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Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719.

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die kleine Reise hieher zu thun, und wenigstens
einen frölichen Zuschauer und Gast abzuge-
ben: Weßhalben die Fräulein sich schuldigst
bedanckte. Unsere Compagnie brachte fast
vier Tage lang bey den General Solueki zu,
welchen sie mit allerhand möglichen Divertis-
sement,
und der Zeit nach leidenden Ergötz-
lichkeiten beehrte. Währender Zeit schiene
es als wann Hauptmann Kronau nicht eine
gemeine Liebe auff die holdseelige Fräulein So-
lueka
warff, und weil er ein Cavallier von
ungemeinen Qualitäten war, fande sich bey
der Fräulein auch eine nichts mindere Affe-
ction
gegen ihn, den Tag vor den Abschied
unser Compagnie, als sie zu Mittage speise-
ten, brachte die Fräulein Solueka eine grosse
silberne Schale, die mit einen Carmesin At-
laß bedeckt war, und praesentirte selbige Eckar-
then über der Tafel mit einen gebührenden
Reverentz, sagende: Werthester und tapffe-
rer Herr Eckarth mein Erlöser! Weiln der
Himmel zu deren Gemahlin mich nicht erkoh-
ren hat, so nehme er als mein gröster Wohl-
thäter, wenigstens diese geringe Danckbahr-
keit mit hohen Günsten von deren Dienerinne
an; Eckarth stund auf und sprach: Genädi-
ges Fräulein, das Geringste, geschweige die-
ses sind meine geschehene Meriten bey weiten

nicht

die kleine Reiſe hieher zu thun, und wenigſtens
einen froͤlichen Zuſchauer und Gaſt abzuge-
ben: Weßhalben die Fraͤulein ſich ſchuldigſt
bedanckte. Unſere Compagnie brachte faſt
vier Tage lang bey den General Soluęki zu,
welchen ſie mit allerhand moͤglichen Divertis-
ſement,
und der Zeit nach leidenden Ergoͤtz-
lichkeiten beehrte. Waͤhrender Zeit ſchiene
es als wann Hauptmann Kronau nicht eine
gemeine Liebe auff die holdſeelige Fraͤulein So-
luęka
warff, und weil er ein Cavallier von
ungemeinen Qualitaͤten war, fande ſich bey
der Fraͤulein auch eine nichts mindere Affe-
ction
gegen ihn, den Tag vor den Abſchied
unſer Compagnie, als ſie zu Mittage ſpeiſe-
ten, brachte die Fraͤulein Soluęka eine groſſe
ſilberne Schale, die mit einen Carmeſin At-
laß bedeckt war, und præſentirte ſelbige Eckar-
then uͤber der Tafel mit einen gebuͤhrenden
Reverentz, ſagende: Wertheſter und tapffe-
rer Herr Eckarth mein Erloͤſer! Weiln der
Himmel zu deren Gemahlin mich nicht erkoh-
ren hat, ſo nehme er als mein groͤſter Wohl-
thaͤter, wenigſtens dieſe geringe Danckbahr-
keit mit hohen Guͤnſten von deren Dienerinne
an; Eckarth ſtund auf und ſprach: Genaͤdi-
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[413/0429] die kleine Reiſe hieher zu thun, und wenigſtens einen froͤlichen Zuſchauer und Gaſt abzuge- ben: Weßhalben die Fraͤulein ſich ſchuldigſt bedanckte. Unſere Compagnie brachte faſt vier Tage lang bey den General Soluęki zu, welchen ſie mit allerhand moͤglichen Divertis- ſement, und der Zeit nach leidenden Ergoͤtz- lichkeiten beehrte. Waͤhrender Zeit ſchiene es als wann Hauptmann Kronau nicht eine gemeine Liebe auff die holdſeelige Fraͤulein So- luęka warff, und weil er ein Cavallier von ungemeinen Qualitaͤten war, fande ſich bey der Fraͤulein auch eine nichts mindere Affe- ction gegen ihn, den Tag vor den Abſchied unſer Compagnie, als ſie zu Mittage ſpeiſe- ten, brachte die Fraͤulein Soluęka eine groſſe ſilberne Schale, die mit einen Carmeſin At- laß bedeckt war, und præſentirte ſelbige Eckar- then uͤber der Tafel mit einen gebuͤhrenden Reverentz, ſagende: Wertheſter und tapffe- rer Herr Eckarth mein Erloͤſer! Weiln der Himmel zu deren Gemahlin mich nicht erkoh- ren hat, ſo nehme er als mein groͤſter Wohl- thaͤter, wenigſtens dieſe geringe Danckbahr- keit mit hohen Guͤnſten von deren Dienerinne an; Eckarth ſtund auf und ſprach: Genaͤdi- ges Fraͤulein, das Geringſte, geſchweige die- ſes ſind meine geſchehene Meriten bey weiten nicht

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Zitationshilfe: Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 413. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/429>, abgerufen am 10.06.2024.