nicht erfahre, zuweiln einige Groschen aus der Cassa oder Behältniß nehme und beyseite lege, umb sich und die Kinder desto baß zu versorgen, sie geben ihnen allerhand Merckmahle, welche ich hier zu erzehlen mich entschuldige, an die Hand, damit der Nachsucher in Vielheit des andern so genau nicht observiren kan, sehen sie daß die Frau oder die Töchter und das Gesinde den Huren-Wesen nachlauffen, so finden sie bald Rath als Kupplerinnen die Brunst zu stil- len, trägt sichs aber zu daß es schlimm ausschla- gen will, die Jungfer wird hohes Leibes, so wird diese canalieusische Brut, keinen Fleiß sparen, die eingelegte Frucht zu verderben und auszuja- gen, oder schauen wie sie das Kind, wann es nicht anders seyn will, in geheim fort practici- ren; damit aber wann etwan ein einfältiger Pursch ankommt, er nicht zu tieff in Brunn fal- le, so haben diese Jungfermacherin schon Zu- sammenziehungs-Mittel, mit welchen sie den Trunckenen und Liebes-begierigen Bräutigam das Narren-Seil anwerffen; Sie sind auch so gewissenhafft, daß sie sich wohl unterwinden unter Ehe-Leuthen, Haß und Neid, nicht allein zu erregen, sondern auch wohl ein oder das an- dere, mit langsamen Gifft hinzurichten; und damit man nicht einen Argwohn des empfan- genen Giffts vermercke, rathen sie und anhan-
gende
nicht erfahre, zuweiln einige Groſchen aus der Caſſa oder Behaͤltniß nehme und beyſeite lege, umb ſich und die Kinder deſto baß zu verſorgen, ſie geben ihnen allerhand Merckmahle, welche ich hier zu erzehlen mich entſchuldige, an die Hand, damit der Nachſucher in Vielheit des andern ſo genau nicht obſerviren kan, ſehen ſie daß die Frau oder die Toͤchter und das Geſinde den Huren-Weſen nachlauffen, ſo finden ſie bald Rath als Kupplerinnen die Brunſt zu ſtil- len, traͤgt ſichs aber zu daß es ſchlimm ausſchla- gen will, die Jungfer wird hohes Leibes, ſo wird dieſe canalieuſiſche Brut, keinen Fleiß ſparen, die eingelegte Frucht zu verderben und auszuja- gen, oder ſchauen wie ſie das Kind, wann es nicht anders ſeyn will, in geheim fort practici- ren; damit aber wann etwan ein einfaͤltiger Purſch ankommt, er nicht zu tieff in Brunn fal- le, ſo haben dieſe Jungfermacherin ſchon Zu- ſammenziehungs-Mittel, mit welchen ſie den Trunckenen und Liebes-begierigen Braͤutigam das Narren-Seil anwerffen; Sie ſind auch ſo gewiſſenhafft, daß ſie ſich wohl unterwinden unter Ehe-Leuthen, Haß und Neid, nicht allein zu erregen, ſondern auch wohl ein oder das an- dere, mit langſamen Gifft hinzurichten; und damit man nicht einen Argwohn des empfan- genen Giffts vermercke, rathen ſie und anhan-
gende
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[658/0674]
nicht erfahre, zuweiln einige Groſchen aus der
Caſſa oder Behaͤltniß nehme und beyſeite lege,
umb ſich und die Kinder deſto baß zu verſorgen,
ſie geben ihnen allerhand Merckmahle, welche
ich hier zu erzehlen mich entſchuldige, an die
Hand, damit der Nachſucher in Vielheit des
andern ſo genau nicht obſerviren kan, ſehen ſie
daß die Frau oder die Toͤchter und das Geſinde
den Huren-Weſen nachlauffen, ſo finden ſie
bald Rath als Kupplerinnen die Brunſt zu ſtil-
len, traͤgt ſichs aber zu daß es ſchlimm ausſchla-
gen will, die Jungfer wird hohes Leibes, ſo wird
dieſe canalieuſiſche Brut, keinen Fleiß ſparen,
die eingelegte Frucht zu verderben und auszuja-
gen, oder ſchauen wie ſie das Kind, wann es
nicht anders ſeyn will, in geheim fort practici-
ren; damit aber wann etwan ein einfaͤltiger
Purſch ankommt, er nicht zu tieff in Brunn fal-
le, ſo haben dieſe Jungfermacherin ſchon Zu-
ſammenziehungs-Mittel, mit welchen ſie den
Trunckenen und Liebes-begierigen Braͤutigam
das Narren-Seil anwerffen; Sie ſind auch
ſo gewiſſenhafft, daß ſie ſich wohl unterwinden
unter Ehe-Leuthen, Haß und Neid, nicht allein
zu erregen, ſondern auch wohl ein oder das an-
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Eckharts Medicinischen Maul-Affens" von Johann Christoph Ettner von Eiteritz wurde 1694 veröffentlicht. Die verwendete Ausgabe von 1719 stellt eine überarbeitete Ausgabe der ersten Ausgabe dar. Da die Ausgabe von 1694 im Projektzeitraum nicht zur Verfügung stand, musste die Ausgabe von 1719 verwendet werden.
Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 658. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/674>, abgerufen am 22.11.2024.
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