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Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719.

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Wir unsern lieben Vetter/ dem Durchlauchti-
sten Fürsten und Herrn von Rautenkrantz auch
alles Hoch-Fürstl. Vergnügen gönnen/ so bege-
ben Wir Uns des Anspruchs an dir gar gerne. E-
ckarth neigte sich fast zur Erde. Nach geschehener
Aufwartung begleitete ihn der Commendante
und nahm ihn mit sich nach Hause allda er ihn
auffs prächtigste tractirte. Nach vollbrachter
Mahlzeit führte der Commendante Eckarthen
insein Kunst-Zimmer und Rüst-Kammer/ und wie-
se ihm unter allerhand Raritäten sonderliche
Kunst-Röhre von unterschiedenen Meistern ge-
macht/ welche Eckarth mit sonderbahren Ver-
gnügen betrachtete: Endlich sagte der General
zu Eckarthen: Monsieur Eckarth/ nun will ich
denselben mein allerliebstes Stücke zeigen/ führte
ihn hier auff durch zwey köstlich meubilirte Zim-
mer in einen Saal/ welcher mit denen kostbahre-
sten Schildereyen ausgezieret war. Jndem E-
ckarth ein und das andere in Augenschein nahm/
trat des Generals Gemahlin in den Saal/ wel-
che der General in die Armen faßte/ küßte und
sprach: Monsieur Eckarth/ allhier sehen sie mein
allerliebstes und kostbahrestes Stücke. Eckarth
machte eine tieffe Reverenz gegen die Genera-
l
in/ und antwortete den General, also: Herr
Graf wir halten ja alles hoch in der Welt in der
Einbildung dieses oder jenes Stück könne uns

eini-

Wir unſern lieben Vetter/ dem Durchlauchti-
ſten Fuͤrſten und Herrn von Rautenkrantz auch
alles Hoch-Fuͤrſtl. Vergnuͤgen goͤnnen/ ſo bege-
ben Wir Uns des Anſpruchs an dir gar gerne. E-
ckarth neigte ſich faſt zur Erde. Nach geſchehener
Aufwartung begleitete ihn der Commendante
und nahm ihn mit ſich nach Hauſe allda er ihn
auffs praͤchtigſte tractirte. Nach vollbrachter
Mahlzeit fuͤhrte der Commendante Eckarthen
inſein Kunſt-Zim̃er und Ruͤſt-Kam̃er/ und wie-
ſe ihm unter allerhand Raritäten ſonderliche
Kunſt-Roͤhre von unterſchiedenen Meiſtern ge-
macht/ welche Eckarth mit ſonderbahren Ver-
gnuͤgen betrachtete: Endlich ſagte der General
zu Eckarthen: Monſieur Eckarth/ nun will ich
denſelben mein alleꝛliebſtes Stuͤcke zeigen/ fuͤhꝛte
ihn hier auff durch zwey koͤſtlich meubilirte Zim-
mer in einen Saal/ welcher mit denen koſtbahre-
ſten Schildereyen ausgezieret war. Jndem E-
ckarth ein und das andere in Augenſchein nahm/
trat des Generals Gemahlin in den Saal/ wel-
che der General in die Armen faßte/ kuͤßte und
ſprach: Monſieur Eckarth/ allhier ſehen ſie mein
allerliebſtes und koſtbahreſtes Stuͤcke. Eckarth
machte eine tieffe Reverenz gegen die Genera-
l
in/ und antwortete den General, alſo: Herr
Graf wir halten ja alles hoch in der Welt in der
Einbildung dieſes oder jenes Stuͤck koͤnne uns

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[683/0699] Wir unſern lieben Vetter/ dem Durchlauchti- ſten Fuͤrſten und Herrn von Rautenkrantz auch alles Hoch-Fuͤrſtl. Vergnuͤgen goͤnnen/ ſo bege- ben Wir Uns des Anſpruchs an dir gar gerne. E- ckarth neigte ſich faſt zur Erde. Nach geſchehener Aufwartung begleitete ihn der Commendante und nahm ihn mit ſich nach Hauſe allda er ihn auffs praͤchtigſte tractirte. Nach vollbrachter Mahlzeit fuͤhrte der Commendante Eckarthen inſein Kunſt-Zim̃er und Ruͤſt-Kam̃er/ und wie- ſe ihm unter allerhand Raritäten ſonderliche Kunſt-Roͤhre von unterſchiedenen Meiſtern ge- macht/ welche Eckarth mit ſonderbahren Ver- gnuͤgen betrachtete: Endlich ſagte der General zu Eckarthen: Monſieur Eckarth/ nun will ich denſelben mein alleꝛliebſtes Stuͤcke zeigen/ fuͤhꝛte ihn hier auff durch zwey koͤſtlich meubilirte Zim- mer in einen Saal/ welcher mit denen koſtbahre- ſten Schildereyen ausgezieret war. Jndem E- ckarth ein und das andere in Augenſchein nahm/ trat des Generals Gemahlin in den Saal/ wel- che der General in die Armen faßte/ kuͤßte und ſprach: Monſieur Eckarth/ allhier ſehen ſie mein allerliebſtes und koſtbahreſtes Stuͤcke. Eckarth machte eine tieffe Reverenz gegen die Genera- lin/ und antwortete den General, alſo: Herr Graf wir halten ja alles hoch in der Welt in der Einbildung dieſes oder jenes Stuͤck koͤnne uns eini-

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Zitationshilfe: Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 683. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/699>, abgerufen am 26.06.2024.