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Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719.

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deme ich trauen könte, als unsere alte Magd
Malpa. Bleibe bey mir, nimm vor lieb, so gut
als ich es habe, solst du es auch geniessen, was
ich noch in Studiis bey dir thun kan, will ich kei-
ne Mühe noch Fleiß sparen, und weil ich vermer-
cke, daß du Lust zur Medicin hast, ich auch ehe-
mahln derselben obgelegen und mit meinen da-
mahligen Stuben-Gesellen in der Chymie al-
lerhand Processe gemacht habe, so wollen wir et-
liche Oefen bauen, und ein und andere Artzeney-
en ausarbeiten, da du denn nachmahls denen
Sachen ferner nachsinnen und ein und das an-
dere dir zu Nutzen machen kanst, müssen doch
die Medici nicht alle grosse Doctores seyn, zu-
weilen wird eine ungraduirte Person von denen
Leuthen, wann er etwas verstehet, eher u. lieber
gebraucht, als ein graduirter Doctor, der ihm
Lauream mit Geld erkaufft, und in seinem Ge-
hirn weniger Wissenschafft hat, als ein Esel der
die Säcke mit Meel aus der Mühle trägt. Jch,
weil ich meinen Herrn sehr liebte, sprach ja! Jhr
Wohl-Ehrwürden, so lange sie mich behalten
wollen, verbleibe ich bey sie, dieselben werden es
besser als ich verstehen, was dermahleins mir
meinen Nutzen wird befördern können. Jch
muß auch gestehen, daß er keinen Fleiß noch
Mühe sparte, mich in Rethorica, Logica, Phy-
sica &c.
zu informiren und zu exerciren; Jn

der

deme ich trauen koͤnte, als unſere alte Magd
Malpa. Bleibe bey mir, nimm vor lieb, ſo gut
als ich es habe, ſolſt du es auch genieſſen, was
ich noch in Studiis bey dir thun kan, will ich kei-
ne Muͤhe noch Fleiß ſparen, und weil ich vermer-
cke, daß du Luſt zur Medicin haſt, ich auch ehe-
mahln derſelben obgelegen und mit meinen da-
mahligen Stuben-Geſellen in der Chymie al-
lerhand Proceſſe gemacht habe, ſo wollen wir et-
liche Oefen bauen, und ein und andere Artzeney-
en ausarbeiten, da du denn nachmahls denen
Sachen ferner nachſinnen und ein und das an-
dere dir zu Nutzen machen kanſt, muͤſſen doch
die Medici nicht alle groſſe Doctores ſeyn, zu-
weilen wird eine ungraduirte Perſon von denen
Leuthen, wann er etwas verſtehet, eher u. lieber
gebraucht, als ein graduirter Doctor, der ihm
Lauream mit Geld erkaufft, und in ſeinem Ge-
hirn weniger Wiſſenſchafft hat, als ein Eſel der
die Saͤcke mit Meel aus der Muͤhle traͤgt. Jch,
weil ich meinen Herrn ſehr liebte, ſprach ja! Jhr
Wohl-Ehrwuͤrden, ſo lange ſie mich behalten
wollen, verbleibe ich bey ſie, dieſelben werden es
beſſer als ich verſtehen, was dermahleins mir
meinen Nutzen wird befoͤrdern koͤnnen. Jch
muß auch geſtehen, daß er keinen Fleiß noch
Muͤhe ſparte, mich in Rethorica, Logica, Phy-
ſica &c.
zu informiren und zu exerciren; Jn

der
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[710/0726] deme ich trauen koͤnte, als unſere alte Magd Malpa. Bleibe bey mir, nimm vor lieb, ſo gut als ich es habe, ſolſt du es auch genieſſen, was ich noch in Studiis bey dir thun kan, will ich kei- ne Muͤhe noch Fleiß ſparen, und weil ich vermer- cke, daß du Luſt zur Medicin haſt, ich auch ehe- mahln derſelben obgelegen und mit meinen da- mahligen Stuben-Geſellen in der Chymie al- lerhand Proceſſe gemacht habe, ſo wollen wir et- liche Oefen bauen, und ein und andere Artzeney- en ausarbeiten, da du denn nachmahls denen Sachen ferner nachſinnen und ein und das an- dere dir zu Nutzen machen kanſt, muͤſſen doch die Medici nicht alle groſſe Doctores ſeyn, zu- weilen wird eine ungraduirte Perſon von denen Leuthen, wann er etwas verſtehet, eher u. lieber gebraucht, als ein graduirter Doctor, der ihm Lauream mit Geld erkaufft, und in ſeinem Ge- hirn weniger Wiſſenſchafft hat, als ein Eſel der die Saͤcke mit Meel aus der Muͤhle traͤgt. Jch, weil ich meinen Herrn ſehr liebte, ſprach ja! Jhr Wohl-Ehrwuͤrden, ſo lange ſie mich behalten wollen, verbleibe ich bey ſie, dieſelben werden es beſſer als ich verſtehen, was dermahleins mir meinen Nutzen wird befoͤrdern koͤnnen. Jch muß auch geſtehen, daß er keinen Fleiß noch Muͤhe ſparte, mich in Rethorica, Logica, Phy- ſica &c. zu informiren und zu exerciren; Jn der

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Zitationshilfe: Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 710. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/726>, abgerufen am 11.06.2024.