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Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719.

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Garten in die Sommer-Löbe, da sie sich we-
gen künstlicher Ausarbeitung derselben nicht
gnung verwundern kunten. Ehrenfried rief
der Filinda, sagende: Schönste Filinda, sie
beliebe nur denen schönen Zug allhier zu bese-
hen, und als sie am genauesten die Zierligkeit
betrachtete; wurden von dem Gärtner, aus
Befehl Ehrenfrieds, etliche Kunst-Röhren
geöffnet, die benetzten die gute Filinda in einen
Augenblick, daß sie da stund als ein gebadet
Mäußgen; Das heist vergolten, Herr Eh-
renfried, sagte Filinda, solcher behenden Rache
hätte ich mich nicht versehen. Ehrenfried ant-
wortete: Schönste Filinda, mir ist davon
nichts bewust, in dem hörete sie daß Kunigun-
dis schrye, denn als dieselbe an einen gewissen
Orth kam, und auftrat, gieng aus einer Röh-
re die sich durch den Tritt öffnete, ihr ein
Wasser-Sprung an den Leib unter den Rock,
gleiches geschahe auch der hold-seeligen Edel-
muth, und nachdem sie sich aus der Löbe salvi-
ren wolten, gieng an allen Seiten das Wasser
etliche Klafftern hoch häufig herfür, worüber
ein groß Gelächter entstund. Ehrenfried
aber bath, daß sie allerseits groß-günstig be-
lieben wolten, jedes eigenen Gefallen nach ei-
nen Orth zu erkiesen, und keine Stelle die O-
bere seyn lassen, denn unter Gemüths-Freun-

den
D

Garten in die Sommer-Loͤbe, da ſie ſich we-
gen kuͤnſtlicher Ausarbeitung derſelben nicht
gnung verwundern kunten. Ehrenfried rief
der Filinda, ſagende: Schoͤnſte Filinda, ſie
beliebe nur denen ſchoͤnen Zug allhier zu beſe-
hen, und als ſie am genaueſten die Zierligkeit
betrachtete; wurden von dem Gaͤrtner, aus
Befehl Ehrenfrieds, etliche Kunſt-Roͤhren
geoͤffnet, die benetzten die gute Filinda in einen
Augenblick, daß ſie da ſtund als ein gebadet
Maͤußgen; Das heiſt vergolten, Herr Eh-
renfried, ſagte Filinda, ſolcher behenden Rache
haͤtte ich mich nicht verſehen. Ehrenfried ant-
wortete: Schoͤnſte Filinda, mir iſt davon
nichts bewuſt, in dem hoͤrete ſie daß Kunigun-
dis ſchrye, denn als dieſelbe an einen gewiſſen
Orth kam, und auftrat, gieng aus einer Roͤh-
re die ſich durch den Tritt oͤffnete, ihr ein
Waſſer-Sprung an den Leib unter den Rock,
gleiches geſchahe auch der hold-ſeeligen Edel-
muth, und nachdem ſie ſich aus der Loͤbe ſalvi-
ren wolten, gieng an allen Seiten das Waſſer
etliche Klafftern hoch haͤufig herfuͤr, woruͤber
ein groß Gelaͤchter entſtund. Ehrenfried
aber bath, daß ſie allerſeits groß-guͤnſtig be-
lieben wolten, jedes eigenen Gefallen nach ei-
nen Orth zu erkieſen, und keine Stelle die O-
bere ſeyn laſſen, denn unter Gemuͤths-Freun-

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[49/0065] Garten in die Sommer-Loͤbe, da ſie ſich we- gen kuͤnſtlicher Ausarbeitung derſelben nicht gnung verwundern kunten. Ehrenfried rief der Filinda, ſagende: Schoͤnſte Filinda, ſie beliebe nur denen ſchoͤnen Zug allhier zu beſe- hen, und als ſie am genaueſten die Zierligkeit betrachtete; wurden von dem Gaͤrtner, aus Befehl Ehrenfrieds, etliche Kunſt-Roͤhren geoͤffnet, die benetzten die gute Filinda in einen Augenblick, daß ſie da ſtund als ein gebadet Maͤußgen; Das heiſt vergolten, Herr Eh- renfried, ſagte Filinda, ſolcher behenden Rache haͤtte ich mich nicht verſehen. Ehrenfried ant- wortete: Schoͤnſte Filinda, mir iſt davon nichts bewuſt, in dem hoͤrete ſie daß Kunigun- dis ſchrye, denn als dieſelbe an einen gewiſſen Orth kam, und auftrat, gieng aus einer Roͤh- re die ſich durch den Tritt oͤffnete, ihr ein Waſſer-Sprung an den Leib unter den Rock, gleiches geſchahe auch der hold-ſeeligen Edel- muth, und nachdem ſie ſich aus der Loͤbe ſalvi- ren wolten, gieng an allen Seiten das Waſſer etliche Klafftern hoch haͤufig herfuͤr, woruͤber ein groß Gelaͤchter entſtund. Ehrenfried aber bath, daß ſie allerſeits groß-guͤnſtig be- lieben wolten, jedes eigenen Gefallen nach ei- nen Orth zu erkieſen, und keine Stelle die O- bere ſeyn laſſen, denn unter Gemuͤths-Freun- den D

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Zitationshilfe: Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 49. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/65>, abgerufen am 18.05.2024.