chen halben bey unserer Nation mehr Boßheit als bey andern im Schwange gehet, doch will ich schweigen, damit ich das Kalb nicht in die Augen schlage. Und gleichwohl replicirte der General, sind scharffe Straffen auf das Ver- brechen in diesem Lande verordnet, aber bey Grossen langweilige Nachsicht/ versetzte die Generalin. Mein Schatz sprach der General, ist dir das Sprichwort unbekannt: Kleine Die- be hencket man, grosse läst man lauffen, der Hanff-Strick ist nur für geringe Diebe, für die grossen aber der goldene. Allein genung es sind odieuse Sachen. Mein Kind beliebe den Discours zu ändern, und auf den vorigen zu kommen, damit Herr Siegfried uns die Kürtze des Weges noch mehr verkürtze. Hertz- lich gerne mein Graf, antwortete die Generalin. Herr Siegfried fuhr sie fort, wir wollen weil wir in die Sechswochen-Stube kommen sind, die Kindbetterin und ihr Kindlein rechtschaffen besuchen, Siegfried regerirte, Jhro Hoch- Gräfl. Gnaden legen mir ein schweres Stücke vor, davon ich ein gnädig vermeyntes sattsames Vergnügen nicht werde praestiren können. Jch habe als eine ledige Person dergleichen noch nicht erfahren, sondern meine Wissenschafft ist nur noch aus der Lehre und Büchern entspros- sen, wer achtet es: replicirte die Generalin/ ein
Medicus
chen halben bey unſerer Nation mehr Boßheit als bey andern im Schwange gehet, doch will ich ſchweigen, damit ich das Kalb nicht in die Augen ſchlage. Und gleichwohl replicirte der General, ſind ſcharffe Straffen auf das Ver- brechen in dieſem Lande verordnet, aber bey Groſſen langweilige Nachſicht/ verſetzte die Generalin. Mein Schatz ſprach der General, iſt dir das Sprichwort unbekannt: Kleine Die- be hencket man, groſſe laͤſt man lauffen, der Hanff-Strick iſt nur fuͤr geringe Diebe, fuͤr die groſſen aber der goldene. Allein genung es ſind odieuſe Sachen. Mein Kind beliebe den Diſcours zu aͤndern, und auf den vorigen zu kommen, damit Herr Siegfried uns die Kuͤrtze des Weges noch mehr verkuͤrtze. Hertz- lich gerne mein Graf, antwortete die Generalin. Herr Siegfried fuhr ſie fort, wir wollen weil wir in die Sechswochen-Stube kommen ſind, die Kindbetterin und ihr Kindlein rechtſchaffen beſuchen, Siegfried regerirte, Jhro Hoch- Graͤfl. Gnaden legen mir ein ſchweres Stuͤcke vor, davon ich ein gnaͤdig vermeyntes ſattſames Vergnuͤgen nicht werde præſtiren koͤnnen. Jch habe als eine ledige Perſon dergleichen noch nicht erfahren, ſondern meine Wiſſenſchafft iſt nur noch aus der Lehre und Buͤchern entſproſ- ſen, wer achtet es: replicirte die Generalin/ ein
Medicus
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chen halben bey unſerer Nation mehr Boßheit
als bey andern im Schwange gehet, doch will
ich ſchweigen, damit ich das Kalb nicht in die
Augen ſchlage. Und gleichwohl replicirte der
General, ſind ſcharffe Straffen auf das Ver-
brechen in dieſem Lande verordnet, aber bey
Groſſen langweilige Nachſicht/ verſetzte die
Generalin. Mein Schatz ſprach der General,
iſt dir das Sprichwort unbekannt: Kleine Die-
be hencket man, groſſe laͤſt man lauffen, der
Hanff-Strick iſt nur fuͤr geringe Diebe, fuͤr
die groſſen aber der goldene. Allein genung es
ſind odieuſe Sachen. Mein Kind beliebe
den Diſcours zu aͤndern, und auf den vorigen
zu kommen, damit Herr Siegfried uns die
Kuͤrtze des Weges noch mehr verkuͤrtze. Hertz-
lich gerne mein Graf, antwortete die Generalin.
Herr Siegfried fuhr ſie fort, wir wollen weil
wir in die Sechswochen-Stube kommen ſind,
die Kindbetterin und ihr Kindlein rechtſchaffen
beſuchen, Siegfried regerirte, Jhro Hoch-
Graͤfl. Gnaden legen mir ein ſchweres Stuͤcke
vor, davon ich ein gnaͤdig vermeyntes ſattſames
Vergnuͤgen nicht werde præſtiren koͤnnen. Jch
habe als eine ledige Perſon dergleichen noch
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Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Eckharts Medicinischen Maul-Affens" von Johann Christoph Ettner von Eiteritz wurde 1694 veröffentlicht. Die verwendete Ausgabe von 1719 stellt eine überarbeitete Ausgabe der ersten Ausgabe dar. Da die Ausgabe von 1694 im Projektzeitraum nicht zur Verfügung stand, musste die Ausgabe von 1719 verwendet werden.
Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 438. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/454>, abgerufen am 22.11.2024.
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