Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719.

Bild:
<< vorherige Seite

auch in Entstehung der Kröpffe die Ursache seyn,
indem wir Menschen ja keinen Augenblick oh-
ne Lufft-Schöpffung leben können, daß ich ge-
schweige, der in Franckreich in Mutter-Leibe in
Stein verwandelte Frucht, derer Bartholinus
Hist 100. Anal. Cent. II.
gedencket, so erzehlet
der unvergleichliche Helmontius in cap. I. Li-
thiasi,
daß durch solche Steinmachende Lufft o-
der Winde Anno 1320. zwischen Rußland und
Tartarey nicht weit von den Sumpff oder See
Kitaga eine gantze Horde Tartarn mit allen ih-
ren Vieh, Wagen und Gewehr in einer Nacht
gantz und gar in Stein verwandelt worden,
welches auch zur andern Zeit in Africa auf glei-
che Arth an Bäumen, Menschen und Vieh soll
geschehen seyn. So ist auch nicht zu leugnen, daß
die Steine und Felsen ihr Wachsthum, so wohl
aus denen steinigten Zuwitterung, gleich die
Metalle von denen ihnen gehörigen Einwitte-
rungen nehmen; wann nun dergleichen Wit-
terung ausstreichen und die Lufft impraegniren
oder erfüllen, denen Lufft-schöpffenden aller-
hand Zufälle erwecken können, und folget nicht,
daß es an allen gleiche Wirckung vollbringen
müsse, denn die Nähe gibt und verursacht schon
einen stärckeren Anfall, als was durch die Ferne
sich schon ausgetheilet und seine Krafft verloh-
ren hat, da sie denn wenig oder keinen Schaden

cau-
X x 5

auch in Entſtehung der Kroͤpffe die Uꝛſache ſeyn,
indem wir Menſchen ja keinen Augenblick oh-
ne Lufft-Schoͤpffung leben koͤnnen, daß ich ge-
ſchweige, der in Franckreich in Mutter-Leibe in
Stein verwandelte Frucht, derer Bartholinus
Hiſt 100. Anal. Cent. II.
gedencket, ſo erzehlet
der unvergleichliche Helmontius in cap. I. Li-
thiaſi,
daß durch ſolche Steinmachende Lufft o-
der Winde Anno 1320. zwiſchen Rußland und
Tartarey nicht weit von den Sumpff oder See
Kitaga eine gantze Horde Tartarn mit allen ih-
ren Vieh, Wagen und Gewehr in einer Nacht
gantz und gar in Stein verwandelt worden,
welches auch zur andern Zeit in Africa auf glei-
che Arth an Baͤumen, Menſchen und Vieh ſoll
geſchehen ſeyn. So iſt auch nicht zu leugnẽ, daß
die Steine und Felſen ihr Wachsthum, ſo wohl
aus denen ſteinigten Zuwitterung, gleich die
Metalle von denen ihnen gehoͤrigen Einwitte-
rungen nehmen; wann nun dergleichen Wit-
terung ausſtreichen und die Lufft imprægniren
oder erfuͤllen, denen Lufft-ſchoͤpffenden aller-
hand Zufaͤlle erwecken koͤnnen, und folget nicht,
daß es an allen gleiche Wirckung vollbringen
muͤſſe, denn die Naͤhe gibt und verurſacht ſchon
einen ſtaͤrckeren Anfall, als was durch die Ferne
ſich ſchon ausgetheilet und ſeine Krafft verloh-
ren hat, da ſie denn wenig oder keinen Schaden

cau-
X x 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0713" n="697"/>
auch in Ent&#x017F;tehung der Kro&#x0364;pffe die U&#xA75B;&#x017F;ache &#x017F;eyn,<lb/>
indem wir Men&#x017F;chen ja keinen Augenblick oh-<lb/>
ne Lufft-Scho&#x0364;pffung leben ko&#x0364;nnen, daß ich ge-<lb/>
&#x017F;chweige, der in Franckreich in Mutter-Leibe in<lb/>
Stein verwandelte Frucht, derer <hi rendition="#aq">Bartholinus<lb/>
Hi&#x017F;t 100. Anal. Cent. II.</hi> gedencket, &#x017F;o erzehlet<lb/>
der unvergleichliche <hi rendition="#aq">Helmontius in cap. I. Li-<lb/>
thia&#x017F;i,</hi> daß durch &#x017F;olche Steinmachende Lufft o-<lb/>
der Winde <hi rendition="#aq">Anno</hi> 1320. zwi&#x017F;chen Rußland und<lb/>
Tartarey nicht weit von den Sumpff oder See<lb/><hi rendition="#aq">Kitaga</hi> eine gantze Horde Tartarn mit allen ih-<lb/>
ren Vieh, Wagen und Gewehr in einer Nacht<lb/>
gantz und gar in Stein verwandelt worden,<lb/>
welches auch zur andern Zeit in <hi rendition="#aq">Africa</hi> auf glei-<lb/>
che Arth an Ba&#x0364;umen, Men&#x017F;chen und Vieh &#x017F;oll<lb/>
ge&#x017F;chehen &#x017F;eyn. So i&#x017F;t auch nicht zu leugne&#x0303;, daß<lb/>
die Steine und Fel&#x017F;en ihr Wachsthum, &#x017F;o wohl<lb/>
aus denen &#x017F;teinigten Zuwitterung, gleich die<lb/><hi rendition="#aq">Metall</hi>e von denen ihnen geho&#x0364;rigen Einwitte-<lb/>
rungen nehmen; wann nun dergleichen Wit-<lb/>
terung aus&#x017F;treichen und die Lufft <hi rendition="#aq">imprægnir</hi>en<lb/>
oder erfu&#x0364;llen, denen Lufft-&#x017F;cho&#x0364;pffenden aller-<lb/>
hand Zufa&#x0364;lle erwecken ko&#x0364;nnen, und folget nicht,<lb/>
daß es an allen gleiche Wirckung vollbringen<lb/>
mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e, denn die Na&#x0364;he gibt und verur&#x017F;acht &#x017F;chon<lb/>
einen &#x017F;ta&#x0364;rckeren Anfall, als was durch die Ferne<lb/>
&#x017F;ich &#x017F;chon ausgetheilet und &#x017F;eine Krafft verloh-<lb/>
ren hat, da &#x017F;ie denn wenig oder keinen Schaden<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">X x 5</fw><fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">cau-</hi></fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[697/0713] auch in Entſtehung der Kroͤpffe die Uꝛſache ſeyn, indem wir Menſchen ja keinen Augenblick oh- ne Lufft-Schoͤpffung leben koͤnnen, daß ich ge- ſchweige, der in Franckreich in Mutter-Leibe in Stein verwandelte Frucht, derer Bartholinus Hiſt 100. Anal. Cent. II. gedencket, ſo erzehlet der unvergleichliche Helmontius in cap. I. Li- thiaſi, daß durch ſolche Steinmachende Lufft o- der Winde Anno 1320. zwiſchen Rußland und Tartarey nicht weit von den Sumpff oder See Kitaga eine gantze Horde Tartarn mit allen ih- ren Vieh, Wagen und Gewehr in einer Nacht gantz und gar in Stein verwandelt worden, welches auch zur andern Zeit in Africa auf glei- che Arth an Baͤumen, Menſchen und Vieh ſoll geſchehen ſeyn. So iſt auch nicht zu leugnẽ, daß die Steine und Felſen ihr Wachsthum, ſo wohl aus denen ſteinigten Zuwitterung, gleich die Metalle von denen ihnen gehoͤrigen Einwitte- rungen nehmen; wann nun dergleichen Wit- terung ausſtreichen und die Lufft imprægniren oder erfuͤllen, denen Lufft-ſchoͤpffenden aller- hand Zufaͤlle erwecken koͤnnen, und folget nicht, daß es an allen gleiche Wirckung vollbringen muͤſſe, denn die Naͤhe gibt und verurſacht ſchon einen ſtaͤrckeren Anfall, als was durch die Ferne ſich ſchon ausgetheilet und ſeine Krafft verloh- ren hat, da ſie denn wenig oder keinen Schaden cau- X x 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/713
Zitationshilfe: Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 697. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/713>, abgerufen am 22.11.2024.