fragen, aus welcher Sorte dieser Marcktschrey- er sey, und ob er auch unter die medicinischen Maul Affen gehöre. Eckarth antwortete, Herr Graf, weil mein Diener nicht anwesend ist, hal- te ich ihn vor einen von der Obersten Sorte, be- voraus weil er sich einen Doctor Chirurgiae schreibet, ob er unter die medicinischen Maul- Affen gehöre? antworte ich allerdinges! denn erstlich rühmet er sich einen Doctor Chirurgiae, da doch der gute Kerl nichts oder sehr wenig von der Lateinischen Sprache verstehen mag. Je- ner Chirurgus machte es noch manierlicher, der gab vor er wäre Licentiatus Chirurgiae, und hätte in Padua promoviret, jedennoch weil er ne- benst der Lateinischen Sprache auch die Jtaliä- nische nicht verstund, sprach einer als er solches hörte zu ihm: Der Herr wird gewiß mit Bey- hülffe eines Dollmetschers sein Examen ausge- standen und in Licentiatum promoviret ha- ben. Daß dieser Colimber in seiner Kunst mag expert seyn, und einen guten Handgriff haben, will ich eben nicht verneinen. Doch wann er so fetig ü. erfahren wäre, dörffte er sich und seine Curen nicht erst in die Novellen setzen lassen, und sich der gantzen Welt prostituiren, der Orth ist sehr Volckreich, und die Gegend darumb mit Städten, Flecken und Dörffern gleichsam angeseet, warum bleibet er nicht in
seinen
fragen, aus welcher Sorte dieſer Marcktſchrey- er ſey, und ob er auch unter die mediciniſchen Maul Affen gehoͤre. Eckarth antwortete, Herr Graf, weil mein Diener nicht anweſend iſt, hal- te ich ihn vor einen von der Oberſten Sorte, be- voraus weil er ſich einen Doctor Chirurgiæ ſchreibet, ob er unter die mediciniſchen Maul- Affen gehoͤre? antworte ich allerdinges! denn erſtlich ruͤhmet er ſich einen Doctor Chirurgiæ, da doch der gute Kerl nichts oder ſehr wenig von der Lateiniſchen Sprache verſtehen mag. Je- ner Chirurgus machte es noch manierlicher, der gab vor er waͤre Licentiatus Chirurgiæ, und haͤtte in Padua promoviret, jedennoch weil er ne- benſt der Lateiniſchen Sprache auch die Jtaliaͤ- niſche nicht verſtund, ſprach einer als er ſolches hoͤrte zu ihm: Der Herr wird gewiß mit Bey- huͤlffe eines Dollmetſchers ſein Examen ausge- ſtanden und in Licentiatum promoviret ha- ben. Daß dieſer Colimber in ſeiner Kunſt mag expert ſeyn, und einen guten Handgriff haben, will ich eben nicht verneinen. Doch wann er ſo fetig uͤ. erfahren waͤre, doͤrffte er ſich und ſeine Curen nicht erſt in die Novellen ſetzen laſſen, und ſich der gantzen Welt proſtituiren, der Orth iſt ſehr Volckreich, und die Gegend darumb mit Staͤdten, Flecken und Doͤrffern gleichſam angeſeet, warum bleibet er nicht in
ſeinen
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fragen, aus welcher Sorte dieſer Marcktſchrey-
er ſey, und ob er auch unter die mediciniſchen
Maul Affen gehoͤre. Eckarth antwortete, Herr
Graf, weil mein Diener nicht anweſend iſt, hal-
te ich ihn vor einen von der Oberſten Sorte, be-
voraus weil er ſich einen Doctor Chirurgiæ
ſchreibet, ob er unter die mediciniſchen Maul-
Affen gehoͤre? antworte ich allerdinges! denn
erſtlich ruͤhmet er ſich einen Doctor Chirurgiæ,
da doch der gute Kerl nichts oder ſehr wenig von
der Lateiniſchen Sprache verſtehen mag. Je-
ner Chirurgus machte es noch manierlicher, der
gab vor er waͤre Licentiatus Chirurgiæ, und
haͤtte in Padua promoviret, jedennoch weil er ne-
benſt der Lateiniſchen Sprache auch die Jtaliaͤ-
niſche nicht verſtund, ſprach einer als er ſolches
hoͤrte zu ihm: Der Herr wird gewiß mit Bey-
huͤlffe eines Dollmetſchers ſein Examen ausge-
ſtanden und in Licentiatum promoviret ha-
ben. Daß dieſer Colimber in ſeiner Kunſt
mag expert ſeyn, und einen guten Handgriff
haben, will ich eben nicht verneinen. Doch
wann er ſo fetig uͤ. erfahren waͤre, doͤrffte er ſich
und ſeine Curen nicht erſt in die Novellen ſetzen
laſſen, und ſich der gantzen Welt proſtituiren,
der Orth iſt ſehr Volckreich, und die Gegend
darumb mit Staͤdten, Flecken und Doͤrffern
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Eckharts Medicinischen Maul-Affens" von Johann Christoph Ettner von Eiteritz wurde 1694 veröffentlicht. Die verwendete Ausgabe von 1719 stellt eine überarbeitete Ausgabe der ersten Ausgabe dar. Da die Ausgabe von 1694 im Projektzeitraum nicht zur Verfügung stand, musste die Ausgabe von 1719 verwendet werden.
Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 460. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/476>, abgerufen am 22.11.2024.
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