poſementirer ins Logia-
ment, welcher eine einige Tochter hatte, in die-
ſe verliebte ich mich, und ſie ließ auch ihre Ge-
gen-Liebe gegen mir ſpuͤren, und weil der Va-
ter und Mutter mir auch geneigt waren, ließ
ich mich bethoͤren, und nahm ſie zu meinen E-
he-Weibe, nun hatten wir 6. Jahr lang eine
vergnuͤgliche Ehe, in welcher Zeit ſie mir zween
Soͤhne und eine Tochter gebahr, ich der ich in
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Eckharts Medicinischen Maul-Affens" von Johann Christoph Ettner von Eiteritz wurde 1694 veröffentlicht. Die verwendete Ausgabe von 1719 stellt eine überarbeitete Ausgabe der ersten Ausgabe dar. Da die Ausgabe von 1694 im Projektzeitraum nicht zur Verfügung stand, musste die Ausgabe von 1719 verwendet werden.
Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 715. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/731>, abgerufen am 22.11.2024.
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