Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719.

Bild:
<< vorherige Seite

wohl gefallen, und weil doch sein ihm selbst ver-
ursachendes Ende herzu nahet, so mache der
HErr JEsus aus ihm ein Kind der ewigen
Seeligkeit. Hierauff fielen ihm die Thränen
aus denen Augen, und druckte uns allen die
Hände, hernach bath er mit ihme zu beten,
und nachdem er vor GOtt und allen Heiligen
contestirte, daß es ihm alles hertzlich leid wä-
re, was er an allen und jeden begangen hätte,
wurde er von dem Priester absolvirt, em-
pfieng das Sanctissimum, und dann die letzte
Oelung. Da er denn nachdem er sich auf-
richten lassen, fragte: Nun ist alles vergeben?
Ja antworteten wir: Alles! Nun mein
GOtt sprach er: Wie gnädig bist du doch,
daß deine Langmüthigkeit mir vergönnet, mei-
nen von mir Beleidigten Abbitte zu thun, die
heilige Absolution und deinen heiligsten Leib,
nebenst dem heiligen Oel zu empfangen. Ha-
be Danck vor deine Treue und Barmhertzig-
keit. Lebet wohl wertheste Freunde, und ver-
schmähet nicht meinen letzten Willen nach mei-
nem Tode zu exequiren und zu erfüllen, aber
dir Blut-trieffender JEsu, was ich Böses ge-
than, ersetze mit deinem Gehorsam und Ver-
dienste, verbitte meine Boßheit bey deinen
himmlischen Vater, und dein heiliges Blut
vertrete mich bey ihm. Nun HErr JESU

dir
C c 5

wohl gefallen, und weil doch ſein ihm ſelbſt ver-
urſachendes Ende herzu nahet, ſo mache der
HErr JEſus aus ihm ein Kind der ewigen
Seeligkeit. Hierauff fielen ihm die Thraͤnen
aus denen Augen, und druckte uns allen die
Haͤnde, hernach bath er mit ihme zu beten,
und nachdem er vor GOtt und allen Heiligen
conteſtirte, daß es ihm alles hertzlich leid waͤ-
re, was er an allen und jeden begangen haͤtte,
wurde er von dem Prieſter abſolvirt, em-
pfieng das Sanctisſimum, und dann die letzte
Oelung. Da er denn nachdem er ſich auf-
richten laſſen, fragte: Nun iſt alles vergeben?
Ja antworteten wir: Alles! Nun mein
GOtt ſprach er: Wie gnaͤdig biſt du doch,
daß deine Langmuͤthigkeit mir vergoͤnnet, mei-
nen von mir Beleidigten Abbitte zu thun, die
heilige Abſolution und deinen heiligſten Leib,
nebenſt dem heiligen Oel zu empfangen. Ha-
be Danck vor deine Treue und Barmhertzig-
keit. Lebet wohl wertheſte Freunde, und ver-
ſchmaͤhet nicht meinen letzten Willen nach mei-
nem Tode zu exequiren und zu erfuͤllen, aber
dir Blut-trieffender JEſu, was ich Boͤſes ge-
than, erſetze mit deinem Gehorſam und Ver-
dienſte, verbitte meine Boßheit bey deinen
himmliſchen Vater, und dein heiliges Blut
vertrete mich bey ihm. Nun HErr JESU

dir
C c 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0425" n="409"/>
wohl gefallen, und weil doch &#x017F;ein ihm &#x017F;elb&#x017F;t ver-<lb/>
ur&#x017F;achendes Ende herzu nahet, &#x017F;o mache der<lb/>
HErr JE&#x017F;us aus ihm ein Kind der ewigen<lb/>
Seeligkeit. Hierauff fielen ihm die Thra&#x0364;nen<lb/>
aus denen Augen, und druckte uns allen die<lb/>
Ha&#x0364;nde, hernach bath er mit ihme zu beten,<lb/>
und nachdem er vor GOtt und allen Heiligen<lb/><hi rendition="#aq">conte&#x017F;ti</hi>rte, daß es ihm alles hertzlich leid wa&#x0364;-<lb/>
re, was er an allen und jeden begangen ha&#x0364;tte,<lb/>
wurde er von dem Prie&#x017F;ter <hi rendition="#aq">ab&#x017F;olvi</hi>rt, em-<lb/>
pfieng das <hi rendition="#aq">Sanctis&#x017F;imum,</hi> und dann die letzte<lb/>
Oelung. Da er denn nachdem er &#x017F;ich auf-<lb/>
richten la&#x017F;&#x017F;en, fragte: Nun i&#x017F;t alles vergeben?<lb/>
Ja antworteten wir: Alles! Nun mein<lb/>
GOtt &#x017F;prach er: Wie gna&#x0364;dig bi&#x017F;t du doch,<lb/>
daß deine Langmu&#x0364;thigkeit mir vergo&#x0364;nnet, mei-<lb/>
nen von mir Beleidigten Abbitte zu thun, die<lb/>
heilige <hi rendition="#aq">Ab&#x017F;olution</hi> und deinen heilig&#x017F;ten Leib,<lb/>
neben&#x017F;t dem heiligen Oel zu empfangen. Ha-<lb/>
be Danck vor deine Treue und Barmhertzig-<lb/>
keit. Lebet wohl werthe&#x017F;te Freunde, und ver-<lb/>
&#x017F;chma&#x0364;het nicht meinen letzten Willen nach mei-<lb/>
nem Tode zu <hi rendition="#aq">exequi</hi>ren und zu erfu&#x0364;llen, aber<lb/>
dir Blut-trieffender JE&#x017F;u, was ich Bo&#x0364;&#x017F;es ge-<lb/>
than, er&#x017F;etze mit deinem Gehor&#x017F;am und Ver-<lb/>
dien&#x017F;te, verbitte meine Boßheit bey deinen<lb/>
himmli&#x017F;chen Vater, und dein heiliges Blut<lb/>
vertrete mich bey ihm. Nun HErr JESU<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">C c 5</fw><fw place="bottom" type="catch">dir</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[409/0425] wohl gefallen, und weil doch ſein ihm ſelbſt ver- urſachendes Ende herzu nahet, ſo mache der HErr JEſus aus ihm ein Kind der ewigen Seeligkeit. Hierauff fielen ihm die Thraͤnen aus denen Augen, und druckte uns allen die Haͤnde, hernach bath er mit ihme zu beten, und nachdem er vor GOtt und allen Heiligen conteſtirte, daß es ihm alles hertzlich leid waͤ- re, was er an allen und jeden begangen haͤtte, wurde er von dem Prieſter abſolvirt, em- pfieng das Sanctisſimum, und dann die letzte Oelung. Da er denn nachdem er ſich auf- richten laſſen, fragte: Nun iſt alles vergeben? Ja antworteten wir: Alles! Nun mein GOtt ſprach er: Wie gnaͤdig biſt du doch, daß deine Langmuͤthigkeit mir vergoͤnnet, mei- nen von mir Beleidigten Abbitte zu thun, die heilige Abſolution und deinen heiligſten Leib, nebenſt dem heiligen Oel zu empfangen. Ha- be Danck vor deine Treue und Barmhertzig- keit. Lebet wohl wertheſte Freunde, und ver- ſchmaͤhet nicht meinen letzten Willen nach mei- nem Tode zu exequiren und zu erfuͤllen, aber dir Blut-trieffender JEſu, was ich Boͤſes ge- than, erſetze mit deinem Gehorſam und Ver- dienſte, verbitte meine Boßheit bey deinen himmliſchen Vater, und dein heiliges Blut vertrete mich bey ihm. Nun HErr JESU dir C c 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/425
Zitationshilfe: Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 409. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/425>, abgerufen am 22.11.2024.