eines Fischers Sohn, und dessen Weib hätte als eine Mutter mich an die Welt gebracht und erzogen. Diese meine vermeynte Eltern hät- ten nachdem ich das 14. Jahr hinter mich gele- get hatte, gerne gesehen daß ich mich ihrer Nah- rung beygesellet, und mit ihnen mein Stücklein Brodt auf den Wasser verdienen helffen. Al- leine, deren allzugrosse Mühsamkeit des Tages mit Netz-Flicken, und des Nachts mit Fisch- Fangen, hielt mich davon ab, daß ich sie viel- mahls bath, sie solten mich lernen lassen, was ih- nen gefiele, wolte ich ihnen gerne folgen, nur mit dieser Arth künfftiger Zeit mein Brodt zu ver- dienen, solten sie mich verschonen. Was? sagte mein vermeynter Vater, solt du mir vorschrei- ben, was ich mit dir vornehmen soll? Jch habe dich nun 13. Jahr lang gefretzet, und da ich ge- dencke, du soltest mir wieder behülflich seyn, wilt du wo anders hinaus. Wie? sprach U- lamia sein Weib, will der Vogel nicht daran, so jage ihn zum Hencker, er wird wohl wieder kommen wann er zu Brodte gewöhnet ist, fas- sete mich bey dem Ermel und schüpte mich zur Thüre hinaus, sagende: Du Holuncke, suche deinen Vater und Mutter, und laß dich zum Juncker machen. Jch bath sie wolten mich doch nicht so unbarmhertzig von sich stossen: Al- leine! Mirmoldo der Fischer erfaßte einen gu-
ten
eines Fiſchers Sohn, und deſſen Weib haͤtte als eine Mutter mich an die Welt gebracht und erzogen. Dieſe meine vermeynte Eltern haͤt- ten nachdem ich das 14. Jahr hinter mich gele- get hatte, gerne geſehen daß ich mich ihrer Nah- rung beygeſellet, und mit ihnen mein Stuͤcklein Brodt auf den Waſſer verdienen helffen. Al- leine, deren allzugroſſe Muͤhſamkeit des Tages mit Netz-Flicken, und des Nachts mit Fiſch- Fangen, hielt mich davon ab, daß ich ſie viel- mahls bath, ſie ſolten mich lernen laſſen, was ih- nen gefiele, wolte ich ihnen gerne folgen, nur mit dieſer Arth kuͤnfftiger Zeit mein Brodt zu ver- dienen, ſolten ſie mich verſchonen. Was? ſagte mein vermeynter Vater, ſolt du mir vorſchrei- ben, was ich mit dir vornehmen ſoll? Jch habe dich nun 13. Jahr lang gefretzet, und da ich ge- dencke, du ſolteſt mir wieder behuͤlflich ſeyn, wilt du wo anders hinaus. Wie? ſprach U- lamia ſein Weib, will der Vogel nicht daran, ſo jage ihn zum Hencker, er wird wohl wieder kommen wann er zu Brodte gewoͤhnet iſt, faſ- ſete mich bey dem Ermel und ſchuͤpte mich zur Thuͤre hinaus, ſagende: Du Holuncke, ſuche deinen Vater und Mutter, und laß dich zum Juncker machen. Jch bath ſie wolten mich doch nicht ſo unbarmhertzig von ſich ſtoſſen: Al- leine! Mirmoldo der Fiſcher erfaßte einen gu-
ten
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eines Fiſchers Sohn, und deſſen Weib haͤtte
als eine Mutter mich an die Welt gebracht und
erzogen. Dieſe meine vermeynte Eltern haͤt-
ten nachdem ich das 14. Jahr hinter mich gele-
get hatte, gerne geſehen daß ich mich ihrer Nah-
rung beygeſellet, und mit ihnen mein Stuͤcklein
Brodt auf den Waſſer verdienen helffen. Al-
leine, deren allzugroſſe Muͤhſamkeit des Tages
mit Netz-Flicken, und des Nachts mit Fiſch-
Fangen, hielt mich davon ab, daß ich ſie viel-
mahls bath, ſie ſolten mich lernen laſſen, was ih-
nen gefiele, wolte ich ihnen gerne folgen, nur mit
dieſer Arth kuͤnfftiger Zeit mein Brodt zu ver-
dienen, ſolten ſie mich verſchonen. Was? ſagte
mein vermeynter Vater, ſolt du mir vorſchrei-
ben, was ich mit dir vornehmen ſoll? Jch habe
dich nun 13. Jahr lang gefretzet, und da ich ge-
dencke, du ſolteſt mir wieder behuͤlflich ſeyn,
wilt du wo anders hinaus. Wie? ſprach U-
lamia ſein Weib, will der Vogel nicht daran,
ſo jage ihn zum Hencker, er wird wohl wieder
kommen wann er zu Brodte gewoͤhnet iſt, faſ-
ſete mich bey dem Ermel und ſchuͤpte mich zur
Thuͤre hinaus, ſagende: Du Holuncke, ſuche
deinen Vater und Mutter, und laß dich zum
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Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Eckharts Medicinischen Maul-Affens" von Johann Christoph Ettner von Eiteritz wurde 1694 veröffentlicht. Die verwendete Ausgabe von 1719 stellt eine überarbeitete Ausgabe der ersten Ausgabe dar. Da die Ausgabe von 1694 im Projektzeitraum nicht zur Verfügung stand, musste die Ausgabe von 1719 verwendet werden.
Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 702. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/718>, abgerufen am 26.11.2024.
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