umbfahrender Artzt, Nahmens Günther von Nürnberg, der ehmahliger Zeit mir und denen Meinigen viel Gutes gethan hat, der stund auf den Marckt aus, bey diesen war, wo mir recht ist, dieser Colimber, und vertrat bey ihm die Stelle eines Courtisans oder Harlequins, da- selbst trug sich mit ihm eine wunderliche Co- moedie zu, denn als er in seinen Possen-Reden sich unter andern derer Worte gebrauchte: U- ber ein kleines werdet ihr mich sehen, und aber über ein kleines werdet ihr mich nicht sehen, denn ich gehe auf denen Füssen meines Verstandes zur etc. versahe er sich dessen nicht, daß er den Sonntag darauf in der Marien-Kirche daselbst/ früh von Herr D. Müllern unter der Predigt deswegen in den Kirchen-Bann gethan wurde, mit folgenden Worten: Du verfluchte Zun- ge des Courtisans, die du die höchst-schmertzlich- sten Worte unsers Heylandes, welche er in sei- ner allergrössesten Betrübniß, vor Angehung seines allerbittersten Leidens gesprochen, zu dei- ner Leichtfertigkeit gebraucht hast, und zum Spott angeführet, dein Heyl ist verlohren, dei- ne Verdammniß stehet dir entgegen, wofern du nicht deswegen die Gemeinde, die du damit ge- ärgert hast, durch eine offentliche Kirchen-Busse und Reu deines Hertzens wiederum selbst reu- end machest; Und ihr die ihr dergleichen Wor-
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umbfahrender Artzt, Nahmens Guͤnther von Nuͤrnberg, der ehmahliger Zeit mir und denen Meinigen viel Gutes gethan hat, der ſtund auf den Marckt aus, bey dieſen war, wo mir recht iſt, dieſer Colimber, und vertrat bey ihm die Stelle eines Courtiſans oder Harlequins, da- ſelbſt trug ſich mit ihm eine wunderliche Co- mœdie zu, denn als er in ſeinen Poſſen-Reden ſich unter andern derer Worte gebrauchte: U- ber ein kleines werdet ihr mich ſehen, und aber uͤber ein kleines werdet ihr mich nicht ſehen, deñ ich gehe auf denen Fuͤſſen meines Verſtandes zur ꝛc. verſahe er ſich deſſen nicht, daß er den Soñtag darauf in der Marien-Kirche daſelbſt/ fruͤh von Herr D. Muͤllern unter der Predigt deswegen in den Kirchen-Bann gethan wurde, mit folgenden Worten: Du verfluchte Zun- ge des Courtiſans, die du die hoͤchſt-ſchmertzlich- ſten Worte unſers Heylandes, welche er in ſei- ner allergroͤſſeſten Betruͤbniß, vor Angehung ſeines allerbitterſten Leidens geſprochen, zu dei- ner Leichtfertigkeit gebraucht haſt, und zum Spott angefuͤhret, dein Heyl iſt verlohren, dei- ne Verdammniß ſtehet dir entgegen, wofern du nicht deswegen die Gemeinde, die du damit ge- aͤrgert haſt, durch eine offentliche Kirchen-Buſſe und Reu deines Hertzens wiederum ſelbſt reu- end macheſt; Und ihr die ihr dergleichen Wor-
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[462/0478]
umbfahrender Artzt, Nahmens Guͤnther von
Nuͤrnberg, der ehmahliger Zeit mir und denen
Meinigen viel Gutes gethan hat, der ſtund auf
den Marckt aus, bey dieſen war, wo mir recht
iſt, dieſer Colimber, und vertrat bey ihm die
Stelle eines Courtiſans oder Harlequins, da-
ſelbſt trug ſich mit ihm eine wunderliche Co-
mœdie zu, denn als er in ſeinen Poſſen-Reden
ſich unter andern derer Worte gebrauchte: U-
ber ein kleines werdet ihr mich ſehen, und aber
uͤber ein kleines werdet ihr mich nicht ſehen, deñ
ich gehe auf denen Fuͤſſen meines Verſtandes
zur ꝛc. verſahe er ſich deſſen nicht, daß er den
Soñtag darauf in der Marien-Kirche daſelbſt/
fruͤh von Herr D. Muͤllern unter der Predigt
deswegen in den Kirchen-Bann gethan wurde,
mit folgenden Worten: Du verfluchte Zun-
ge des Courtiſans, die du die hoͤchſt-ſchmertzlich-
ſten Worte unſers Heylandes, welche er in ſei-
ner allergroͤſſeſten Betruͤbniß, vor Angehung
ſeines allerbitterſten Leidens geſprochen, zu dei-
ner Leichtfertigkeit gebraucht haſt, und zum
Spott angefuͤhret, dein Heyl iſt verlohren, dei-
ne Verdammniß ſtehet dir entgegen, wofern du
nicht deswegen die Gemeinde, die du damit ge-
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Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Eckharts Medicinischen Maul-Affens" von Johann Christoph Ettner von Eiteritz wurde 1694 veröffentlicht. Die verwendete Ausgabe von 1719 stellt eine überarbeitete Ausgabe der ersten Ausgabe dar. Da die Ausgabe von 1694 im Projektzeitraum nicht zur Verfügung stand, musste die Ausgabe von 1719 verwendet werden.
Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 462. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/478>, abgerufen am 22.11.2024.
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