Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719.

Bild:
<< vorherige Seite

ten als diese zuführen. Jch erinnere mich, daß
einsmahls ein vornehmer Polnischer Herr in
Plissana zur Meß-Zeit an unsern Tische Spei-
sete, weil damahln unter andern Discoursen,
man auch der Wixel Zöpffe gedachte, erzehlte:
daß vielmahl, sonderlich in der Ukraine sich zu-
trüge, daß gewisse Wasser wären, von welchen
so ein Mensch oder Thier träncke, sie in schwere
Kranckheiten fielen, biß endlich der Ausgang
des Wixelzopffs sie wiederumb davon befreye-
te. Hergegen fänden sich wiederumb andere
Flüsse und Wasser, nach deren Geniessung die
Zöpffe wieder vergiengen. Eckarth sagte, ich
bin mit dem Herrn Secretario der Lufft wegen
gleicher Meynung, denn so dieselbe sowohl die
Wasser als die Berge bestreichet, auch wohl
von solchen die Eigenschafften in Ausstreichen
an sich nimmt, und mit sich führet; und solche
Einwitterung nennet der genaue Untersucher
der Natur Theophrastus fatalia. Jch geden-
cke noch daran, daß mir in Thoren mein sehr
guter Freund erzehlte, wie er einmahl auf der
Brücke gestanden, und die Korn-Schiffe abge-
hen sehen, wäre ihn eine widrige Lufft angangen,
da er denn so fort ein erschröckliches Reissen ins
Haupt bekommen, welches bey Ausgehung
dünner Wixelzöpffe in etlichen Tagen vergan-
gen wäre; warumb solte dieses allhier nicht

auch

ten als dieſe zufuͤhren. Jch erinnere mich, daß
einsmahls ein vornehmer Polniſcher Herr in
Pliſſana zur Meß-Zeit an unſern Tiſche Spei-
ſete, weil damahln unter andern Diſcourſen,
man auch der Wixel Zoͤpffe gedachte, erzehlte:
daß vielmahl, ſonderlich in der Ukraine ſich zu-
truͤge, daß gewiſſe Waſſer waͤren, von welchen
ſo ein Menſch oder Thier traͤncke, ſie in ſchwere
Kranckheiten fielen, biß endlich der Ausgang
des Wixelzopffs ſie wiederumb davon befreye-
te. Hergegen faͤnden ſich wiederumb andere
Fluͤſſe und Waſſer, nach deren Genieſſung die
Zoͤpffe wieder vergiengen. Eckarth ſagte, ich
bin mit dem Herrn Secretario der Lufft wegen
gleicher Meynung, denn ſo dieſelbe ſowohl die
Waſſer als die Berge beſtreichet, auch wohl
von ſolchen die Eigenſchafften in Ausſtreichen
an ſich nimmt, und mit ſich fuͤhret; und ſolche
Einwitterung nennet der genaue Unterſucher
der Natur Theophraſtus fatalia. Jch geden-
cke noch daran, daß mir in Thoren mein ſehr
guter Freund erzehlte, wie er einmahl auf der
Bruͤcke geſtanden, und die Korn-Schiffe abge-
hen ſehen, waͤꝛe ihn eine widrige Lufft angangen,
da er denn ſo fort ein erſchroͤckliches Reiſſen ins
Haupt bekommen, welches bey Ausgehung
duͤnner Wixelzoͤpffe in etlichen Tagen vergan-
gen waͤre; warumb ſolte dieſes allhier nicht

auch
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0712" n="696"/>
ten als die&#x017F;e zufu&#x0364;hren. Jch erinnere mich, daß<lb/>
einsmahls ein vornehmer Polni&#x017F;cher Herr in<lb/><hi rendition="#aq">Pli&#x017F;&#x017F;ana</hi> zur Meß-Zeit an un&#x017F;ern Ti&#x017F;che Spei-<lb/>
&#x017F;ete, weil damahln unter andern <hi rendition="#aq">Di&#x017F;cour&#x017F;</hi>en,<lb/>
man auch der Wixel Zo&#x0364;pffe gedachte, erzehlte:<lb/>
daß vielmahl, &#x017F;onderlich in der <hi rendition="#aq">Ukraine</hi> &#x017F;ich zu-<lb/>
tru&#x0364;ge, daß gewi&#x017F;&#x017F;e Wa&#x017F;&#x017F;er wa&#x0364;ren, von welchen<lb/>
&#x017F;o ein Men&#x017F;ch oder Thier tra&#x0364;ncke, &#x017F;ie in &#x017F;chwere<lb/>
Kranckheiten fielen, biß endlich der Ausgang<lb/>
des Wixelzopffs &#x017F;ie wiederumb davon befreye-<lb/>
te. Hergegen fa&#x0364;nden &#x017F;ich wiederumb andere<lb/>
Flu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e und Wa&#x017F;&#x017F;er, nach deren Genie&#x017F;&#x017F;ung die<lb/>
Zo&#x0364;pffe wieder vergiengen. Eckarth &#x017F;agte, ich<lb/>
bin mit dem Herrn <hi rendition="#aq">Secretario</hi> der Lufft wegen<lb/>
gleicher Meynung, denn &#x017F;o die&#x017F;elbe &#x017F;owohl die<lb/>
Wa&#x017F;&#x017F;er als die Berge be&#x017F;treichet, auch wohl<lb/>
von &#x017F;olchen die Eigen&#x017F;chafften in Aus&#x017F;treichen<lb/>
an &#x017F;ich nimmt, und mit &#x017F;ich fu&#x0364;hret; und &#x017F;olche<lb/>
Einwitterung nennet der genaue Unter&#x017F;ucher<lb/>
der Natur <hi rendition="#aq">Theophra&#x017F;tus fatalia.</hi> Jch geden-<lb/>
cke noch daran, daß mir in Thoren mein &#x017F;ehr<lb/>
guter Freund erzehlte, wie er einmahl auf der<lb/>
Bru&#x0364;cke ge&#x017F;tanden, und die Korn-Schiffe abge-<lb/>
hen &#x017F;ehen, wa&#x0364;&#xA75B;e ihn eine widrige Lufft angangen,<lb/>
da er denn &#x017F;o fort ein er&#x017F;chro&#x0364;ckliches Rei&#x017F;&#x017F;en ins<lb/>
Haupt bekommen, welches bey Ausgehung<lb/>
du&#x0364;nner Wixelzo&#x0364;pffe in etlichen Tagen vergan-<lb/>
gen wa&#x0364;re; warumb &#x017F;olte die&#x017F;es allhier nicht<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">auch</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[696/0712] ten als dieſe zufuͤhren. Jch erinnere mich, daß einsmahls ein vornehmer Polniſcher Herr in Pliſſana zur Meß-Zeit an unſern Tiſche Spei- ſete, weil damahln unter andern Diſcourſen, man auch der Wixel Zoͤpffe gedachte, erzehlte: daß vielmahl, ſonderlich in der Ukraine ſich zu- truͤge, daß gewiſſe Waſſer waͤren, von welchen ſo ein Menſch oder Thier traͤncke, ſie in ſchwere Kranckheiten fielen, biß endlich der Ausgang des Wixelzopffs ſie wiederumb davon befreye- te. Hergegen faͤnden ſich wiederumb andere Fluͤſſe und Waſſer, nach deren Genieſſung die Zoͤpffe wieder vergiengen. Eckarth ſagte, ich bin mit dem Herrn Secretario der Lufft wegen gleicher Meynung, denn ſo dieſelbe ſowohl die Waſſer als die Berge beſtreichet, auch wohl von ſolchen die Eigenſchafften in Ausſtreichen an ſich nimmt, und mit ſich fuͤhret; und ſolche Einwitterung nennet der genaue Unterſucher der Natur Theophraſtus fatalia. Jch geden- cke noch daran, daß mir in Thoren mein ſehr guter Freund erzehlte, wie er einmahl auf der Bruͤcke geſtanden, und die Korn-Schiffe abge- hen ſehen, waͤꝛe ihn eine widrige Lufft angangen, da er denn ſo fort ein erſchroͤckliches Reiſſen ins Haupt bekommen, welches bey Ausgehung duͤnner Wixelzoͤpffe in etlichen Tagen vergan- gen waͤre; warumb ſolte dieſes allhier nicht auch

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/712
Zitationshilfe: Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 696. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/712>, abgerufen am 11.06.2024.