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Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719.

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seinen Schrancken, andere müssen auch etwas
geniessen; Es war mir in Dreßden ein vor-
trefflicher Chirurgus bekannt, der Nation nach
war er ein Schweitzer, wurde auch, weil er als
Barbier die Chur-Fürstliche Schweitzer-Gar-
de bediente, der Schweitzer Barbier genannt,
dieser verrichtete in der Ophtalmi, Brüchen,
Haasenscharten, Gewächsen und andern ge-
fährlichen Wunden und Zufällen des mensch-
lichen Leibes, vortreffliche Curen biß zur Ver-
wunderung mit sonderbahren Behendigkeit
und gieng fast keine Woche hin, daß nicht vor
etliche von ihm mit göttlichem Beystand resti-
tuir
te Patienten in der Kirche gedancket wur-
de. Er hatte einen grossen Zulauff und nicht
nöthig, seiner guten Wissenschafft und Erfah-
rung halben Scarteken auszustreuen, oder sei-
ne Curen in die Advisen setzen zu lassen, umb da-
mit die Leuthe an sich zu locken, es bleibet das
Sprichwort wohl wahr: daß wo ein guter
Wein zu verkauffen ist, man nicht nöthig habe,
deswegen einen Wein-Krantz auszuhängen.
Der Obrist-Lieutenant fragte Eckarthen, ob
er den Colimber kennete? Eckarth antworte-
te: Etlichermassen, denn ich erinnere mich da
ich in Ubernehmung gewisser Recrouten we-
gen von meinen Fürsten nach Rostock geschickt
wurde, war daselbst ein guter Chirurgus und

umb-

ſeinen Schrancken, andere muͤſſen auch etwas
genieſſen; Es war mir in Dreßden ein vor-
trefflicher Chirurgus bekannt, der Nation nach
war er ein Schweitzer, wurde auch, weil er als
Barbier die Chur-Fuͤrſtliche Schweitzer-Gar-
de bediente, der Schweitzer Barbier genannt,
dieſer verrichtete in der Ophtalmi, Bruͤchen,
Haaſenſcharten, Gewaͤchſen und andern ge-
faͤhrlichen Wunden und Zufaͤllen des menſch-
lichen Leibes, vortreffliche Curen biß zur Ver-
wunderung mit ſonderbahren Behendigkeit
und gieng faſt keine Woche hin, daß nicht vor
etliche von ihm mit goͤttlichem Beyſtand reſti-
tuir
te Patienten in der Kirche gedancket wur-
de. Er hatte einen groſſen Zulauff und nicht
noͤthig, ſeiner guten Wiſſenſchafft und Erfah-
rung halben Scarteken auszuſtreuen, oder ſei-
ne Curen in die Adviſen ſetzen zu laſſen, umb da-
mit die Leuthe an ſich zu locken, es bleibet das
Sprichwort wohl wahr: daß wo ein guter
Wein zu verkauffen iſt, man nicht noͤthig habe,
deswegen einen Wein-Krantz auszuhaͤngen.
Der Obriſt-Lieutenant fragte Eckarthen, ob
er den Colimber kennete? Eckarth antworte-
te: Etlichermaſſen, denn ich erinnere mich da
ich in Ubernehmung gewiſſer Recrouten we-
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[461/0477] ſeinen Schrancken, andere muͤſſen auch etwas genieſſen; Es war mir in Dreßden ein vor- trefflicher Chirurgus bekannt, der Nation nach war er ein Schweitzer, wurde auch, weil er als Barbier die Chur-Fuͤrſtliche Schweitzer-Gar- de bediente, der Schweitzer Barbier genannt, dieſer verrichtete in der Ophtalmi, Bruͤchen, Haaſenſcharten, Gewaͤchſen und andern ge- faͤhrlichen Wunden und Zufaͤllen des menſch- lichen Leibes, vortreffliche Curen biß zur Ver- wunderung mit ſonderbahren Behendigkeit und gieng faſt keine Woche hin, daß nicht vor etliche von ihm mit goͤttlichem Beyſtand reſti- tuirte Patienten in der Kirche gedancket wur- de. Er hatte einen groſſen Zulauff und nicht noͤthig, ſeiner guten Wiſſenſchafft und Erfah- rung halben Scarteken auszuſtreuen, oder ſei- ne Curen in die Adviſen ſetzen zu laſſen, umb da- mit die Leuthe an ſich zu locken, es bleibet das Sprichwort wohl wahr: daß wo ein guter Wein zu verkauffen iſt, man nicht noͤthig habe, deswegen einen Wein-Krantz auszuhaͤngen. Der Obriſt-Lieutenant fragte Eckarthen, ob er den Colimber kennete? Eckarth antworte- te: Etlichermaſſen, denn ich erinnere mich da ich in Ubernehmung gewiſſer Recrouten we- gen von meinen Fuͤrſten nach Roſtock geſchickt wurde, war daſelbſt ein guter Chirurgus und umb-

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Zitationshilfe: Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 461. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/477>, abgerufen am 10.06.2024.