mehr umb sich hatte, mit dem er sich verweilen kunte, als ein altes Weib und mich, kam ihm einsmahl an, ihme eine Ehe-Liebste zu suchen, wann er aber denn erwog, was vor Verdrieß- ligkeit der Ehe-Stand mit sich führte, und zu- mahl ein Geistlicher, der da dem was des HEr- ren ist, anhaugen müste, solte täglich umb den Hauß-Stand, vor die Nahrung und vor sein Weib und Kinder sich bekümmern, so vergieng ihm wieder die Lust ein Weib zu nehmen. Be- dachte er aber wieder, ein Bischoff soll untadlich seyn, eines Weibes Mann, der gehorsame Kin- der habe, änderte er auffs neue seinen Sinn, al- lein wann er erwoge, wie so gar wenig Kinder der Geistlichen gehorsame Kinder wären, aus Ursachen, daß bey den Studiren und Vorsorg der Kirchen, die Kinder in der Erziehung, zu- mahln wann die Mütter eine närrische Liebe auf dieselben werffen, nicht nach Willen können ge- zogen werden, verblieb er endlich bey dem Schluß, sein Leben ohne Weib zu beschliessen, oder wenigstens biß ins Alter das Heyrathen aufzuschieben. Sagte derowegen einmahl zu mir, Rusilio, nachdem du nun einige Jahre lang mir treulich gedienet hast, so möchte ich ger- ne wissen, ob du noch länger bey mir zu verblei- ben gesonnen bist, indem du siehest, daß ich nach deinen Abreisen Niemanden umb mich habe,
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mehr umb ſich hatte, mit dem er ſich verweilen kunte, als ein altes Weib und mich, kam ihm einsmahl an, ihme eine Ehe-Liebſte zu ſuchen, wann er aber denn erwog, was vor Verdrieß- ligkeit der Ehe-Stand mit ſich fuͤhrte, und zu- mahl ein Geiſtlicher, der da dem was des HEr- ren iſt, anhaugen muͤſte, ſolte taͤglich umb den Hauß-Stand, vor die Nahrung und vor ſein Weib und Kinder ſich bekuͤmmern, ſo vergieng ihm wieder die Luſt ein Weib zu nehmen. Be- dachte er aber wieder, ein Biſchoff ſoll untadlich ſeyn, eines Weibes Mann, der gehorſame Kin- der habe, aͤnderte er auffs neue ſeinen Sinn, al- lein wann er erwoge, wie ſo gar wenig Kinder der Geiſtlichen gehorſame Kinder waͤren, aus Urſachen, daß bey den Studiren und Vorſorg der Kirchen, die Kinder in der Erziehung, zu- mahln wann die Muͤtter eine naͤrriſche Liebe auf dieſelben werffen, nicht nach Willen koͤnnen ge- zogen werden, verblieb er endlich bey dem Schluß, ſein Leben ohne Weib zu beſchlieſſen, oder wenigſtens biß ins Alter das Heyrathen aufzuſchieben. Sagte derowegen einmahl zu mir, Ruſilio, nachdem du nun einige Jahre lang mir tꝛeulich gedienet haſt, ſo moͤchte ich ger- ne wiſſen, ob du noch laͤnger bey mir zu verblei- ben geſonnen biſt, indem du ſieheſt, daß ich nach deinen Abreiſen Niemanden umb mich habe,
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mehr umb ſich hatte, mit dem er ſich verweilen
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einsmahl an, ihme eine Ehe-Liebſte zu ſuchen,
wann er aber denn erwog, was vor Verdrieß-
ligkeit der Ehe-Stand mit ſich fuͤhrte, und zu-
mahl ein Geiſtlicher, der da dem was des HEr-
ren iſt, anhaugen muͤſte, ſolte taͤglich umb den
Hauß-Stand, vor die Nahrung und vor ſein
Weib und Kinder ſich bekuͤmmern, ſo vergieng
ihm wieder die Luſt ein Weib zu nehmen. Be-
dachte er aber wieder, ein Biſchoff ſoll untadlich
ſeyn, eines Weibes Mann, der gehorſame Kin-
der habe, aͤnderte er auffs neue ſeinen Sinn, al-
lein wann er erwoge, wie ſo gar wenig Kinder
der Geiſtlichen gehorſame Kinder waͤren, aus
Urſachen, daß bey den Studiren und Vorſorg
der Kirchen, die Kinder in der Erziehung, zu-
mahln wann die Muͤtter eine naͤrriſche Liebe auf
dieſelben werffen, nicht nach Willen koͤnnen ge-
zogen werden, verblieb er endlich bey dem
Schluß, ſein Leben ohne Weib zu beſchlieſſen,
oder wenigſtens biß ins Alter das Heyrathen
aufzuſchieben. Sagte derowegen einmahl zu
mir, Ruſilio, nachdem du nun einige Jahre
lang mir tꝛeulich gedienet haſt, ſo moͤchte ich ger-
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Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Eckharts Medicinischen Maul-Affens" von Johann Christoph Ettner von Eiteritz wurde 1694 veröffentlicht. Die verwendete Ausgabe von 1719 stellt eine überarbeitete Ausgabe der ersten Ausgabe dar. Da die Ausgabe von 1694 im Projektzeitraum nicht zur Verfügung stand, musste die Ausgabe von 1719 verwendet werden.
Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 709. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/725>, abgerufen am 22.11.2024.
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