Mord-Brenner, du Galgen-Vogel, du Spitz- bube, wer hat dir in unseren Dorffe was Leides gethan, daß du Lotter-Bube solche Schelmerey- en angiebst, Scholtz last diesen Schelm in Stock schliessen, ich stehe davor. Der Kerl sag- te, sehet was ihr thut, es wird euch schwer zu ver- dauen werden. Der Scholtze schickte hierauf zu denen Gerichten, die alsbald kamen. Dar- auf führte Kuntze seine Klage: Erbare Gerich- te, dieser Bösewicht, welchen der Scholtze auf mein Ansuchen in den Stock gesetzt, hat heute Abend als ich vor St. Annen-Brunnen vorbey gieng, etwas in denselben versencket, ich that a- ber, als wann ich es nicht sehe, und gieng, nach- dem ich ihn gegrüsset hatte, vorbey, indem bege- gnete mir unser Schäffer, den bath ich, daß er doch auf ihn genaue Obsicht haben möchte, da hat dieser Vogel an Scholtzens Scheune ein schwar- tzes Gebund gelegt, welches nun seine Wirckung an denen zwey Schütten Stroh, ausgewircket hat, und wer weiß ob dieser Mord-Brenner das vergangene Feuer nicht auch an Nachbar Mer- tens Scheune geleget hat, und wer will schwe- ren daß er nicht Ursache sey, daß unser Schol- tzens Vieh erkrancket und gestorben ist. Wir überlegten die Sache, liessen ihn Fessel anlegen, und fragten ihn, was er wider Kuntzens Klage einzuwenden hätte? Dieser antwortete: Wir
wären
Mord-Brenner, du Galgen-Vogel, du Spitz- bube, wer hat dir in unſeren Dorffe was Leides gethan, daß du Lotter-Bube ſolche Schelmerey- en angiebſt, Scholtz laſt dieſen Schelm in Stock ſchlieſſen, ich ſtehe davor. Der Kerl ſag- te, ſehet was ihr thut, es wird euch ſchwer zu ver- dauen werden. Der Scholtze ſchickte hierauf zu denen Gerichten, die alsbald kamen. Dar- auf fuͤhrte Kuntze ſeine Klage: Erbare Gerich- te, dieſer Boͤſewicht, welchen der Scholtze auf mein Anſuchen in den Stock geſetzt, hat heute Abend als ich vor St. Annen-Brunnen vorbey gieng, etwas in denſelben verſencket, ich that a- ber, als wann ich es nicht ſehe, und gieng, nach- dem ich ihn gegruͤſſet hatte, vorbey, indem bege- gnete mir unſer Schaͤffer, den bath ich, daß er doch auf ihn genaue Obſicht habẽ moͤchte, da hat dieſer Vogel an Scholtzens Scheune ein ſchwaꝛ- tzes Gebund gelegt, welches nun ſeine Wiꝛckung an denen zwey Schuͤtten Stroh, ausgewircket hat, und wer weiß ob dieſer Mord-Brenner das vergangene Feuer nicht auch an Nachbar Mer- tens Scheune geleget hat, und wer will ſchwe- ren daß er nicht Urſache ſey, daß unſer Schol- tzens Vieh erkrancket und geſtorben iſt. Wir uͤberlegten die Sache, lieſſen ihn Feſſel anlegen, und fragten ihn, was er wider Kuntzens Klage einzuwenden haͤtte? Dieſer antwortete: Wir
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Mord-Brenner, du Galgen-Vogel, du Spitz-
bube, wer hat dir in unſeren Dorffe was Leides
gethan, daß du Lotter-Bube ſolche Schelmerey-
en angiebſt, Scholtz laſt dieſen Schelm in
Stock ſchlieſſen, ich ſtehe davor. Der Kerl ſag-
te, ſehet was ihr thut, es wird euch ſchwer zu ver-
dauen werden. Der Scholtze ſchickte hierauf
zu denen Gerichten, die alsbald kamen. Dar-
auf fuͤhrte Kuntze ſeine Klage: Erbare Gerich-
te, dieſer Boͤſewicht, welchen der Scholtze auf
mein Anſuchen in den Stock geſetzt, hat heute
Abend als ich vor St. Annen-Brunnen vorbey
gieng, etwas in denſelben verſencket, ich that a-
ber, als wann ich es nicht ſehe, und gieng, nach-
dem ich ihn gegruͤſſet hatte, vorbey, indem bege-
gnete mir unſer Schaͤffer, den bath ich, daß er
doch auf ihn genaue Obſicht habẽ moͤchte, da hat
dieſer Vogel an Scholtzens Scheune ein ſchwaꝛ-
tzes Gebund gelegt, welches nun ſeine Wiꝛckung
an denen zwey Schuͤtten Stroh, ausgewircket
hat, und wer weiß ob dieſer Mord-Brenner das
vergangene Feuer nicht auch an Nachbar Mer-
tens Scheune geleget hat, und wer will ſchwe-
ren daß er nicht Urſache ſey, daß unſer Schol-
tzens Vieh erkrancket und geſtorben iſt. Wir
uͤberlegten die Sache, lieſſen ihn Feſſel anlegen,
und fragten ihn, was er wider Kuntzens Klage
einzuwenden haͤtte? Dieſer antwortete: Wir
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Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Eckharts Medicinischen Maul-Affens" von Johann Christoph Ettner von Eiteritz wurde 1694 veröffentlicht. Die verwendete Ausgabe von 1719 stellt eine überarbeitete Ausgabe der ersten Ausgabe dar. Da die Ausgabe von 1694 im Projektzeitraum nicht zur Verfügung stand, musste die Ausgabe von 1719 verwendet werden.
Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 650. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/666>, abgerufen am 22.11.2024.
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