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Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719.

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man ein Flecklein mit Blut unterlauffen da-
selbst unter der Haut antreffen. Denn der-
gleichen trug sich einmahl bey meines Camera-
den des Obristen Rosens Gemahlin zu Aug-
spurg zu, da ich das Kind öffnen ließ, funden
wir noch die Nadel im Gehirne stecken. Jst es
denn möglich mein allerliebster Herr Eckarth,
fragte die Generalin mit höchster Bestürtzung,
daß solch verteufeltes Geschmeisse in der Welt
zu finden sey? O verdammte Brut, sprach der
General, die ein unschuldiges Würmlein der-
gestalt, um sich an der Herrschafft offt eines
Straff-Worts halber zu rächen, auf die
Schlacht-Banck liefert, wann die Bestie noch
lebet, wie ich denn, alsbald ich nach Hause kom-
me, deswegen an den Grafen Condi schreiben
wil, soll ihr ein solcher Proceß gemacht werden,
daß gantz Nehmborland ein Andencken dieser
Mordthat haben soll. Eckarth antwortete,
Gnädige Frau, es geschehen noch viel heimli-
chere Mordthaten, die zu melden höchst-er-
schrecklich fallen würden. Aber Gnädiger
Graf, sie werden durch dergleichen Execution
einen Fluch auf mich bringen, doch ist dem also,
und ist besser, wo sie noch lebet, sie leide hier und
werde bekehret, als daß sie in der Sünde fort-
gehet und verdammet werde. Die Gräfin sag-
te: Jch muß es zugestehen, daß gewisser Ursa-

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man ein Flecklein mit Blut unterlauffen da-
ſelbſt unter der Haut antreffen. Denn der-
gleichen trug ſich einmahl bey meines Camera-
den des Obriſten Roſens Gemahlin zu Aug-
ſpurg zu, da ich das Kind oͤffnen ließ, funden
wir noch die Nadel im Gehirne ſtecken. Jſt es
denn moͤglich mein allerliebſter Herr Eckarth,
fragte die Generalin mit hoͤchſter Beſtuͤrtzung,
daß ſolch verteufeltes Geſchmeiſſe in der Welt
zu finden ſey? O verdammte Brut, ſprach der
General, die ein unſchuldiges Wuͤrmlein der-
geſtalt, um ſich an der Herrſchafft offt eines
Straff-Worts halber zu raͤchen, auf die
Schlacht-Banck liefert, wann die Beſtie noch
lebet, wie ich denn, alsbald ich nach Hauſe kom-
me, deswegen an den Grafen Condi ſchreiben
wil, ſoll ihr ein ſolcher Proceß gemacht werden,
daß gantz Nehmborland ein Andencken dieſer
Mordthat haben ſoll. Eckarth antwortete,
Gnaͤdige Frau, es geſchehen noch viel heimli-
chere Mordthaten, die zu melden hoͤchſt-er-
ſchrecklich fallen wuͤrden. Aber Gnaͤdiger
Graf, ſie werden durch dergleichen Execution
einen Fluch auf mich bringen, doch iſt dem alſo,
und iſt beſſer, wo ſie noch lebet, ſie leide hier und
werde bekehret, als daß ſie in der Suͤnde fort-
gehet und verdammet werde. Die Graͤfin ſag-
te: Jch muß es zugeſtehen, daß gewiſſer Urſa-

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[437/0453] man ein Flecklein mit Blut unterlauffen da- ſelbſt unter der Haut antreffen. Denn der- gleichen trug ſich einmahl bey meines Camera- den des Obriſten Roſens Gemahlin zu Aug- ſpurg zu, da ich das Kind oͤffnen ließ, funden wir noch die Nadel im Gehirne ſtecken. Jſt es denn moͤglich mein allerliebſter Herr Eckarth, fragte die Generalin mit hoͤchſter Beſtuͤrtzung, daß ſolch verteufeltes Geſchmeiſſe in der Welt zu finden ſey? O verdammte Brut, ſprach der General, die ein unſchuldiges Wuͤrmlein der- geſtalt, um ſich an der Herrſchafft offt eines Straff-Worts halber zu raͤchen, auf die Schlacht-Banck liefert, wann die Beſtie noch lebet, wie ich denn, alsbald ich nach Hauſe kom- me, deswegen an den Grafen Condi ſchreiben wil, ſoll ihr ein ſolcher Proceß gemacht werden, daß gantz Nehmborland ein Andencken dieſer Mordthat haben ſoll. Eckarth antwortete, Gnaͤdige Frau, es geſchehen noch viel heimli- chere Mordthaten, die zu melden hoͤchſt-er- ſchrecklich fallen wuͤrden. Aber Gnaͤdiger Graf, ſie werden durch dergleichen Execution einen Fluch auf mich bringen, doch iſt dem alſo, und iſt beſſer, wo ſie noch lebet, ſie leide hier und werde bekehret, als daß ſie in der Suͤnde fort- gehet und verdammet werde. Die Graͤfin ſag- te: Jch muß es zugeſtehen, daß gewiſſer Urſa- chen E e 3

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Zitationshilfe: Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 437. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/453>, abgerufen am 02.06.2024.