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Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719.

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siret bin, auch mir etwas davon gelesen zu ha-
ben nicht wissend, eine allzuschlechte Antwort
geben können. Eckarth fragte die Generalin;
Gnädige Frau, haben dieselben die Ursache des
Todes nicht erfahren? Nein werthester Herr
Eckarth antwortete die Generalin, etliche hiel-
ten es vor einen Schlag-Fluß, etliche vor ein
Erwürgen und jähen Steck-Fluß, der Medi-
cus
aber vermeynte, das Kind sey durch gewalt-
thätige Hand erwürget worden. Wurde a-
ber ferner keine Nachsuchung gethan? fragte
Eckarth. Nein! antwortete die Generalin,
der Graf hielte dafür, es müste es eine Hexe ge-
than haben, weil er an dergleichen Geschmeisse
scharffe Execution ergehen ließ. Jhro Hoch-
Gräflichen Gnaden versetzte Eckarth, gönnen
mir die Gnade/ dieses Herrleins Tod zu sagen.
Gar gerne sagte die Generalin, vielleicht, fuhr
Eckarth fort, ist das Kinder-Weib oder Amme,
wann sonsten dem Herrlein Niemand anders
zu nahe kommen, selbst Schuld daran. Die Ge-
neral
in erschrack sehr, fragende: Wie so?
Mons. Eckarth. Eckarth antwortete: dieses
leichtfertige Volck nehmen eine lange Nadel,
und stechen die Kinder bey der Oeffnung des
Haupts oder Blätlein ein, worauf die Kinder
einen jähen Gall oder Schrey thun und ster-
ben; wann man den Ort recht betrachtet, wird

man

ſiret bin, auch mir etwas davon geleſen zu ha-
ben nicht wiſſend, eine allzuſchlechte Antwort
geben koͤnnen. Eckarth fragte die Generalin;
Gnaͤdige Frau, haben dieſelben die Urſache des
Todes nicht erfahren? Nein wertheſter Herr
Eckarth antwortete die Generalin, etliche hiel-
ten es vor einen Schlag-Fluß, etliche vor ein
Erwuͤrgen und jaͤhen Steck-Fluß, der Medi-
cus
aber vermeynte, das Kind ſey durch gewalt-
thaͤtige Hand erwuͤrget worden. Wurde a-
ber ferner keine Nachſuchung gethan? fragte
Eckarth. Nein! antwortete die Generalin,
der Graf hielte dafuͤr, es muͤſte es eine Hexe ge-
than haben, weil er an dergleichen Geſchmeiſſe
ſcharffe Execution ergehen ließ. Jhro Hoch-
Graͤflichen Gnaden verſetzte Eckarth, goͤnnen
mir die Gnade/ dieſes Herrleins Tod zu ſagen.
Gar gerne ſagte die Generalin, vielleicht, fuhr
Eckarth fort, iſt das Kinder-Weib oder Amme,
wann ſonſten dem Herrlein Niemand anders
zu nahe kommen, ſelbſt Schuld daran. Die Ge-
neral
in erſchrack ſehr, fragende: Wie ſo?
Monſ. Eckarth. Eckarth antwortete: dieſes
leichtfertige Volck nehmen eine lange Nadel,
und ſtechen die Kinder bey der Oeffnung des
Haupts oder Blaͤtlein ein, worauf die Kinder
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ben; wann man den Ort recht betrachtet, wird

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[436/0452] ſiret bin, auch mir etwas davon geleſen zu ha- ben nicht wiſſend, eine allzuſchlechte Antwort geben koͤnnen. Eckarth fragte die Generalin; Gnaͤdige Frau, haben dieſelben die Urſache des Todes nicht erfahren? Nein wertheſter Herr Eckarth antwortete die Generalin, etliche hiel- ten es vor einen Schlag-Fluß, etliche vor ein Erwuͤrgen und jaͤhen Steck-Fluß, der Medi- cus aber vermeynte, das Kind ſey durch gewalt- thaͤtige Hand erwuͤrget worden. Wurde a- ber ferner keine Nachſuchung gethan? fragte Eckarth. Nein! antwortete die Generalin, der Graf hielte dafuͤr, es muͤſte es eine Hexe ge- than haben, weil er an dergleichen Geſchmeiſſe ſcharffe Execution ergehen ließ. Jhro Hoch- Graͤflichen Gnaden verſetzte Eckarth, goͤnnen mir die Gnade/ dieſes Herrleins Tod zu ſagen. Gar gerne ſagte die Generalin, vielleicht, fuhr Eckarth fort, iſt das Kinder-Weib oder Amme, wann ſonſten dem Herrlein Niemand anders zu nahe kommen, ſelbſt Schuld daran. Die Ge- neralin erſchrack ſehr, fragende: Wie ſo? Monſ. Eckarth. Eckarth antwortete: dieſes leichtfertige Volck nehmen eine lange Nadel, und ſtechen die Kinder bey der Oeffnung des Haupts oder Blaͤtlein ein, worauf die Kinder einen jaͤhen Gall oder Schrey thun und ſter- ben; wann man den Ort recht betrachtet, wird man

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Zitationshilfe: Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 436. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/452>, abgerufen am 10.06.2024.