schweren Kranckheiten gerathen werden, die nun in Ermangelung dessen bey dem Frauen- Zimmer auf ein gerathwohl müssen besorget werden, wann man nicht erst ex post facto, aber zu spät, wo Causa morbi gelegen, und die ent- standene Zufälle erreget worden sind, gewahr wird. Bey denen Kindern ist es etwas gewis- ser, denn ob die selben gleich nicht reden noch sa- gen können, was und wo es ihnen fehlet und wehe thut, so kan doch von dem Auswurff die gute und böse Verdauung und Zufliessung de- rer Feuchtig- und Unreinigkeiten sehr wohl ju- diciret und gerathen werden. Mein lieber Herr Siegfried, versetzte die Generalin, von ermel- deten genauen und besseren Unterricht zu ha- ben, bin ich so begierig als aufmercksam. Wann Jhro Gnaden mein verwegenes Plaudern in Hohen Gnaden auffnehmen wollen, so folge ich deren Befehl billich gehorsamst, bitte aber zugleich Jhro Excellenz sich zum General wen- dent, nehmen nicht in Ungnaden auf, wann ich nicht nach deroselben Vergnügen meine De- voirs und Schuldigkeit werde darlegen kön- nen. Herr Siegfried, sprach der General, was meiner lieben Gemahlin einiges Vergnügen er- wecket, kan mir keinen Verdruß machen. Hier- auff machte Siegfried einen Reverenz, und fuhr in seiner Rede fort; sagende: Die Säu-
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ſchweren Kranckheiten gerathen werden, die nun in Ermangelung deſſen bey dem Frauen- Zimmer auf ein gerathwohl muͤſſen beſorget werden, wann man nicht erſt ex poſt facto, aber zu ſpaͤt, wo Cauſa morbi gelegen, und die ent- ſtandene Zufaͤlle erreget worden ſind, gewahr wird. Bey denen Kindern iſt es etwas gewiſ- ſer, denn ob die ſelben gleich nicht reden noch ſa- gen koͤnnen, was und wo es ihnen fehlet und wehe thut, ſo kan doch von dem Auswurff die gute und boͤſe Verdauung und Zuflieſſung de- rer Feuchtig- und Unreinigkeiten ſehr wohl ju- diciret und gerathen werden. Mein lieber Herr Siegfried, verſetzte die Generalin, von ermel- deten genauen und beſſeren Unterricht zu ha- ben, bin ich ſo begierig als aufmerckſam. Wann Jhro Gnaden mein verwegenes Plaudern in Hohen Gnaden auffnehmen wollen, ſo folge ich deren Befehl billich gehorſamſt, bitte aber zugleich Jhro Excellenz ſich zum General wen- dent, nehmen nicht in Ungnaden auf, wann ich nicht nach deroſelben Vergnuͤgen meine De- voirs und Schuldigkeit werde darlegen koͤn- nen. Herr Siegfried, ſprach der General, was meiner lieben Gemahlin einiges Vergnuͤgen er- wecket, kan mir keinen Verdruß machen. Hier- auff machte Siegfried einen Reverenz, und fuhr in ſeiner Rede fort; ſagende: Die Saͤu-
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ſchweren Kranckheiten gerathen werden, die
nun in Ermangelung deſſen bey dem Frauen-
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werden, wann man nicht erſt ex poſt facto, aber
zu ſpaͤt, wo Cauſa morbi gelegen, und die ent-
ſtandene Zufaͤlle erreget worden ſind, gewahr
wird. Bey denen Kindern iſt es etwas gewiſ-
ſer, denn ob die ſelben gleich nicht reden noch ſa-
gen koͤnnen, was und wo es ihnen fehlet und
wehe thut, ſo kan doch von dem Auswurff die
gute und boͤſe Verdauung und Zuflieſſung de-
rer Feuchtig- und Unreinigkeiten ſehr wohl ju-
diciret und gerathen werden. Mein lieber Herr
Siegfried, verſetzte die Generalin, von ermel-
deten genauen und beſſeren Unterricht zu ha-
ben, bin ich ſo begierig als aufmerckſam. Wann
Jhro Gnaden mein verwegenes Plaudern in
Hohen Gnaden auffnehmen wollen, ſo folge
ich deren Befehl billich gehorſamſt, bitte aber
zugleich Jhro Excellenz ſich zum General wen-
dent, nehmen nicht in Ungnaden auf, wann ich
nicht nach deroſelben Vergnuͤgen meine De-
voirs und Schuldigkeit werde darlegen koͤn-
nen. Herr Siegfried, ſprach der General, was
meiner lieben Gemahlin einiges Vergnuͤgen er-
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Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Eckharts Medicinischen Maul-Affens" von Johann Christoph Ettner von Eiteritz wurde 1694 veröffentlicht. Die verwendete Ausgabe von 1719 stellt eine überarbeitete Ausgabe der ersten Ausgabe dar. Da die Ausgabe von 1694 im Projektzeitraum nicht zur Verfügung stand, musste die Ausgabe von 1719 verwendet werden.
Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 431. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/447>, abgerufen am 22.11.2024.
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