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Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719.

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dir sterbe ich, in deine Hände befehle ich mei-
nen Geist, (hiermit fieng er an schwach zu re-
den,) erlöse mich von allen Ubel; darauff
streckte er die Arme gegen uns aus, und fielen
den jetzt Sterbenden mit dem Worte Amen,
noch etliche Thränen aus denen Augen, da-
mit verschied er ohne einige Ungeberde, und
ist hoffentlich in die ewige Freude und Herrlig-
keit eingangen. Nach seinen Tode öffneten
wir das Kästlein, das vor seinen Bette stunde,
in beywesen des Auditeurs und etlicher Offici-
rer, darinnen funden wir eine Schrifft oder
Testament, welches also lautete: Jch Domi-
nico Landre
tz vermache meine Seele GOtt
den Allmächtigen und Barmhertzigen, mei-
nen Leib der Erden, denen Armen und Kir-
chen 1500. Rthl. alles mein übriges Vermö-
gen, wie es Nahmen haben mag, den hoch-ge-
bohrnen Fräulein Sophia Solueka, aus wel-
chen sie mich, als einen Cavallier gehörig soll
begraben lassen, das andere mag sie als ihr ei-
gen Proper-Guth anwenden, wie es ihr ge-
fällig ist, und so fort: Worauff wir alles ver-
siegeln, und hieher nach Carnia haben bringen
lassen, der Cörper wurde dieweil beygesetzt,
und innerhalb vier Wochen wird mein Hertz-
liebster Herr Vater die Funeration austellen
lassen: Schönste Fräulein sprach Eckarth, daß

sie

dir ſterbe ich, in deine Haͤnde befehle ich mei-
nen Geiſt, (hiermit fieng er an ſchwach zu re-
den,) erloͤſe mich von allen Ubel; darauff
ſtreckte er die Arme gegen uns aus, und fielen
den jetzt Sterbenden mit dem Worte Amen,
noch etliche Thraͤnen aus denen Augen, da-
mit verſchied er ohne einige Ungeberde, und
iſt hoffentlich in die ewige Freude und Herrlig-
keit eingangen. Nach ſeinen Tode oͤffneten
wir das Kaͤſtlein, das vor ſeinen Bette ſtunde,
in beyweſen des Auditeurs und etlicher Offici-
rer, darinnen funden wir eine Schrifft oder
Teſtament, welches alſo lautete: Jch Domi-
nico Landre
tz vermache meine Seele GOtt
den Allmaͤchtigen und Barmhertzigen, mei-
nen Leib der Erden, denen Armen und Kir-
chen 1500. Rthl. alles mein uͤbriges Vermoͤ-
gen, wie es Nahmen haben mag, den hoch-ge-
bohrnen Fraͤulein Sophia Soluęka, aus wel-
chen ſie mich, als einen Cavallier gehoͤrig ſoll
begraben laſſen, das andere mag ſie als ihr ei-
gen Proper-Guth anwenden, wie es ihr ge-
faͤllig iſt, und ſo fort: Worauff wir alles ver-
ſiegeln, und hieher nach Carnia haben bringen
laſſen, der Coͤrper wurde dieweil beygeſetzt,
und innerhalb vier Wochen wird mein Hertz-
liebſter Herr Vater die Funeration auſtellen
laſſen: Schoͤnſte Fraͤulein ſprach Eckarth, daß

ſie
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[410/0426] dir ſterbe ich, in deine Haͤnde befehle ich mei- nen Geiſt, (hiermit fieng er an ſchwach zu re- den,) erloͤſe mich von allen Ubel; darauff ſtreckte er die Arme gegen uns aus, und fielen den jetzt Sterbenden mit dem Worte Amen, noch etliche Thraͤnen aus denen Augen, da- mit verſchied er ohne einige Ungeberde, und iſt hoffentlich in die ewige Freude und Herrlig- keit eingangen. Nach ſeinen Tode oͤffneten wir das Kaͤſtlein, das vor ſeinen Bette ſtunde, in beyweſen des Auditeurs und etlicher Offici- rer, darinnen funden wir eine Schrifft oder Teſtament, welches alſo lautete: Jch Domi- nico Landretz vermache meine Seele GOtt den Allmaͤchtigen und Barmhertzigen, mei- nen Leib der Erden, denen Armen und Kir- chen 1500. Rthl. alles mein uͤbriges Vermoͤ- gen, wie es Nahmen haben mag, den hoch-ge- bohrnen Fraͤulein Sophia Soluęka, aus wel- chen ſie mich, als einen Cavallier gehoͤrig ſoll begraben laſſen, das andere mag ſie als ihr ei- gen Proper-Guth anwenden, wie es ihr ge- faͤllig iſt, und ſo fort: Worauff wir alles ver- ſiegeln, und hieher nach Carnia haben bringen laſſen, der Coͤrper wurde dieweil beygeſetzt, und innerhalb vier Wochen wird mein Hertz- liebſter Herr Vater die Funeration auſtellen laſſen: Schoͤnſte Fraͤulein ſprach Eckarth, daß ſie

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Zitationshilfe: Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 410. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/426>, abgerufen am 09.06.2024.