Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719.

Bild:
<< vorherige Seite

te, der würde ihm gewiß davor Danck wissen,
der Kerl bekam einen grossen Zulauff, allein
es hieß in kurtzen, ultima frigent Summa, es
gieng auf ein la mi aus, und verschwunde die
Türckische Masquera mit seinem Collegiaten
ehe es jemand innen wurde; Der General
gab vor, wer weiß ob er nicht falsche Haare
gehabt? Eckarth antwortete: Mein Herr
Graf, nein; Die Sprache verrieth seine Ju-
gend wohl, vielleicht hat er die Haare und
Bart mit Beeren-Schmaltz eingeschmieret.
Der General versetzte, als ich Lieutenant
war, solte ich 40. biß 50. Personen anwer-
ben, ich hatte damahln wenig Liebhaber, end-
lich resolvirte ich mich, grieff die lang Bär-
tigen Land-Bettler an, ließ ihnen die
Bärte abscheren, und befunde, daß unter
dieser |Larve ich die bravesten und dem Alter
nach junge und tügliche Personen antraff;
Diese ließ ich alle in Fessel legen, und durch
meine Leuthe bewachen, gab ihnen aber was
ihnen nöthig war, ich bekam meine Zahl inner-
halb 4. Wochen voll, da ließ ich meine zusam-
men geraffelte Personen gefesselt auf vier
Wagen laden, und ließ sie den Sammel-
Platz zuführen, und waren meine unter denen
neu Angeworbenen die besten Pursche, so
wnd es hier auch gewesen seyn. Andreas, ist

euch

te, der wuͤrde ihm gewiß davor Danck wiſſen,
der Kerl bekam einen groſſen Zulauff, allein
es hieß in kurtzen, ultima frigent Summa, es
gieng auf ein la mi aus, und verſchwunde die
Tuͤrckiſche Maſquera mit ſeinem Collegiaten
ehe es jemand innen wurde; Der General
gab vor, wer weiß ob er nicht falſche Haare
gehabt? Eckarth antwortete: Mein Herr
Graf, nein; Die Sprache verrieth ſeine Ju-
gend wohl, vielleicht hat er die Haare und
Bart mit Beeren-Schmaltz eingeſchmieret.
Der General verſetzte, als ich Lieutenant
war, ſolte ich 40. biß 50. Perſonen anwer-
ben, ich hatte damahln wenig Liebhaber, end-
lich reſolvirte ich mich, grieff die lang Baͤr-
tigen Land-Bettler an, ließ ihnen die
Baͤrte abſcheren, und befunde, daß unter
dieſer |Larve ich die braveſten und dem Alter
nach junge und tuͤgliche Perſonen antraff;
Dieſe ließ ich alle in Feſſel legen, und durch
meine Leuthe bewachen, gab ihnen aber was
ihnen noͤthig war, ich bekam meine Zahl inner-
halb 4. Wochen voll, da ließ ich meine zuſam-
men geraffelte Perſonen gefeſſelt auf vier
Wagen laden, und ließ ſie den Sammel-
Platz zufuͤhren, und waren meine unter denen
neu Angeworbenen die beſten Purſche, ſo
wnd es hier auch geweſen ſeyn. Andreas, iſt

euch
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0410" n="394"/>
te, der wu&#x0364;rde ihm gewiß davor Danck wi&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
der Kerl bekam einen gro&#x017F;&#x017F;en Zulauff, allein<lb/>
es hieß in kurtzen, <hi rendition="#aq">ultima frigent Summa,</hi> es<lb/>
gieng auf ein <hi rendition="#aq">la mi</hi> aus, und ver&#x017F;chwunde die<lb/>
Tu&#x0364;rcki&#x017F;che <hi rendition="#aq">Ma&#x017F;quera</hi> mit &#x017F;einem <hi rendition="#aq">Collegiat</hi>en<lb/>
ehe es jemand innen wurde; Der <hi rendition="#aq">General</hi><lb/>
gab vor, wer weiß ob er nicht fal&#x017F;che Haare<lb/>
gehabt? Eckarth antwortete: Mein Herr<lb/>
Graf, nein; Die Sprache verrieth &#x017F;eine Ju-<lb/>
gend wohl, vielleicht hat er die Haare und<lb/>
Bart mit Beeren-Schmaltz einge&#x017F;chmieret.<lb/>
Der <hi rendition="#aq">General</hi> ver&#x017F;etzte, als ich <hi rendition="#aq">Lieutenant</hi><lb/>
war, &#x017F;olte ich 40. biß 50. Per&#x017F;onen anwer-<lb/>
ben, ich hatte damahln wenig Liebhaber, end-<lb/>
lich <hi rendition="#aq">re&#x017F;olvi</hi>rte ich mich, grieff die lang Ba&#x0364;r-<lb/>
tigen Land-Bettler an, ließ ihnen die<lb/>
Ba&#x0364;rte ab&#x017F;cheren, und befunde, daß unter<lb/>
die&#x017F;er |Larve ich die brave&#x017F;ten und dem Alter<lb/>
nach junge und tu&#x0364;gliche Per&#x017F;onen antraff;<lb/>
Die&#x017F;e ließ ich alle in Fe&#x017F;&#x017F;el legen, und durch<lb/>
meine Leuthe bewachen, gab ihnen aber was<lb/>
ihnen no&#x0364;thig war, ich bekam meine Zahl inner-<lb/>
halb 4. Wochen voll, da ließ ich meine zu&#x017F;am-<lb/>
men geraffelte Per&#x017F;onen gefe&#x017F;&#x017F;elt auf vier<lb/>
Wagen laden, und ließ &#x017F;ie den Sammel-<lb/>
Platz zufu&#x0364;hren, und waren meine unter denen<lb/>
neu Angeworbenen die be&#x017F;ten Pur&#x017F;che, &#x017F;o<lb/>
wnd es hier auch gewe&#x017F;en &#x017F;eyn. Andreas, i&#x017F;t<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">euch</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[394/0410] te, der wuͤrde ihm gewiß davor Danck wiſſen, der Kerl bekam einen groſſen Zulauff, allein es hieß in kurtzen, ultima frigent Summa, es gieng auf ein la mi aus, und verſchwunde die Tuͤrckiſche Maſquera mit ſeinem Collegiaten ehe es jemand innen wurde; Der General gab vor, wer weiß ob er nicht falſche Haare gehabt? Eckarth antwortete: Mein Herr Graf, nein; Die Sprache verrieth ſeine Ju- gend wohl, vielleicht hat er die Haare und Bart mit Beeren-Schmaltz eingeſchmieret. Der General verſetzte, als ich Lieutenant war, ſolte ich 40. biß 50. Perſonen anwer- ben, ich hatte damahln wenig Liebhaber, end- lich reſolvirte ich mich, grieff die lang Baͤr- tigen Land-Bettler an, ließ ihnen die Baͤrte abſcheren, und befunde, daß unter dieſer |Larve ich die braveſten und dem Alter nach junge und tuͤgliche Perſonen antraff; Dieſe ließ ich alle in Feſſel legen, und durch meine Leuthe bewachen, gab ihnen aber was ihnen noͤthig war, ich bekam meine Zahl inner- halb 4. Wochen voll, da ließ ich meine zuſam- men geraffelte Perſonen gefeſſelt auf vier Wagen laden, und ließ ſie den Sammel- Platz zufuͤhren, und waren meine unter denen neu Angeworbenen die beſten Purſche, ſo wnd es hier auch geweſen ſeyn. Andreas, iſt euch

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/410
Zitationshilfe: Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 394. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/410>, abgerufen am 22.11.2024.