Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719.

Bild:
<< vorherige Seite

einen Tag guten Wind, welcher uns biß an die
Jnsel Rügen führte, allein wegen entstehenden
Nord-Osten-Wind der Jnsel nicht vorbey se-
geln kunten, geriethen wir auf eine Sand-
Banck, und strandeten, da rettete sich ein jeder
so gut er konte; Jch kam unter Wasser, und
wie mich deucht, bin ich fast unter denselben
gangen, denn mich die See offters in die Höhe
hub, so, daß ich endlich bey Bittau ans Land
kam, fiel aber alsbald in eine starcke Ohnmacht,
da mich denn ein alter Mann mit seinem Wei-
be in seine Hütten geschleppt, mich ausgezogen,
gestürtzt und ans Feuer gelegt, zu meinem Glück
waren etliche Fäßlein vom Schiff ans Land ge-
trieben, von denen hatte der Alte eins gehaschet
und Wein darinnen gefunden, von dem Wein
machte er in einen Topffe etwas warm, warff
gestossen Jngber hinein, und nachdem ich am
Feuer mich erholet, und viel Wasser von mir
gegeben hatte, gab er mir den Wein auszutrin-
cken, davon erquickte ich mich wiederum, bey
diesen guten Leuthlein verblieb ich drey Tage
lang, biß ich wieder zu Kräfften kommen bin,
da sagte ich ihnen vor erzeigte Wohlthat gros-
sen Danck, und nahm meinen Weg auf Stral-
sund zu, da denn Unterwegens ich noch drey
meiner Cameraden die auch ans Land kommen
waren, antraff. Als wir Stralsund erreich-

ten,

einen Tag guten Wind, welcher uns biß an die
Jnſel Ruͤgen fuͤhrte, allein wegen entſtehenden
Nord-Oſten-Wind der Jnſel nicht vorbey ſe-
geln kunten, geriethen wir auf eine Sand-
Banck, und ſtrandeten, da rettete ſich ein jeder
ſo gut er konte; Jch kam unter Waſſer, und
wie mich deucht, bin ich faſt unter denſelben
gangen, denn mich die See offters in die Hoͤhe
hub, ſo, daß ich endlich bey Bittau ans Land
kam, fiel aber alsbald in eine ſtarcke Ohnmacht,
da mich denn ein alter Mann mit ſeinem Wei-
be in ſeine Huͤtten geſchleppt, mich ausgezogen,
geſtuͤꝛtzt und ans Feuer gelegt, zu meinem Gluͤck
waren etliche Faͤßlein vom Schiff ans Land ge-
trieben, von denen hatte der Alte eins gehaſchet
und Wein darinnen gefunden, von dem Wein
machte er in einen Topffe etwas warm, warff
geſtoſſen Jngber hinein, und nachdem ich am
Feuer mich erholet, und viel Waſſer von mir
gegeben hatte, gab er mir den Wein auszutrin-
cken, davon erquickte ich mich wiederum, bey
dieſen guten Leuthlein verblieb ich drey Tage
lang, biß ich wieder zu Kraͤfften kommen bin,
da ſagte ich ihnen vor erzeigte Wohlthat groſ-
ſen Danck, und nahm meinen Weg auf Stral-
ſund zu, da denn Unterwegens ich noch drey
meiner Cameraden die auch ans Land kommen
waren, antraff. Als wir Stralſund erreich-

ten,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0730" n="714"/>
einen Tag guten Wind, welcher uns biß an die<lb/>
Jn&#x017F;el Ru&#x0364;gen fu&#x0364;hrte, allein wegen ent&#x017F;tehenden<lb/>
Nord-O&#x017F;ten-Wind der Jn&#x017F;el nicht vorbey &#x017F;e-<lb/>
geln kunten, geriethen wir auf eine Sand-<lb/>
Banck, und &#x017F;trandeten, da rettete &#x017F;ich ein jeder<lb/>
&#x017F;o gut er konte; Jch kam unter Wa&#x017F;&#x017F;er, und<lb/>
wie mich deucht, bin ich fa&#x017F;t unter den&#x017F;elben<lb/>
gangen, denn mich die See offters in die Ho&#x0364;he<lb/>
hub, &#x017F;o, daß ich endlich bey Bittau ans Land<lb/>
kam, fiel aber alsbald in eine &#x017F;tarcke Ohnmacht,<lb/>
da mich denn ein alter Mann mit &#x017F;einem Wei-<lb/>
be in &#x017F;eine Hu&#x0364;tten ge&#x017F;chleppt, mich ausgezogen,<lb/>
ge&#x017F;tu&#x0364;&#xA75B;tzt und ans Feuer gelegt, zu meinem Glu&#x0364;ck<lb/>
waren etliche Fa&#x0364;ßlein vom Schiff ans Land ge-<lb/>
trieben, von denen hatte der Alte eins geha&#x017F;chet<lb/>
und Wein darinnen gefunden, von dem Wein<lb/>
machte er in einen Topffe etwas warm, warff<lb/>
ge&#x017F;to&#x017F;&#x017F;en Jngber hinein, und nachdem ich am<lb/>
Feuer mich erholet, und viel Wa&#x017F;&#x017F;er von mir<lb/>
gegeben hatte, gab er mir den Wein auszutrin-<lb/>
cken, davon erquickte ich mich wiederum, bey<lb/>
die&#x017F;en guten Leuthlein verblieb ich drey Tage<lb/>
lang, biß ich wieder zu Kra&#x0364;fften kommen bin,<lb/>
da &#x017F;agte ich ihnen vor erzeigte Wohlthat gro&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en Danck, und nahm meinen Weg auf Stral-<lb/>
&#x017F;und zu, da denn Unterwegens ich noch drey<lb/>
meiner <hi rendition="#aq">Camerad</hi>en die auch ans Land kommen<lb/>
waren, antraff. Als wir Stral&#x017F;und erreich-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ten,</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[714/0730] einen Tag guten Wind, welcher uns biß an die Jnſel Ruͤgen fuͤhrte, allein wegen entſtehenden Nord-Oſten-Wind der Jnſel nicht vorbey ſe- geln kunten, geriethen wir auf eine Sand- Banck, und ſtrandeten, da rettete ſich ein jeder ſo gut er konte; Jch kam unter Waſſer, und wie mich deucht, bin ich faſt unter denſelben gangen, denn mich die See offters in die Hoͤhe hub, ſo, daß ich endlich bey Bittau ans Land kam, fiel aber alsbald in eine ſtarcke Ohnmacht, da mich denn ein alter Mann mit ſeinem Wei- be in ſeine Huͤtten geſchleppt, mich ausgezogen, geſtuͤꝛtzt und ans Feuer gelegt, zu meinem Gluͤck waren etliche Faͤßlein vom Schiff ans Land ge- trieben, von denen hatte der Alte eins gehaſchet und Wein darinnen gefunden, von dem Wein machte er in einen Topffe etwas warm, warff geſtoſſen Jngber hinein, und nachdem ich am Feuer mich erholet, und viel Waſſer von mir gegeben hatte, gab er mir den Wein auszutrin- cken, davon erquickte ich mich wiederum, bey dieſen guten Leuthlein verblieb ich drey Tage lang, biß ich wieder zu Kraͤfften kommen bin, da ſagte ich ihnen vor erzeigte Wohlthat groſ- ſen Danck, und nahm meinen Weg auf Stral- ſund zu, da denn Unterwegens ich noch drey meiner Cameraden die auch ans Land kommen waren, antraff. Als wir Stralſund erreich- ten,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/730
Zitationshilfe: Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 714. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/730>, abgerufen am 22.11.2024.